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PV-Ausbau: Solarparks ohne EEG

Heiko Schwarzburger
Installation der Solarmodule im Solarpark Weesow-Willmersdorf bei Werneuchen in der Nähe von Berlin.

Die Zeit der großen Solarparks – wie beispielsweise in Groß-Dölln nördlich von Berlin – schien vorüber. Eingezwängt in das enge Korsett der Ausschreibungen begnügte sich die Branche mit kleineren Brötchen.

Doch der Preisverfall bei den Komponenten ging weiter, und seit 2019, vor allem aber seit 2020 werden große Solarparks zunehmend ohne Einspeisevergütung gebaut.

Guter Start in die solare Dekade

Das ist die gute Nachricht, ein guter Start in die solare Dekade. Ende Oktober gingen beispielsweise die ersten 30 Megawatt von Bayerns bislang größtem Solarpark ans Netz.

In der Gemeinde Berg im Gau bei Ingolstadt werden auf 150 Hektar insgesamt 120 Megawatt errichtet. Die Fertigstellung des riesigen Sonnengenerators ist für das erste Quartal 2021 geplant.

Der saubere Sonnenstrom wird nicht wie üblich ins Mittelspannungsnetz gespeist. Mithilfe des eigenen Umspannwerks wird die Spannung von 20 Kilovolt auf 110 Kilovolt transformiert und in die Hochspannungsebene eingespeist. Gebaut wird der Solarpark von den Firmen Anumar und Statkraft.

PPA und EEG-Finanzierung

Finanziert wird er durch direkte Stromlieferverträge (Power Purchase Aggreements: PPA). Mit der Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts wurden weitere 40 Megawatt über ein langfristiges PPA abgesichert. Statkraft wird über zehn Jahre jährlich rund 40 Gigawattstunden Solarstrom abnehmen und an Industriekunden verkaufen.

Schon der erste Bauabschnitt wurde über PPA finanziert, damit konnte der Bau im Juli 2020 beginnen. Weitere Teilprojekte in Schonhof werden gleichfalls über PPA sowie über eine EEG-Vergütung finanziert.

Spannend an diesem Projekt sind vor allem drei Fakten: Zum einen wird der Solarpark innerhalb von neun Monaten auf 120 Megawatt aufgebaut. So schnell lässt sich – vielleicht mit Ausnahme der Windkraft – keine andere Kraftwerkstechnologie errichten. Zweitens: Die reine Investition beträgt 60 Millionen Euro. Das sind 50 Cent je Watt.

Und: Der Anschluss an die 110-Kilovolt-Spannungsebene zeigt, dass Solarkraftwerke auch bei der Integration ins Stromnetz alle Register ziehen können. Sie sind nicht auf Niederspannung oder Mittelspannung festgelegt.

172 Megawatt in Meck-Pomm

An solche Größenordnungen werden wir uns gewöhnen müssen – mindestens. In Mecklenburg-Vorpommern ist bereits ein Solarpark mit 172 Megawatt geplant, den Belectric unlängst an die Firma Luxcara veräußert hat. Luxcara ist ein Asset-Manager für erneuerbare Energien und Infrastruktur-Investments mit Sitz in Hamburg. Belectric wird das neue Kraftwerk bauen und anschließend die Betriebsführung für Luxcara übernehmen.

Dieser Solarpark wird ausschließlich über PPA refinanziert. Die Installation in den Gemeinden Tramm und Lewitzrand soll noch in diesem Jahr beginnen. Bis Ende 2021 werden dort knapp 420.000 Solarmodule errichtet. Der Sonnenstrom reicht aus, um rund 50.000 Haushalte mit sauberem Strom zu versorgen.

Im brandenburgischen Werneuchen knapp 26 Kilometer nordöstlich von Berlin baut Energie Baden-Württemberg (EnBW) mit 187 Megawatt installierter Leistung einen der größten förderfreien Solarparks. Bis Ende 2020 soll die Anlage in Betrieb gehen.

EnBW baut 187 Megawatt

EnBW hatte den Bau Mitte März begonnen, Anfang Juni kamen die ersten Solarmodule von Trina Solar nach Werneuchen. Zigtausende Modultische wurden installiert, Zigtausende Pfosten für die Unterkonstruktion in den Boden gerammt. Mitte November lieferte der Park die erste Kilowattstunde.

Das Solarfeld wird in sieben Kilometern Entfernung im Umspannwerk bei Blumberg und vier Kilometer westlich im Umspannwerk Börnicke angeschlossen.

Beide Umspannwerke wurden eigens für den Solarpark errichtet. Innerhalb des Solarparks hat die EnBW etwa 240 Kilometer Kabel verlegt. Über ein 6,6 Kilometer langes Wegenetz wurden die Materialien auf der Baustelle verteilt.

Bis zu 150 Arbeiter vor Ort

Mehr als 40 Firmen sind im Auftrag der EnBW rund um den Bau des Solarparks beschäftigt. Bis zu 150 Arbeiter sind während der Bauphase zeitweise gleichzeitig für die Baustelle tätig. Durch die zeitlich gestaffelten Arbeitsschritte verteilen sich die Mitarbeiter über das 164 Hektar große Baufeld.

Das erwies sich angesichts der Auflagen wegen der Coronapandemie als logistische Herausforderung. „Auch die Beschaffung war sehr speziell und hat uns immer wieder vor Herausforderungen gestellt“, erklärt EnBW-Projektleiter Stefan Lederer. „Bisher konnten wir sie erfolgreich lösen.“

So mussten die zeitweise geschlossenen Grenzen im Bauverlauf berücksichtigt werden: Beispielsweise kamen Schrauben aus der Türkei, Kabel teilweise aus Kroatien, auch Mitarbeiter der Baustelle reisten aus dem Ausland an. Regionale Unternehmen kamen bei der Bauleitung vor Ort über die Verkehrssicherung, landschaftspflegerische und handwerkliche Leistungen bis hin zur Entsorgung zum Zuge.

465.000 Glas-Glas-Module mit Halbzellen

Der Solarpark wird im Jahr rund 180 Millionen Kilowattstunden Sonnenstrom liefern. Es kamen mehr als 465.000 Doppelglasmodule von Trina Solar zum Einsatz, mit 144 Halbzellen und 410 Watt Leistung. Die Industriemodule sollen 40 Jahre Strom liefern, so lange ist die Laufzeit des Solarparks geplant.

Während des Betriebs sind mehrere Mitarbeiter ständig vor Ort, für die Wartung und Instandhaltung. Darüber hinaus wird der Solarpark mit der Leitwarte der EnBW in Barhöft verbunden, die ihn rund um die Uhr technisch überwacht. EnBW realisiert das Projekt ohne EEG-Förderung und will den Sonnenstrom selbst vermarkten – über Stromhändler, PPA oder die Strombörse.

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