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Rationelle Montagetechnik: Turbo für die Wertschöpfung

Uwe Bolz

Montagearbeiten sind das, was der SHK-Installateur vor Ort überwiegend ausführt. Verkaufsgespräche, Vertragsverhandlungen, Produktauswahl, Planungen und Bestellungen sind dann bereits abgeschlossen und sollten die Grundlage für ein erfolgreiches Bauvorhaben liefern. Damit werden Organisation und Montagetechnik zu den wichtigsten Faktoren in der Phase der Projektabwicklung. Sie entscheiden, ob der erwartete Gewinn realisiert werden kann – oder ob die Baustelle Verluste einfährt.

Es ist also für jeden Betrieb sinnvoll, einzelne Abläufe oder Teilgewerke immer wieder kritisch und aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und gegebenenfalls zu optimieren. Das soll hier für die Rohrleitungsmontage geschehen.

Montageschienen vs. Einzelaufhängungen

Bei größeren Wohngebäuden und erst recht in Industrie- und Gewerbeanlagen ist die Verwendung von Montageschienen für die Rohrleitungsmontage nicht mehr wegzudenken. Bei Einfamilienhäusern und Gebäuden mit wenigen Wohneinheiten sind daneben vermehrt auch Einzelabhängungen zu finden.

Bei einem einzelnen Rohr dürfte das auch das Mittel der Wahl sein, aber wenn zwei oder mehr Rohre parallel unter der Decke verlaufen, dann stellt sich die Frage, ob hier eine Montageschiene nicht sinnvoller ist als die Einzelabhängung. Und in der Tat gibt es Kriterien, die diese Frage beantworten.

Wenn’s ums Geld geht …

Fangen wir mit den Kosten für Material und Arbeitszeit an. Hierzu hat Volker Weber, Leiter Produktmanagement der Mefa Befestigungs- und Montagesysteme in Kupferzell für einen Vergleich von Montagezeiten und Materialkosten ein Schema erstellt. Für das Material wurden die Listenpreise eingesetzt.

Die erforderlichen Arbeitsgänge für die Aufhängung eines einzelnen Rohres sind: bohren, einen Dübel setzen, eine Gewindestange eindrehen, kontern und eine Rohrschelle montieren. Die Alternative hierzu sind Schienen, die mit jeweils zwei Dübeln in der Decke fixiert werden.

Hängt die Schiene erst einmal, dann lassen sich die einzelnen Rohre jeweils mit geringerem Aufwand befestigen – vor allem wenn der Monteur Schnellmontagesysteme verwendet. Ab einer gewissen Anzahl von Rohren ist also die Schienenmontage definitiv kostengünstiger, weil die gesparte Arbeitszeit immer mehr ins Gewicht fällt.

Viele Schritte sind bei beiden Montagevarianten gleich. Deshalb reicht es aus, wenn für einen Vergleich lediglich die Arbeitsschritte betrachtet werden, bei denen sich die Arbeiten unterscheiden.

Nicht zu berücksichtigen wären deshalb zum Beispiel die Bereitstellung der für die Montage erforderlichen Werkzeuge und Teile sowie das Aufräumen des Arbeitsplatzes hinterher. Bei der Einzel­aufhängung sind folgende variable Größen beim Zeitaufwand zu berücksichtigen:

  • Leiter stellen pro Loch (1 min),
  • Loch anzeichnen und bohren (2 min),
  • Dübel setzen (1 min),
  • Gewindestange eindrehen und kontern (2 min),
  • Rohrschelle aufschrauben (1 min).

Bei der Deckenschienenmontage für eine einzelne Rohrschelle fällt der Aufwand für das Anstellen der Leiter und das Bohren natürlich doppelt an (6 min). Das Zusägen der Schiene kommt hinzu (3 min) und die Schiene wird an der Decke mit zwei Dübeln befestigt (3 min).

Für die Modellrechnung wird das Schnellmontagesystem Stex 35 von Mefa gewählt: Für dieses leichte System ist eine halbe Minute Montagezeit eher großzügig bemessen. Bei konventionellen Befestigungen ist in der Regel ein höherer Zeitaufwand zu berücksichtigen.

Gleich fällt bei beiden Verfahren wiederum das Eindrehen und Kontern der Gewindestange und das Anschrauben der Rohrschelle ins Gewicht (3 min). Bis auf den Stundensatz sind damit alle Bedingungen für einen Vergleich festgelegt.

Jetzt lassen sich Vergleichskosten für Einzelabhängungen und die Schienenmontage über die Zahl der Rohre in einem Schaubild als Geraden darstellen. Bei einem Stundensatz von 60 Euro schneiden sich die Geraden zwischen elf und zwölf Rohrleitungen. Allerdings ist der Winkel zwischen diesen Geraden flach.

Die Differenzkosten für die Einzelaufhängung mit der Schienenmontage (Rohrschelle Omnia MB und 35er-Montageschiene) sind hier über der Anzahl der Rohrleitungen dargestellt. Die ­beiden Geraden schneiden sich bei theoretischen 11,68 Rohren, ab 12 Rohren ist die Schienenmontage also kostengünstiger.

Das heißt, das Ergebnis ist sehr empfindlich gegenüber Veränderungen der Parameter, die – wie gesagt – aus Annahmen bestehen. Die Vergleichsrechnung gibt also eine Genauigkeit vor, die in der Praxis nicht vorhanden ist.

Der reine Kostenvergleich liefert damit keine belastbaren Ergebnisse. Vielmehr lässt sich festhalten, dass die Zahl der Rohrleitungen für die Entscheidung, ob eine Einzel- oder Schienenmontage sinnvoller ist, eine untergeordnete Relevanz hat. Es gibt andere Kriterien, die für die Entscheidung, ob die Schiene oder die Einzelaufhängung zu bevorzugen ist, wesentlich relevanter sind.

Reduzierung des Faktors Arbeit

Ein ganzes Bündel von Kriterien lässt sich unter dem Oberbegriff „Schonung des Faktors Arbeit“ zusammenfassen. In Zeiten des Fachkräftemangels ist diese für unsere gesamte Branche von zentraler Bedeutung. Bei der Rohrleitungsmontage wären die Punkte, die für die Bevorzugung der Schienenmontage sprechen, Revisionierbarkeit bei nachträglichen Änderungswünschen oder eventuellen Montagefehlern, Erweiterbarkeit auch über das Gewerk hinaus, Zeitersparnis und last but not least die Ästhetik der Installation.

Beim Vergleich der Arbeitszeit sehen die Verhältnisse anders aus. Hier liegt der Schnittpunkt bei einer geringen Anzahl von Rohrleitungen. Das heißt: Bei vergleichbaren Gesamtkosten für den Bauherrn spart der ausführende Betrieb bei der Schienenmontage Arbeitszeit ein.

Zeitersparnis: Die qualifizierte Arbeitskraft ist der limitierende Faktor auf dem Bau. Die Schienenmontage spart Zeit und erhöht die Ertragskraft – vor allem beim Einsatz einer der einschlägigen Schnellmontagetechniken. Für die Parameter des obigen Differenzkostenvergleichs werden bei der zweiten Grafik die reinen Montagezeiten dargestellt.

Hier liegt der Schnittpunkt, ab dem die Montagezeiten günstiger sind, schon bei etwas über drei Rohrleitungen. Bei der Schienenmontage lässt sich durch den erhöhten Materialeinsatz also schon bei verhältnismäßig wenigen Rohrleitungen Arbeitszeit in erheblichem Umfang einsparen.

Revisionierbarkeit: Auf welcher Baustelle gibt es keine Änderungen oder Fehler? Bei der Schienenmontage lassen sich Rohrleitungen mit wenig Aufwand und ohne zusätzliche Löcher in der Decke korrigieren.

Erweiterbarkeit: Die haustechnische Aufrüstung durch Automatisierung und neue Energieträger ist im vollen Gang. Mit einer großzügigen Schienenkonstruktion lassen sich schnell weitere Leitungen montieren wie Soleleitungen für Solarkollektoren, Pressluftleitungen bei Gewerbebetrieben und Kabeltrassen.

Dabei lässt sich bei Bedarf vielleicht sogar noch eine weitere Installationsebene einführen, denn wenn mehrere gedämmte Rohre mit geringem Abstand parallel zueinander verlaufen, wird es eng. Durch das Unterhängen weiterer Schienen lassen sich zusätzliche Rohrleitungen auf einer anderen Höhe platzieren.

Ästhetik: Ein guter Handwerker will auf seine Arbeit stolz sein. Hängt mal ein Rohr etwas schief im Raum, dann ist die Korrektur bei Einzelabhängung aufwendig und es bleibt zudem ein unschönes Loch in der Decke.

Bei Schienen lassen sich die Rohrverläufe mit geringem Aufwand korrigieren bzw. die Schrauben werden erst dann angezogen, wenn alle Rohre richtig hängen. Noch viel mehr gilt das in Bereichen mit Publikumsverkehr und wenn erhöhte Ansprüche an die Architektur gestellt werden.

Vor allem bei vielen Rohrleitungen kommen die Vorzüge der Schienenmontage und der Schnellverschlusstechnik bei Rohrschellen zum Tragen. Beide sparen Arbeitszeit und sind damit ein wichtiger Beitrag zur Wertschöpfung.

Fazit

Eine Faustformel wie: „Ab X Rohrleitungen sollte die Schienenmontage bevorzugt werden“, macht wenig Sinn. Vielmehr stellt sich die Frage, ob nicht bereits ab zwei Rohrleitungen eine Montageschiene die bessere Lösung darstellt. Die Argumente in den Abschnitten Revisionierbarkeit, Erweiterbarkeit, Zeitersparnis und Ästhetik legen diesen Schluss nahe.

Dieser Artikel von Dr. Uwe Bolz ist zuerst erschienen in SBZ Ausgabe 14/2020. Dr. Uwe Bolz ist ­Redakteur bei der id pool GmbH in 70376 Stuttgart.

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