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So funktioniert Schallschutz in der Gebäudetechnik

Philipp Claus
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Entspannung, Erholung, Komfort, Ruhe und ein gewisses Mindestmaß an Privatsphäre sind wesentliche Grundbedürfnisse, die Bewohner an ihr Zuhause stellen, um sich von den täglichen Herausforderungen des hektischen Alltags zu erholen. Besonders der Schutz vor äußeren und inneren Geräuschen ist von erheblicher Bedeutung für die Wohn- und Lebensqualität. Guter Schallschutz ist demnach ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Das gilt auch für alle Geräusche, die von der wasserführenden Gebäudetechnik ausgehen.

Was ist überhaupt Schall? 

Als Schall bezeichnet man allgemein mechanische Schwingungen materieller Teilchen eines elastischen Mediums wie Gase, Flüssigkeiten oder Festkörper. Diese Schwingungen bewirken Druck- und Dichteunterschiede im jeweiligen Trägermedium. Die Schwingungen breiten sich über Schallwellen aus, die als Ton, Klang, Geräusch, Knall (wie beim Durchbrechen der Schallmauer) oder Lärm auftreten und empfunden werden. Die genannten Formen des Schalls unterscheiden sich dabei im Schwingungsverlauf. 

Welche Schallarten sind in der Sanitärtechnik bedeutend?

In der Sanitärtechnik sind Luft- und Körperschall von Bedeutung. Ausgehend von seiner Quelle kann der Schall auf seinem Ausbreitungsweg – je nach Situation – vom Luftschall zum Körperschall und wieder zum Luftschall überwechseln. Das menschliche Ohr empfindet nur den Luftschall.

Luftschall: kugelförmige Ausbreitung

Ausgehend von einer Geräuschquelle breitet sich Luftschall gleichmäßig in alle Richtungen aus. Die Raumbegrenzungen und Einbauten reflektieren die Schallwellen teilweise. Beim Auftreffen auf feste Körper wandelt sich der nicht reflektierte Teil in Körperschall um, der dann über Bauteile wie Decken und Wände in benachbarte Räume weitergeleitet und dort wiederum als Luftschall abgestrahlt wird.

Bei der Luftschalldämmung kommt es daher vor allem darauf an, den Schalldurchtritt durch Wände oder Decken zu verringern. Geeignet sind dafür vor allem schwere, massive oder mehrschalige Konstruktionen. Grundsätzlich sollen alle schallschutztechnisch relevanten Konstruktionen möglichst schalldicht ausgeführt werden.

Körperschall: nur indirekt hörbar

Körperschall breitet sich mit Frequenzen über 15 Hz in festen Körpern aus. Er selbst ist nicht hörbar, kann aber durch Flächen abgestrahlt und in hörbaren Luftschall verwandelt werden. Für die Übertragung des Körperschalls von sanitärtechnischen Komponenten sind hauptsächlich deren Kontaktstellen zum Baukörper verantwortlich. Unsachgemäße Einbauten und Montagen führen oftmals zu ungewollten Körperschallbrücken. Zur Minderung der Schallausbreitung können elastische Stoffe als Zwischenschicht zwischen Installation und Baukörper verwendet werden. Man spricht hier von Körperschallentkopplung.

Trittschall: untergeordnet in der Sanitärinstallation

Trittschall entsteht beim Begehen oder anderen Erschütterungen einer Decke als Körperschall. Er wird teilweise als Luftschall abgestrahlt. Trittschall spielt in der Sanitär- und Gebäudetechnik eine untergeordnete Rolle, er kann jedoch bei bodenebenen Duschlösungen von Bedeutung sein.

Rechtliche Verankerung von Schallschutz

Bauordnungsrechtliche Grundlagen sind in DIN 4109-1:2018-01 für Schallschutz im Hochbau definiert. Diese Norm gilt zum Schutz von Aufenthaltsräumen gegen Geräusche aus haustechnischen Anlagen. Die Einhaltung der Schallschutzziele ist eine werkvertraglich geschuldete Leistung zur Herstellung einer Sanitärinstallation als funktionierendes Gesamtkonzept aus einer Vielzahl einzelner Komponenten. Das fertige Produkt ist mit dem Baukörper fest verbunden. Daraus lässt sich ableiten, dass die Schallschutz-Anforderungen durch die funktionale Gesamtheit zu erfüllen sind. Es ist nicht ausreichend, nur einzelne Komponenten wie ein Entwässerungssystem, eine Trinkwasserleitung oder einen Unterputzspülkasten zu betrachten.

Schalldruckpegel verschiedener Schallquellen.

Schallschutz-Anforderungen nach DIN

Die kennzeichnende und maßgebende Größe für die Mindestanforderungen nach DIN 4109-1:2018-01 an die Installationsgeräusche ist der A-bewertete maximale Schalldruckpegel LAFmax,n. Gefordert wird dieser

  • für fremde schutzbedürftige Wohn- und Schlafräume: LAFmax,n < 30 dB
  • für Unterrichts- und Arbeitsräume: LAFmax,n < 35 dB.

Erhöhte Anforderungen an den Schallschutz formuliert DIN 4109-5:2020-08:

  • für fremde schutzbedürftige Wohn- und Schlafräume in Mehrfamilienhäusern: LAFmax,n < 27 dB
  • für fremde schutzbedürftige Wohn- und Schlafräume in Einfamilienreihen- und Doppelhäusern: LAFmax,n < 25 dB

DIN 4109 bringt eindeutig zum Ausdruck, dass Trink- und Abwasserinstallationen nur gemeinsam zu bewerten sind, also beispielsweise auch Füllgeräusche im Unterputzspülkasten oder das Ablaufgeräusch durch die WC-Keramik. Im Prinzip alles, was Geräusche verursacht, eben auch das Entwässerungssystem.

Nur Eignungsnachweise nach DIN 4109 sind relevant

Bei Entwässerungssystemen werden oft Prüfergebnisse nach DIN EN 14366 zitiert. Doch diese Norm legt lediglich ein Verfahren fest, das den Luft- und Körperschall in Abwasser- und Regenwasserinstallationen unter Laborbedingungen misst. Die Norm ist nur auf Abwasser-Rohrleitungssysteme und deren Komponenten anwendbar. Die Abwasserquellen und aktive Elemente wie z. B. WCs und Waschtische bleiben außen vor. 

Somit können die erhaltenen Ergebnisse lediglich für den Vergleich von Produkten und Werkstoffen verwendet werden, was im Anwendungsbereich der Norm beschrieben ist und zur Einschätzung des Verhaltens von Abwassersystemen in einem Gebäude unter bestimmten Bedingungen dienen. Diese Norm liefert jedoch kein normiertes Verfahren zur Berechnung der akustischen Eigenschaften der Installationen. Die Messungen nach DIN EN 14366 liefern rein theoretische Werte als Eingangsgrößen für einen rechnerischen Nachweis nach DIN 4109-2. Die Prüfergebnisse auf Basis DIN EN 14366 dürfen nicht unmittelbar auf konkrete Bausituationen übertragen werden. Der bauordnungsrechtlich geschuldete schalltechnische Eignungsnachweis muss nach DIN 4109 erfolgen. 

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