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Erdgasfahrzeuge: Auslaufmodell trotz Sauber-Image?

Dank großer Nachfrage in Italien und einem gut ausgebauten heimischen Tankstellennetz hat Fiat gleich drei Erdgasmodelle im Angebot – hier der Lieferwagen Doblò während Testfahrten.

Gerade für den Handwerksunternehmer bieten sich beste Chancen für ein umweltbewusstes Marketingkonzept seines Betriebes, wenn er sich im Zeitalter der Energiewende für besonders emissionsarme Fahrzeuge entscheidet. Dies lässt sich sicherlich als Mehrwert – Motto: „Ihr Umwelt-Handwerker“ – deutlich machen.

Warum ist der Markt rückläufig?

Das kann bereits jetzt gelingen. Denn geht es um einen für den Alltag tauglichen ­Lieferwagen oder Transporter mit möglichst geringen Emissionen, gehört der mit (Bio-)Erdgas betriebene Verbrennungsmotor nach wie vor zur ersten Wahl. Auch das Preis-/Leistungsverhältnis mitsamt der verfügbaren Nutzlast, Reichweite sowie der Auswahl an Erdgas-Modellen ist akzeptabel. Beste Voraussetzungen eigentlich für Entscheider, doch rückläufige Zulassungen offenbaren ­mangelndes Interesse – warum nur?

Der Energieeinkauf an der Tanke sorgt seit längerem nicht mehr für erhitzte Gemüter. Die Preisschwankungen sind lange erfreulich niedrig geblieben, neue Diesel und Benziner werden immer sparsamer und im Zeitalter von Euro 6 auch im Schadstoffausstoß geiziger – da ist der Abstand zum „Umweltauto“ mit Erdgas kaum mehr werbewirksam nutzbar. Alte Strategien sind am Ende.

Bis Anfang September 2016 war es um Erdgasfahrzeuge einfach nur ruhiger geworden. Für Schlagzeilen reichte es nicht: Hier ein verringertes Angebot an Nutzfahrzeugen (Rückzug von Ford), dort eine Erweiterung in der Modellpalette der Erdgas-Pkw (z. B. Skoda sowie Audi). Doch wirklich von Interesse war dies allenfalls für Marktbeobachter oder für die Gemeinde der Erdgasfahrer, die zum x-ten Mal nach einem weiteren Modell Ausschau hielten.

Marktübersicht: Das sind die aktuellen Erdgasfahrzeuge

Politik steht mit Zielvorgabe unter Zeitdruck

Lediglich die Gaswirtschaft hatte beim Bundeswirtschaftsminister vehement darauf gedrängt, dass die Rahmenbedingungen für Erdgasfahrzeuge nachgebessert werden müssten. Als wichtigster Grund gilt: Seit Monaten herrscht Unklarheit darüber, ob die Steuervergünstigung für Erdgas und Biomethan als Kraftstoff über das Jahr 2018 hinaus tatsächlich (wie von der Politik angekündigt) verlängert wird. Erst wenn hier für Planungssicherheit gesorgt sei, ließen sich neue Strategien entwickeln, waren sich Energieversorger und Fahrzeughersteller einig.

Im Zusammenhang mit der Energiewende proklamierte die Bundesregierung im Winter 2015 das Ziel, bis zum Jahr 2020 4 % des Fahrzeugbestands auf Erdgas umzustellen. Mittlerweile mutet diese Vorgabe utopisch an, denn zum einen kann sich nur etwas auf freiwilliger Basis entwickeln, zum anderen mangelt es an der nötigen Aufbruchstimmung. In einem ersten Treffen am Runden Tisch Erdgasmobilität im Bundeswirtschaftsministerium Anfang September kam der Handlungsbedarf zur Sprache. Eingeladen war der gesamte Wirtschaftskreis rund ums Erdgasfahrzeug.

Bis Januar 2017 will der Runde Tisch Erdgasmobilität einen Katalog nötiger Maßnahmen erarbeitet haben, damit der Anteil an Erdgasfahrzeugen steigt. Bis dahin soll auch klar sein, ob die ­bestehende Steuervergünstigung für Erdgas und Biomethan bis mindestens zum Jahr 2026 fortgeschrieben wird, um Planungssicherheit zu schaffen.

Erdgas (CNG) trumpft bei der Umweltbilanz

Im Frühjahr und Sommer 2016 ist die Diskussion um eine zukünftige Blaue Umweltplakette zwar schnell wieder in der Versenkung verschwunden – die Brüsseler Erwartungen hin zu weiteren Verschärfungen bei den Abgaswerten sind jedoch eindeutig. Eine Plakette in Blau würde der Abgasnorm Euro 6 vorbehalten bleiben. Moderne CNG-Turbos unterbieten diese Hürde sogar (CNG steht für Compressed Natural Gas = Erdgas). Was den CO2-Ausstoß angeht, emittieren sie im Vergleich zu Benzin- und Dieselfahrzeugen teilweise deutlich weniger.

Noch positiver sieht es bei den Kohlenmonoxid-Werten aus: bis zu 75 % geringer als bei Benzinern sowie bis zu 50 % weniger als bei Dieselfahrzeugen. Rußpartikel- und Feinstaubemissionen gibt es bei ­Erdgasfahrzeugen so gut wie nicht. Auch bei den für die Ozonbildung verantwortlichen Stickoxiden (NOx) und reaktiven Kohlenwasserstoffen liegen die Emissionswerte der Erdgasfahrzeuge weit unter denen der herkömmlichen Antriebsarten. Weil dem Erdgas inzwischen auch biogene Anteile aus landwirtschaftlicher Erzeugung beigemischt werden, wertet dies den Energieträger zusätzlich auf.

Auch am Leiterrahmen unter einer Pritsche ist Platz für etliche Erdgasbehälter. Notfalls sorgt ein zusätzlicher Benzintank für Reservekraftstoff bis zur nächsten Erdgas-Tanke.

Erdgasfahrzeuge und Kosten

Ob regenerativ oder CO2-mindernd: Umweltaspekte sind allerdings vorwiegend für die Bundesregierung und ihre Zahlenspiele gegen den Klimawandel interessant. Wie eingangs erwähnt, konzentriert sich die Argumentationskette für Erdgasfahrzeuge von Seiten der Anbieter und Energieversorger bislang auf die Kostenseite. Damit die höhere Investition für ein Erdgas-Fahrzeug kompensiert werden kann – beim 3,5-Tonner können dies durchaus 4.500 Euro gegenüber dem Diesel sein – gab und gibt es Vergünstigungen. Dies beginnt bei den Steuern für den Kraftstoff, beeinflusst die Kfz-Steuer, die sich an den Emissionen orientiert und sorgt auch bei etlichen Kfz-Versicherern für günstige Tarife, denn Erdgasfahrer zählen zu keiner auffälligen Risikogruppe. Auch mancher regionale Energieversorger sieht sich veranlasst, mit einem Tankguthaben im Wert von etlichen Hundert Euro für jedes neu zugelassene Erdgasauto zu werben.

Schon in der Vergangenheit haben Energiekostenrechner im Web buchhaltergerecht belegt, was der eine oder andere Fahrzeugtyp spart und im Vergleich mit diesem oder jenem Wettbewerber an finanziellen Vorteilen auf 20.000 km bringen kann. Das hat Erdgasfahrzeugen weder zum Marktdurchbruch verholfen noch bringen solche Zahlenspiele tatsächlich allgemein verlässliche Fakten. Denn wer im Erdgasfahrzeug den Bleifuß aktiviert, statt mit dem Energievorrat sorgsam umzugehen und vorausschauend zu fahren, wird alle diese Kostenrechnungen ad absurdum führen.

Beispiel: Wenn ein Erdgasfahrzeug statt mit 110 km/h auf der Autobahn mit 140 km/h unterwegs ist, dann wird sich dies in der zurücklegbaren Distanz erheblich auswirken. Dann bedarf es statt der theoretischen 400-km-Reichweite wahrscheinlich spätestens nach 300 km einer Tankgelegenheit, um den Energiehunger zu stillen. Im Benzin-Modus weiterzufahren (ist bei allen Neufahrzeugen möglich), würde erst recht bedeuten, dass man mögliche Einsparziele und Umweltargumente konterkariert. Eine solche Kombination von Mensch und Maschine passt nicht zusammen.

Der Tankvorgang an der CNG-Säule dauert kaum länger als für Benzin oder Diesel. Beim aktuellen Caddy TGI kann die getestete Erdgasreichweite bis zu 600 km betragen.

Fazit

Für Handwerksunternehmer, die im Betrieb ein umweltbewusstes Marketingkonzept verankern möchten, stellen emissionsarme Fahrzeuge eine echte Alternative dar. Dafür muss man nicht auf einen fernen Tag warten, an dem konkurrenzfähige und reichweitenstarke Elektroantriebe für Handwerker verfügbar sind, erschwingliche Hybridfahrzeuge oder gar Wasserstoff-Antriebe den Markt erobern. Es kommt einem Dilemma gleich, dass die Nachfrage für diesen erschwinglichen emissionsarmen Antrieb bislang unbefriedigend geblieben ist.

Weiterer Artikel zum Thema: Marktübersicht: Das sind die aktuellen Erdgasfahrzeuge

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