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Jenseits der Norm? Sockelabdichtung auf nicht-massivem Untergrund

Silke Sous, Klaus Wilmes, Matthias Zöller
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Sowohl die Norm als auch Richtlinien setzen für die Abdichtung von Sockelzonen massive Untergründe voraus. Doch in der Realität finden sich an der Sockelzone zunehmend weiche Untergründe aus Dämmstoff- oder Holzwerkstoffplatten. Eine Studie hat sich mit der Frage beschäftigt: Wie geeignet und dauerhaft ist die herkömmliche Sockelabdichtung auf nicht-massiven Untergründen?

Abb. 1: Blechbekleidung an der Sockelabdichtung eines Einfamilienhauses in Holzbauweise, die vor UV-Strahung und meachnischer Beschädigung schützt.

Mit zunehmenden Anforderungen an den energetischen Gebäudestandard finden sich an der Sockelzone zunehmend weiche Untergründe aus Dämmstoff- oder Holzwerkstoffplatten. Doch lassen nicht-massive Untergründe sich mit der herkömmlichen Sockelabdichtung vereinbaren? Eine Forschungsarbeit des AIBau hat sich mit dieser Frage beschäftigt, um Ausführungshinweise für eine Bauweise von Abdichtungen zu geben, die in der Norm bislang noch nicht beschrieben ist.

Abdichtung Sockelbereich im Mauerwerk

Im Mauerwerksbau werden im Sockelbereich regelmäßig Abdichtungen auf massiven Untergründen aus Mauerwerk oder Beton verarbeitet. Im Holzbau (z.B. Fertighäuser in Holztafelbauweise) sind hingegen plattenförmige Holzwerkstoffe in den Sockelbereichen als Untergrund für die Abdichtung üblich. Aber auch bei Gebäuden in massiver Bauweise werden in der Sockelzone mittlerweile häufig Abdichtungen nicht hinter Perimeterdämmplatten, sondern auf deren Außenseiten geführt.

In der Norm für Bauwerksabdichtungen [1] und den Richtlinien für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen [2] bzw. flexiblen Dichtungsschlämmen [3] sind die Anforderungen an den Untergrund und die Verarbeitung der Stoffe geregelt. Es werden aber mit nur wenigen Ausnahmen – z.B. an Deckenstirnflächen einbetonierte extrudierte Polystyrolhartschaumplatten – massive Untergründe wie Beton oder Mauerwerk berücksichtigt. Die Eignungsprüfungen der Abdichtungsstoffe werden auf festen Baustoffen wie Beton oder Mauerwerk vorgenommen, nicht aber auf Dämmstoff- oder Holzwerkstoffuntergründen.

Die hier vorgestellte Forschungsarbeit [4] beschäftigt sich mit der Dauerhaftigkeit der Sockelabdichtung auf nicht-massiven Untergründen. Es geht dabei um die Frage, ob die Abdichtungen für solche Zwecke geeignet sind, und es werden Hinweise gegeben, wie sich diese in den Normen noch nicht beschriebene Bauweise in der Praxis zuverlässig anwenden lässt.

Studie: Umfrage unter Sachverständigen und Herstellern

Die Untersuchung beruht auf Umfragen unter Bausachverständigen für Schäden an Gebäuden, für Holzbau sowie unter Abdichtungsherstellern. Von den befragten 1169 Sachverständigen und Herstellern haben 132 Personen geantwortet. 22 Sachverständige berichteten von schadenfreien Abdichtungen auf Holz- oder Dämmstoffuntergründen an 97 Gebäuden (Abb. 1).

21 Teilnehmer verwiesen auf negative Erfahrungen bei 94 Gebäuden mit Abdichtungen auf nicht-massiven Untergründen. Somit sind etwa gleich vielen Umfrageteilnehmern schadenfreie wie auch schadhaft gewordene Abdichtungen auf nicht-massiven Sockeluntergründen bekannt. Zu einigen Fällen (sowohl Schadensfälle als auch Positivbeispiele) wurden umfangreiche Informationen über Schadensverlauf, Untersuchungen und Instandsetzungsempfehlungen bzw. ‑maßnahmen in Bezug auf die Sockelabdichtung übermittelt.

Die Schadensursachen sind in dem Balkendiagramm in Abb. 2 aufgeschlüsselt. Die Schadensfolgen sind jeweils gleichartig: Putzabplatzungen im Sockelbereich, Durchfeuchtungen des Wandquerschnitts, Schimmelpilzbildungen sowie Feuchtigkeitsschäden an den Innenseiten von Außenwänden. Zu den einzelnen Ursachengruppen werden in der Forschungsarbeit [4] typische Schadensbeispiele beschrieben.

Hersteller wissen offenbar, wann ihr jeweiliges Produkt im Bereich Sockelabdichtung gut anwendbar sowie dauerhaft ist und wo die Anwendungsgrenzen liegen. Allerdings teilen nur einige dies in umfangreicheren und über den üblichen Inhalt von technischen Merkblättern hinausgehenden Verarbeitungsanleitungen mit.

Abb.2: Angaben der Sachverständigen zu den Ursachen der Schadensfälle (Mehrfachnennungen möglich).

Empfehlungen: Sockelabdichtung auf nicht-massivem Untergrund

Bei Abdichtungen an nicht-massiven Sockeln sind grundsätzlich folgende Aspekte aufeinander abzustimmen:

  • über die Nutzungszeit zu erwartende Einwirkung von Wasser auf den Sockel, gegebenenfalls getrennt nach den erdberührten Bereichen und denen oberhalb des Geländes;
  • nach Verarbeitung der Abdichtung zu erwartende Rissbildung des Untergrunds und Rissüberbrückungsfähigkeit der Abdichtungsbauart;
  • Feuchteempfindlichkeit des Untergrunds hinsichtlich Dauerhaftigkeit gegenüber mikrobiologischen Einwirkungen bzw. Frost-Tau-Wechsel bei Feuchtigkeit.

Die Anschlüsse der Sockelabdichtung an unteren (an z.B. Bodenplatten), oberen (an z.B. Fassaden oder Fenster-/Türblendrahmen) und seitlichen Rändern (an z.B. Fenster-/Türblendrahmen) sind auf die Wassereinwirkung sowie die Feuchteempfindlichkeit der Anschlussbauteile abzustimmen.

Abdichtung: Reduzierung der Wassereinwirkung

Um stauendes Wasser im Sockelbereich durch z.B. Geländeüberflutungen zu vermeiden, soll das Gefälle des Geländes vom Gebäude wegführen. Insbesondere Haus- oder Terrasseneingänge sollen höher als das umgebende Gelände liegen, damit gestautes Wasser von der Geländeoberfläche nicht an das Gebäude gelangen kann.

Nach den Grundsätzen der DIN 18533-1 Abschnitt 8 lassen sich bei Hanglage mit Neigung des Geländes zum Gebäude unnötige Wassereinwirkungen vermeiden, wenn in einem gewissen Abstand vor dem Gebäude ausreichend leistungsfähige Mulden, Rinnen oder entwässerte Kiesstreifen angeordnet werden, die das Oberflächenwasser ableiten oder zumindest vom Gebäude fernhalten.

Dazu ist allerdings anzumerken, dass Kiesstreifen die Wirkung von Wasser auf die Abdichtung unterhalb der Geländeoberkante erhöhen, was bei Belägen oder vergleichbaren wasserableitenden Deckschichten in der Sockelzone, die vom Gebäude weg geneigt sind, nicht der Fall ist. Eingänge sollen grundsätzlich höher als das umliegende Gelände liegen, Höhenunterschiede können durch Stufen oder Rampen ausgeglichen werden.

Abb. 3: Diese schalenförmigen Ablösungen von Porenbetonmauerwerk im Sockelbereich entstanden durch Überlagerung von hoher Feuchtigkeit und Frost.

Nicht-massive Untergründe: Abdichtung abstimmen

Nicht-massive Untergründe sollten entweder für den Sockel selbst ausreichend fest und lagestabil oder ausreichend fest mit einem massiven Untergrund verbunden sein. Welches Abdichtungssystem man für den Sockel wählt, hängt davon ab, wie feuchteempfindlich der Untergrund ist. Während Dämmstoffe wie EPS- oder XPS-Hartschäume als feuchteunempfindlich eingestuft werden können, sind Holz und Holzwerkstoffe bis auf wenige Ausnahmen feuchteempfindlich und können bei länger anhaltender Feuchtigkeit oberhalb des Fasersättigungsbereiches durch Fäulnis zerfallen. Porenbetonmauerwerk ist im feuchten Zustand frostempfindlich und deswegen den feuchteempfindlichen Untergründen zuzuordnen (Abb. 3).

Abb. 4: Kalt-Selbstklebebahn (KSK) als Abdichtung des Boden-Wand-Anschlusses.

Wassereinwirkung, Rissanfälligkeit, Verträglichkeit der Stoffe

Bei der Auswahl der Sockelabdichtung sind nicht nur die Eigenschaften des nicht-massiven Untergrunds (Rissbildung und -erweiterung) und die Einwirkung von Wasser von außen zu berücksichtigen, sondern auch die Abdichtungsanschlüsse an die umfassenden Bauteile sowie die Durchdringungen.

Die Stoffe der Abdichtung sind auf die zu erwartenden Rissaufweitungen des Untergrunds abzustimmen. Da Holzwerkstoffe und Massivhölzer schwinden oder quellen können, sind diese Untergründe in Analogie zur DIN 18533‑1 der Rissklasse R4-E zuzuordnen, dem rissanfälligsten Untergrund.

Für die Sockelabdichtung nicht-massiver Untergründe im Sockelbereich sind grundsätzlich geeignet:

  • bahnenförmige Abdichtungen (Bitumenbahnen, Kunststoffbahnen); sie sind geeignet bei: drückendem Wasser aus Stau- , Grund- oder Hochwasserbeanspruchung, Rissbreitenänderungen im Untergrund 5 mm (Abb. 4);
  • Abdichtungen mit Flüssigkunststoffen (FLK); geeignet bei: Bodenfeuchte und (nicht drückendem) Sickerwasser, Rissbreitenänderungen im Untergrund 1 mm;
  • Abdichtungen mit flüssig zu verarbeitenden Bitumendickbeschichtungen (PMBC); geeignet bei: Bodenfeuchte und nicht drückendem Wasser, Rissbreitenänderungen im Untergrund 1 mm.

Hingegen sind mineralische Dichtungsschlämmen als Abdichtung für den Sockel bei nicht-massiven Untergründen ungeeignet, da sie Risse nur unzureichend überbrücken können. (Abb. 5).

Abb. 5: Die im Sockelbereich verwendeten EPS-Dämmplatten wurden mit Dichtungsschlämme abgedichtet. DieStoßfugen der Dämmplatten zeichnen sich als Risse in der Schlämme ab.

Bei der Auswahl der Abdichtung für den Sockel ist zu klären, ob diese auf den Untergründen materialverträglich verarbeitet werden können. Zudem muss gewährleistet sein, dass die Untergründe keine Schäden an der Schicht der Abdichtung z.B. durch Fugenrandbewegungen verursachen und die Abdichtungsstoffe den mechanischen Einwirkungen standhalten können.

Werden die An- und Abschlüsse der Abdichtungen in der Sockelzone durch Spritz- oder Stauwasser beansprucht, sind diese jeweils so an Bauteile anzuschließen, dass sie nicht hinterlaufen werden können.

Im Bereich bis zu 5cm über Oberkante des angrenzenden Geländes sollen an Sockeln keine feuchteempfindlichen Untergründe z.B. aus Holz verwendet werden. In der darüber liegenden Sockelzone ist dies hingegen weniger riskant, da es hier deutlich unwahrscheinlicher ist, dass sich z.B. durch bauphysikalische Vorgänge Feuchtigkeit innerhalb der Hölzer bzw. Holzwerkstoffe bildet.

Bei flächigen, diffusionsdichten Abdichtungen auf der Außenseite von Holzkonstruktionen ist mit Feuchtigkeitsanreicherungen hinter der Abdichtung zu rechnen. Die streifenförmige Sockelabdichtung sollte auf feuchteempfindlichen Holzuntergründen auf ca. 15cm in der Höhe begrenzt werden.

Das Problem lässt sich geschickt umgehen, wenn man die Bodenplatte gegenüber der Geländekante höher anordnet. Oder man entscheidet sich, für die unteren Bereiche von Außenbauteilen feuchteunempfindliche Baustoffe zu wählen.

Oberer Rand der Abdichtung

Der Sockel wird in der Abdichtungsnorm als Streifen zwischen 30cm oberhalb und bis 20cm unterhalb der Geländeoberfläche definiert. Dieser ist gegen Spritzwasser und gebenenfalls Hochwasser sowie die Wassereinwirkung aus dem Boden zu schützen. Abdichtungen sollen planmäßig 30cm und im fertigen Zustand, nach Herstellung der Außenanlagen, 15 cm über Geländeoberfläche bzw. den Bemessungswasserstand reichen.

Auf die Aufkantung der Sockelabdichtung kann verzichtet werden, wenn die Stoffe und Bauteile in der Sockelzone wasserabweisend sind (z.B. durch rissüberbrückende mineralische Dichtungsschlämmen) und der Anschlussbereich der Abdichtung nicht hinterlaufen werden kann. Wasserabweisende Putze sind grundsätzlich auch geeignet, sie sind aber nicht normativ geregelt.

Bahnenförmige Abdichtungen sollen mit einer Klemmkonstruktion gegen Abrutschen gesichert und das Hinterlaufen der Abdichtung geschützt werden (Abb. 6, 7). Bewahren z. B. Abdeckungen vor unmittelbarer Bewitterung und Niederschlag, reichen Maßnahmen gegen Abrutschen oder Abkippen.

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