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Fachkräftemangel: Wie Sie trotzdem Nachwuchs für Ihren Betrieb gewinnen können

Birgit Jünger

Der Fachkräftemangel macht sich massiv im SHK-Handwerk bemerkbar. Bereits jetzt bedeutet ein fehlender Geselle den Umsatzverlust von rund 110.000 Euro pro Jahr – und das Problem wird sich verstärken. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) prognostizieren bis 2030 massive Rekrutierungsschwierigkeiten im Feld „Metall- und Anlagenbau, Blechkonstruktionen, Installation und Montage“, zu dem auch die entsprechenden Berufe in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, im Ofen- und Luftheizungsbau sowie bei den Klempnern und Behälter- und Apparatebauern gehören. Grund dafür ist der demografische Wandel und eine dem gegenüberstehende geringe Quote von Personen mit den hier gefragten spezifischen Qualifikationen. Das eigentliche Manko liegt jedoch schlicht in der fehlenden Bewerber-Nachfrage.

Schüler nehmen SHK-Handwerk nicht wahr

Es steht viel auf dem Spiel: Die Existenz jedes einzelnen Betriebs, die Gewährleistung aller nahezu überlebenswichtigen Leistungen, die das SHK-Handwerk bietet und letztlich die Wirtschaftskraft der gesamten Branche. Es ist höchste „Zeit zu starten“, wie auch der Titel zur aktuellen bundesweiten Nachwuchskampagne der SHK-Organisation lautet. Ausbildungen in der Branche sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft und müssen attraktiv und lautstark an die richtige Zielgruppe kommuniziert werden. Schließlich hat das SHK-Handwerk viel zu bieten und punktet mit zahlreichen Attributen bei jungen Menschen – wenn sie denn mehr von den Berufsbildern wissen.

Eine Studie des Zentralverbands SHK hat offenbart: Schüler haben in aller Regel gar keine Vorstellungen von den Tätigkeiten im SHK-Handwerk. Von über 130 Berufen im Handwerk kannten die Befragten meist gerade mal Schreiner oder Bäcker. Generell schieben Schüler die Beschäftigung mit dem Thema Berufswahl oft vor sich her und entscheiden sich erst, wenn keine Wahl mehr bleibt. Berufsbilder im SHK-Handwerk werden von ihnen gar nicht wahrgenommen und lassen auch keine realistische Vorstellung der darin enthaltenen Tätigkeiten und Möglichkeiten zu. Im Zweifel entscheiden sich viele Schüler für Berufe, die ihnen aus dem Familien- oder Bekanntenkreis bereits vertraut sind oder lassen sich von Eltern zu deren Wunschausbildungen leiten. In beiden Fällen ist die SHK-Branche so gut wie gar nicht dabei vertreten.

Zukunftssichere Arbeitsplätze für Azubis

Dabei hat das SHK-Handwerk gute Chancen auf geeignete und motivierte Nachwuchsmitarbeiter: Die SHK-Betriebe decken nämlich viele Aspekte auf dem Wunschzettel junger Menschen ab, zeigt die Marktforschung des ZVSHK. Dazu zählt die große Vielfalt der Tätigkeiten, bei denen Zupacken gefragt ist und die jungen Leute am Ende des Tages sehen, was sie geleistet haben und stolz darauf sein können.

Besonders für Jugendliche, die keinen Schreibtischjob haben möchten, ist kreatives, handwerkliches Arbeiten ein echter Bonus.

  • Viele junge Menschen möchten im Team arbeiten und schätzen das familiäre Miteinander in kleineren Betrieben. Gemeinsam Erfolge erzielen, sich gegenseitig unterstützen – das wünschen sich junge Menschen besonders oft. Damit haben zahlreiche Unternehmen des SHK-Handwerks deutliche Wettbewerbsvorteile gegenüber Großkonzernen, was die Nachwuchsrekrutierung betrifft.
  • Ein weiterer, großer Vorteil ist der zukunftssichere Arbeitsplatz vor Ort in der Region, der weit oben auf der Wunschliste junger Menschen steht und den gerade mittelständische Innungsbetriebe bieten.
  • Auch die Sicherheit, nicht so einfach durch Maschinen ersetzt werden zu können, ist ein reizvoller Aspekt für die Berufswahl in der SHK-Branche.

Doch das sind längst noch nicht alle Vorteile, die sich jungen Menschen bieten: Von zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten bis hin zum eigenen Betrieb ist das SHK-Handwerk ein perfektes Umfeld zur beruflichen und auch persönlichen Selbstverwirklichung.

Oder wie es der Weltmeister im Beruf Anlagenmechaniker SHK, Nathanael Liebergeld, ausdrückt: „Viele Jugendliche wissen gar nicht, welche Möglichkeiten in den SHK-Berufen stecken. Dabei ist sogar ein Weltmeister-Titel drin!“

Die Neugierde und das Wissen hilft nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern dem gesamten Betrieb.

So gewinnen Sie den Nachwuchs für den Betrieb

Im Rahmen der Nachwuchskampagne des ZVSHK unterstützen alle Landesinnungen ihre Mitgliedsbetriebe dabei, junge Menschen für ein Praktikum zu gewinnen. Dafür stehen auch zahlreiche Werbematerialien zur Verfügung, die Schülern einen guten, ersten Eindruck über die Berufe im SHK-Handwerk vermitteln. Doch der Nachwuchs kommt nicht von allein: Für eine erfolgreiche Rekrutierung sind vor allem auch Betriebe selbst gefragt.

  • Aktive Ansprache von Schülern: Betriebe, die aktiv werden und Informationsveranstaltungen an Schulen anbieten, steigern ihre Chancen, geeigneten Nachwuchs zu finden, maßgeblich. Jugendliche schätzen es, wenn man sie direkt anspricht und ihnen von persönlichen Erfahrungen berichtet. Das Kennenlernen von Betrieben vor Ort ist für junge Menschen ein ganz besonderes Highlight, das neben den Info-Veranstaltungen bei Schulbesuchen angeboten werden kann.
  • Investment für potenziellen Nachwuchs: Natürlich kostet der Einsatz an Schulen oder vor Ort Zeit und Vorbereitung. Jedoch ist dieses Investment der oft entscheidende Faktor für die erfolgreiche Nachwuchs-Gewinnung: Schüler, die hierbei Neugierde entwickeln und sich für ein Praktikum entscheiden, absolvieren später mit großer Wahrscheinlichkeit auch eine Ausbildung. Es lohnt sich also definitiv hierbei Zeit und Engagement zu investieren.
  • Punkten mit authentischen Berufseinblicken: Junge Menschen wünschen sich ehrliche Worte von Berufstätigen, die den Alltag möglichst gut vermitteln und die Vielfalt der Tätigkeiten aufzeigen. Betriebe, die ihrenBotschafter“ in Schulen schicken, gewinnen an Chancen, wenn er das Berufsbild authentisch vermittelt. Besonders viele Fragen werden übrigens gestellt, wenn Jugendliche auch mit einem Azubi sprechen dürfen.
  • Alternative Wege zum Nachwuchs: Altersgerechte Informationen für Schüler können auch über die betriebseigene Homepage oder die sozialen Medien verbreitet werden. Vielleicht gibt es einen jungen Mitarbeiter im Unternehmen, der sich gerne dieser Aufgabe annimmt. Der klassische „Tag der offenen Tür“, der Besuch von Ausbildungsmessen oder die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit sind ebenso lohnenswerte Chancen für die Nachwuchsgewinnung.
  • Schüler praktisch überzeugen: Getreu dem Motto „Erzähle mir etwas und ich höre zu, lass mich etwas erleben und ich verstehe es“ punkten Betriebe mit praktischer Erlebbarkeit bei Schülern: Wer zeigt, wie man ein Werkzeug handhabt oder wie eine Heizungstechnik funktioniert und nicht nur einen Flyer in die Hand drückt, weckt die Begeisterung junger Menschen ganz besonders.
  • Volle Werbung für das SHK-Handwerk: Da Schüler über keine Erfahrungen in der Berufswelt verfügen und auch kaum etwas über Berufe wissen, liegt die Werbung für die SHK-Branche ganz bei den Betrieben. Über baldigen Nachwuchs kann sich freuen, wer die Vorteile und Begeisterungsfaktoren klar kommuniziert: Die Vielfalt des Berufs, der Rückhalt im Team, die spannenden SHK-Technologien, die Möglichkeiten zur beruflichen und auch persönlichen Weiterentwicklung, aber auch weiche Faktoren wie Erfüllung und Stolz bei der Arbeit oder Zukunftssicherheit.
  • Professionelle Unterstützung: „Zeit zu starten“ bietet vom Flyer bis hin zum Video verschiedene Materialien an, die Betriebe effektiv bei Veranstaltungen mit Schülern unterstützen. Gepaart mit dem persönlichen Fachwissen werden Jugendliche nachhaltig überzeugt. Die Landesinnungen helfen mit professioneller Unterstützung auf dem Weg zum Nachwuchs.

30 Prozent der Praktikanten werden Azubis

Damit junge Menschen von den Vorzügen der SHK-Jobs erfahren und für sie begeistert werden können, gilt es möglichst frühzeitig Hebel anzusetzen. Die Kampagne „Zeit zu starten“ zielt darum darauf ab, Schüler bereits für das erste Praktikum zu gewinnen. Rund 30 Prozent aller Praktikanten entscheiden sich schließlich daraufhin für die entsprechende Ausbildung.
 
Betriebe, die frühzeitig mit Schulkooperationen ansetzen, profitieren somit am ehesten von ihrem Einsatz. Der Spitzen-Geselle und Berufsweltmeister Nathanael Liebergeld ist überzeugt, dass es so gelingt, Jugendlichen die vielen und faszinierenden Seiten der SHK-Berufe näherzubringen und im Praktikum zu überprüfen, wie sich die Vorstellungen mit der Realität decken.
Für kleine und mittelständische Unternehmen, wie sie zahlreich im SHK-Handwerk vertreten sind, ist das Ausbilden junger Menschen ein klarer Gewinn. Neben der Absicherung des Fachkräftebedarfs profitiert die gesamte Belegschaft vom Nachwuchs, Aufträge können schneller ausgeführt werden und einer deutlichen Umsatzsteigerung steht nichts mehr im Weg.
 
Dieser Beitrag von Birgit Jünger ist zuerst erschienen in SBZ/05-2017, bearbeitet von haustec.de. Birgit Jünger ist Referatsleiterin Marketing im Zentralverband SHK in St. Augustin.
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