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Aus der Praxis: Heizen mit einem Pellets-Stirling-Motor

Christian Dany

Mit viel Sinn für Nachhaltigkeit und regionaltypisches Bauen hat Daniel Zeitler das Handwerkerhaus seiner Großeltern in Nesselwang renoviert und zu seinem Wohnhaus umgebaut. Das massive Bruchsteinmauerwerk des 140 Jahre alten Gebäudes ließ Zeitler stehen und renovierte die Räume im Untergeschoss: Aus der früheren Schreinerwerkstatt wurden Küche und Wohnbereich, das Obergeschoss aus Holz samt Dach wurde abgerissen und durch einen modernen Holzständerbau ersetzt. Somit verfügt das Haus jetzt über 215 Quadratmeter Wohnfläche, wovon 71 Quadratmeter auf eine Einliegerwohnung im zweiten Stock entfallen. Die unteren Geschosse bewohnt Zeitler mit seiner Partnerin.

Um gegen die am Alpenrand zeitweise strengen Winter gewappnet zu sein, ließ er vor knapp drei Jahren ein Energiesystem für Wärme und Strom einbauen. Es besteht aus einer Strom erzeugenden Pelletsheizung sowie einer Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher und Elektroheizstab zur Warmwassererzeugung. „Im Winter, wenn ich die Wärme brauche, läuft der Pelletskessel und erzeugt gleichzeitig Strom, im Sommer habe ich die Solarenergie und mache damit Warmwasser“, erklärt Zeitler, wie sein System funktioniert.

Um ganzjährig Strom und Wärme für das Eigenheim erzeugen zu können, hat Ökofen ein System bestehend aus Photovoltaik, Stromspeicher und Strom erzeugender Pelletsheizung entwickelt.

Am Beginn der Planungen hatte sich der Bauherr beim Nesselwanger Kompetenzzentrum Naturbauforum informiert und war danach auch mit der Firma Epple in Kontakt gekommen. Der Heizungs- und Elektrofachbetrieb mit 50 Mitarbeitenden aus dem nahegelegenen Ort Wald hat die komplette Anlage installiert. Firmenchef Fritz Epple nennt sie ein harmonierendes Sektorenkopplungs-System, das die im Allgäu reichlich vorhandenen Ressourcen Holz und Sonnenenergie nutze.

Epple setzt ausschließlich auf erneuerbare Energien, vor allem auf Holzheizungen, Solartechnik und Wärmepumpen. Wenn es um Pelletsheiztechnik geht, arbeitet die Firma vorwiegend mit dem österreichischen Hersteller Ökofen zusammen. Zur Beheizung seines Bürogebäudes betreibt Epple in seinem Ausstellungsraum den Strom erzeugenden Ökofen-Kessel Pellematic Condens_e. So konnte sich der Informationstechniker Zeitler gleich um die Ecke die Pelletsheizung mit Stirling-Motor ansehen. Bei dem Gerät sitzt ein Stirling-Motor der Firma Microgen auf einem 16-Kilowatt-Brennwertkessel.

Das zum Wohnhaus umgebaute alte Handwerkerhaus von Daniel Zeitler in Nesselwang ist nicht nur zum Blickfang geworden, es beherbergt mit einer Pellets-Stirlingheizung auch innovative KWK-Technologie.

Heißes Gas erzeugt Strom

Bei Stirlinggeräten handelt es sich um abgasfreie „Heißluftmotoren“, die mit von außen zugeführter Wärme funktionieren (siehe Kasten „Stirling-Motoren“). Im Vergleich zu Verbrennungsmotoren benötigen sie wegen des geschlossenen Kreislaufs weniger Wartung. Moderne Stirling-Motoren kommen gänzlich ohne Schmieröl aus.

Beim Ökofen-Modell erhitzt die Pelletsfeuerung das Arbeitsgas Helium des Stirling-Motors, wodurch es sich ausdehnt. „Durch die Kühlung auf der Gegenseite entsteht eine Druckwelle, die einen Arbeitskolben bewegt. Der Kolben induziert direkt Wechselstrom in die umgebende Kupferspule“, erklärt Produktmanager Philipp Tomaschko die eingesetzte Technik.

Die Microgen Engine Corporation hat ihren Stammsitz in den Niederlanden, ihre Motoren produziert sie in China. Gemeinsam mit Ökofen hat sie den Erhitzerkopf an die Pelletsfeuerung adaptiert, um das Anhaften von Flugaschepartikeln zu vermeiden. Zusätzlich ist ein spezielles Reinigungssystem entwickelt worden. „Nach jedem Neustart der Anlage und bei jedem Saugvorgang des Kessels bewegt eine Hebe-/Senkvorrichtung den Stirling-Motor auf und ab. Dadurch werden am Erhitzerkopf anhaftende Partikel abgereinigt und in die Aschelade befördert“, beschreibt Tomaschko die Entwicklung, die dasselbe Wartungsintervall wie bei einem Pelletsbrennwertkessel ermöglicht, „nämlich einmal pro Jahr“.

Laut Typenschild leistet der Stirlingmtor ein Kilowatt elektrisch. Zeitlers Gerät kommt im Pelletsbetrieb jedoch nur auf maximal 800 Watt. „Die Leistung hängt von der Temperaturdifferenz ab“, erklärt Heizungsfachmann Epple, „wird die Rücklauftemperatur höher, geht die Leistung zurück. Bei Heizkörpern würde der Stirling nur 600 Watt liefern. Zeitler heizt mit einer Fußbodenheizung. Deshalb leistet sein Stirling etwas mehr.

Hausbesitzer Daniel Zeitler (links) und Energiefachmann Fritz Epple begutachten die Pellets-Stirling-Anlage.

100 Prozent unabhängig das ganze Jahr über

Mit deutlich unter zehn Prozent fällt der elektrische Wirkungsgrad des Stirlings zwar sehr niedrig aus. Dem hält Tomaschko jedoch entgegen, dass der Motor durch die kleine Leistung optimal für das Einfamilienhaus ausgelegt sei. Mit einer Photovoltaikanlage und einem Batteriespeicher kombiniert könne auf diese Weise ganzjährig Eigenstrom aus Pellets und Sonne erzeugt werden.

Den Pellets-Stirling sieht Tomaschko als Ergänzung für die Wintermonate: „Die Photovoltaikanlage deckt rund 30 Prozent des Strombedarfs eines Einfamilienhauses. Ein zusätzlicher Stromspeicher ermöglicht rund 70 Prozent Unabhängigkeit, denn mit ihm lässt sich der Sonnenstrom auch nutzen, wenn die Sonne längst Feierabend hat. Mit dem durch die Pelletsheizung angetriebenen Stirling-Motor erreicht man bis zu 100 Prozent Unabhängigkeit.“

Ökofen nennt das Energiekonzept „myEnergy365“. Es lässt sich auch Schritt für Schritt verwirklichen, weil eine vorhandene Photovoltaikanlage integriert oder der Stirling-Motor nachgerüstet werden kann. Für letzteres bietet die Firma den Heizkessel Pellematic Condens mit vorbereiteten Schnittstellen für Hydraulik und Steuerung in einer „eReady“-Version an. „Aufgrund der längeren Amortisationszeit ist der Pellematic Condens_e mit Stirling kein Produkt für die breite Masse, sondern ein Nischenprodukt für Menschen, die unabhängig und ökologisch Strom und Wärme im Eigenheim erzeugen möchten“, sagt Tomaschko.

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