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Solarthermie nachrüsten - darauf müssen Sie achten

Dittmar Koop

Der eine der beiden Treiber ist die neue Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), die seit Jahresbeginn gilt. Der zweite Treiber sind steigende Energiepreise. Ein sich gerade erst ausformender dritter Treiber ist das Motiv, einen Beitrag gegen den Klimawandel beisteuern zu wollen. Bei diesem Motiv wird der Begriff ‚Renditen‘ völlig anders definiert. All das führt dazu, dass nun viele Hausbesitzer auch in Bestandsbauten Solarthermie nachrüsten wollen.

Wie funktioniert die Solarthermie-Erweiterung im Bestand?

Im Neubau sind Solarthermie-Anlagen als Trinkwasser- und auch als Raumwärme-Unterstützung Standard. Die Gebäudeplanung wird dann von Anfang an auch auf sie gemünzt. Doch wie verhält es sich im Bestand: Wenn man die (fossile) Zentralheizung noch nicht tauschen, aber um diese Erneuerbare-Energien-Komponente erweitern will?

Solche Überlegungen könnten vermehrt Form annehmen, denn die BEG fördert die Nachrüstung solarthermischer Anlagen mit 30 % der zuschussfähigen Kosten, wenn eine solche Anlage überwiegend (d. h. mehr als 50%) der Trinkwassererwärmung oder Heizungsunterstützung dient. Das bietet die Möglichkeit, Bestandsanlagen ohne Kesseltausch um Solarthermie zu erweitern.

Anders als noch im ehemaligen Marktanreizprogramm (MAP) bezieht sich die BEG-Förderung außerdem nicht nur auf den Kollektor, sondern auch auf die sogenannten Umfeldmaßnahmen, also zugehörige Komponenten wie Pumpen, Verrohrung, Speicher/Puffer sowie die erforderlichen Anschlussarbeiten.

Solarthermie nachrüsten in der Praxis

In der Praxis ist die Nachrüstung dann auch umsetzungstechnisch meist kein Problem. Wir haben drei Unternehmen, die sich auf dem Feld der Solarthermie seit Jahrzehnten bestens auskennen, dazu befragt, wie Nachrüstungen in der Praxis realisiert werden können – Consolar, Solvis und Paradigma. Hier die Ergebnisse:

  • In der Regel lassen sich solarthermische Anlagen mit allen Heizkesseln kombinieren (Stephen Braun, Consolar)
  • Die individuellen Komponenten sind je nach Ausgangslage sehr flexibel wählbar, z. B. Speichergrößen, ggf. zwei kleine z. B. parallel verschaltet, wenn ein großer Speicher räumlich nicht passt, kleine Größe der Kollektoren, die flexibel in Form von Teilfeldern aufgebaut werden können, wenn die Ausgangssituation auf dem Dach eine zusammenhängende Fläche nicht zulässt (Stephen Braun, Consolar)
  • Die Verlegung der notwendigen Solarleitungen vom Dach in den Keller bzw. bis zum Speicher kann auf unterschiedliche Weise erfolgen, z. B. geschieht dies häufig im Inneren von still gelegten Kaminen oder in einem vorhandenen Installationsschacht (Stephen Braun, Consolar)
  • Wenn Leitungen an einer Außenwand verlegt werden müssen, werden häufig gewöhnliche Regenfallrohre genutzt. Im Inneren laufen statt des Regenwassers die Leitungen der Kollektoren durch. Die Leitungen der Kollektoren beginnen in diesem Fall unter den Ziegeln und gehen bis zur Dachkante. Am Dachüberstand wird dann das Solarrohr in das Regenfallrohr geführt. Die Leitungen sind für den Außenbereich ausreichend gedämmt, sodass eine zusätzliche Dämmung nicht notwendig ist (Wilfried Grießhaber, Paradigma)
  • Fast jedes Dach hat Platz für mindestens 3 bis 5 m2 Kollektoren. Sowohl eine Süd- als auch eine Ost-West-Ausrichtung funktioniert dabei. Passende Lösungen gibt es eigentlich immer (Wilfried Grießhaber, Paradigma)
  • Hersteller Solvis bietet ein eigenes Schnellmontagerohr an, das es in zwei Ausführungen gibt und sich u. a. hinsichtlich der Isolierung, der Anschlussdimension, der Länge sowie der zulässigen Gradzahl unterscheidet (Abbas Seifeddine, Solvis)
  • „Die nachträgliche Integration von solarthermischen Kollektoren stellt für uns keine Herausforderung dar“ (Abbas Seifeddine, Solvis).
Anlagenvisualisierung im Webportal von Consolar. Über dieses Tool ist die Auswahl der Komponenten für die Nachrüstung sehr flexibel wählbar, je nach den mit Hilfe des im Projektdaten-Formulars aufgenommenen Daten.

Zentraler Punkt  ist der Warmwasser-Speicher

Zum zentralen Punkt wird der Warmwasser-Speicher. Stephen Braun von Consolar hält den Tausch grundsätzlich für ratsam: „Ein Speichertausch ist in den meisten Gebäuden im Falle der Integration einer solarthermischen Anlage zu empfehlen, denn erstens sind in der Regel nur einfache Trinkwasser-Speicher mit kleinem Volumen vorhanden (ohne Solar-Wärmetauscher, kein ausreichendes Volumen für die solare Heizungsunterstützung).

Zweitens möchte man im Idealfall aus Gründen der Effizienz mit im Speicher integrierten Wärmetauschern den Solarertrag geschichtet einführen bzw. im oberen Bereich das Warmwasser im Durchlaufprinzip hygienisch einwandfrei erwärmen. Und drittens zeichnen sich die solaren Kombi-Pufferspeicher in der Regel durch eine besonders gute Dämmung aus, um die eingefangene Wärme lange zu bevorraten.“

Lesen Sie dazu auch: Solarthermie: Diese Vor- und Nachteile gibt es

Blick auf die Zahlen

Klimawandel, Energiepreissteigerungen... trotz allem will man am Ende wissen, auf was man sich bei einer solchen Investition einlässt. Wann hat eine nachträglich installierte Solarthermieanlage die kompletten Kosten über vermiedene Brennstoffkosten wieder eingespielt?

Hierauf gibt es keine pauschalen Antworten. Weil z. B. keiner genau in Euro und Cent vorhersagen kann, wie sich die Preise für fossile Brennstoffe in den nächsten Jahren entwickeln werden. Die Amortisationsfrage hängt auch von vielen ortsspezifischen Variablen ab, z. B. wie gut das Gebäude gedämmt ist oder wie hoch der Warmwasser-Verbrauch ist oder der Raumwärmebedarf, wenn es sich um eine heizungsunterstützende Solarthermie-Anlage handelt. Und natürlich hängt es auch davon ab, wie die Anlage konzipiert ist und was die Kollektoren kosten.

Zu Bedenken ist auch, dass meist ein neuer Pufferspeicher her muss. Auf der anderen Seite gibt es derzeit eine gute Förderung, die zur Amortisation erheblich beiträgt (z. B. auch noch mit Bonus, s. unten „Individueller Sanierungsfahrplan der BEG“).

Erste Überschläge mit Faustregel

Die befragten Hersteller machen deshalb zur Amortisation pauschal keine Aussagen. Auch von Seiten des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) gibt es hierzu keine Angaben. Es lässt sich folglich nur in Form einer Faustregel beziffern, was eine Solarthermie-Anlage im für sie vorgesehenen Zweck erfüllen kann (Quelle: BSW-Solar), um erste Überschläge anzustellen:

1. Heizungsunterstützung

  • Gebäudebestand (unsaniert): bis 30 % anteilige Bedarfsdeckung
  • Energetisch sanierte Gebäude: bis 50 % anteilige Bedarfsdeckung

2. Für die Warmwassererwärmung kann die Solarthermie ungefähr 60 % des Bedarfs abdecken.

Dittmar Koop ist Journalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz.

Individueller Sanierungsfahrplan der BEG

Neu eingeführt über die Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) ist auch ein Bonus für den Fall, dass ein so genannter individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) von einem anerkannten Gebäudeenergieberater erstellt wird. Darin ist ein Bündel von Maßnahmen zu einem Gesamtsanierungsprojekt zu sehen, das spätestens nach 15 Jahren abgeschlossen sein muss. Einzelmaßnahmen in diesem Paket (z. B. Heizungssanierung, Dämm-Maßnahmen an Dach, Fenster oder Fassade) erhalten dann einen um 5 % höheren Fördersatz als jene, die nicht in einen iSFP eingebunden sind. Das Ziel ist, Altbauten auf eine bestimmte Effizienzhaus-Stufe zu heben in der Klassifizierung, wie sie von der KfW-Förderung bekannt ist.

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