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Mehrwertsteuersenkung: Das müssen Handwerker wissen

Dörte Neitzel

Es ist beschlossene Sache: Ab dem 1. Juli 2020 wird die Mehrwertsteuer befristet für ein halbes Jahr um drei Prozentpunkte von 19 auf 16 Prozent sinken. Beim ermäßigten Satz sind es zwei Prozentpunkte, hier sinkt der Satz von sieben auf fünf Prozent. Die Politik setzt darauf, dass die Preissenkung an die Kunden weitergegeben wird, um den Umsatz anzukurbeln. Kann das aufgehen? Und was gilt für Anzahlungen, lange Projekte und Gutscheine?

Was sagt das Handwerk zur Mehrwertsteuersenkung?

Vertreter aus dem Handwerk äußern sich durchweg positiv. Für Endkunden sind zwar die Bruttobeträge relevant, trotzdem wird sich die Senkung um drei Prozentpunkte auf die Rechnung durchschlagen und sie dürften 1:1 von der geringeren Umsatzsteuer profitieren. Allerdings bedeutet das für die einzelnen Betriebe trotzdem Mehrarbeit, da sie ihre Rechnungssysteme umstellen müssen.

Nach Einschätzung von Rainer Reichhold, Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstags, setze das Konjunkturpaket trotzdem „wichtige, branchenunabhängige Impulse“. Auch Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks äußert sich positiv und nennt das Konjunkturpaket „einen guten Mix von Instrumenten zur Krisenbewältigung, Konjunkturstärkung und Zukunftssicherung“.

Eher kritisch sieht das Baugewerbe die Steuersenkung: Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa, sieht denn auch vor allem „eine zusätzliche bürokratische Belastung“ durch die kurzfristige und temporäre Umstellung der Steuersätze. „Ob dieser Mehraufwand durch die konjunkturelle Wirkung gerechtfertigt ist, bleibt abzuwarten“, äußert sich Pakleppa.

Wann gilt welcher Steuersatz?

Für die Entstehung der Umsatzsteuer und die richtige Anwendung des Steuersatzes kommt es darauf an, wann die Leistung tatsächlich ausgeführt und vom Auftraggeber abgenommen worden ist (Lieferung = Verschaffung der Verfügungsmacht, sonstige Leistung = Zeitpunkt der Vollendung). Damit ist weder der Tag der Rechnungstellung noch der Tag der Zahlung maßgeblich.

Es gilt also: Leistungen, die bis zum 30. Juni erbracht und abgenommen werden, erscheinen mit 19 Prozent (bzw. 7 Prozent) auf der Rechnung. Leistungen, die im Zeitraum zwischen Juli und Dezember erbracht und abgenommen werden, müssen mit 16 Prozent ausgezeichnet werden, und ab dem 1. Januar 2021 gilt wieder der alte Steuersatz.

Wie können Unternehmen die Umsatzsteuersenkung an Kunden weitergeben?

Unternehmen mit Ladengeschäften müssen ihre Kassensysteme an die neue Umsatzsteuer anpassen bzw. anpassen lassen und ihre Waren neu auszeichnen. Aber auch reine Dienstleister im Handwerk, die ihre Rechnungen nicht manuell erstellen, müssen ihre IT ändern (lassen).

Allerdings hat der Bundeswirtschaftsminister eine Billigkeitsregelung bei der Preisauszeichnung eingeführt. Danach können Geschäfte auch pauschale Rabatte an der Kasse gewähren, ohne die Preise einzeln zu ändern. Auf dem Kassenbon muss allerdings der korrekte Steuersatz ausgewiesen werden.

Wie gehen Handwerker mit Anzahlungen bzw. Vorausrechnungen um?

Bei bereits erhaltenen Anzahlungen für Leistungen, die erst ab dem 1. Juli 2020 erbracht werden, müssen Handwerker Berichtigungen bei der Umsatzsteuer und beim Vorsteuerabzug vornehmen. Denn der Umsatzsteueranteil in der Anzahlungsrechnung betrug 19 Prozent. Der Betrieb bekommt also die zuviel bezahlte Umsatzsteuer zurück. Haben Sie eine Vorausrechnung ausgestellt, muss diese berichtigt werden.

Hat Ihr Betrieb Anzahlungen geleistet und erhält die Leistung oder Lieferung erst im zweiten Halbjahr, müssen Sie ebenfalls eine Vorsteuerberichtigung durchführen. Denn sie haben als abziehbare Vorsteuer aus der Anzahlung 19 Prozent zurückerhalten, haben aber später nur Anspruch auf effektiv 16 Prozent Erstattung. Die Differenz will das Finanzamt gerne zurück haben und Sie erhalten eine korrigierte Vorausrechnung.

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Wie werden Bauvorhaben behandelt, die sich länger hinziehen?

Eine gute Nachricht vorneweg: Bauprojekte, die Ihr Betrieb vor dem 1. Juli begonnen hat und erst im zweiten Halbjahr fertigstellt, abgenommen und zur Gänze abrechnet werden, werden mit 16 Prozent Umsatzsteuer belastet. Im Gegenzug gilt aber auch: Wird ein Bauvorhaben – ob unplanmäßig oder planmäßig – erst nach dem 31. Dezember 2020 fertig und erfolgt eine abschließende Rechnung, ist der gesamte Auftrag mit 19 Prozent Umsatzsteuer abzurechnen.

Damit (Privat-)Kunden trotzdem von der Steuersenkung profitieren, können Sie auch Teilleistungen abrechnen. Hier kommt der Steuersatz zur Anwendung, der zum Zeitpunkt der Abnahme der Teilleistung gültig ist. Bei Abschlagsrechnungen wird die Umsatzsteuer fällig, die zum Zeitpunkt des Zahlungseingangs gilt. Das bedeutet auch: Sie können bereits heute Abschlagsrechnungen mit 16 Prozent ausstellen, wenn das Geld frühestens am 1. Juli 2020 eingeht.

Was tun bei Gutscheinen?

Einige Handwerksbetriebe haben in der Zeit des Lockdowns Gutscheine an ihre Kunden verkauft. Der Vorteil: Das Geld floss bereits während des Stillstands und half der Liquidität auf die Sprünge. Will die Kundschaft diese Gutscheine nun im zweiten Halbjahr 2020 einlösen, gehen Sie folgendermaßen vor:

Einzweckgutscheine: Hier wird bereits beim Gutscheinverkauf Umsatzsteuer fällig, bis 30. Juni also 19 Prozent. Löst der Kunde den Gutschein ab dem 1. Juli ein, stehen auf der Rechnung allerdings nur noch 16 Prozent. Sie müssen also eine Umsatzsteuerberichtigung vornehmen und das Finanzamt erstattet die zu viel abgeführte Umsatzsteuer wieder.

Mehrzweckgutscheine: Bei diesen Gutscheinen wird die Umsatzsteuer erst zum Zeitpunkt der Einlösung fällt. Folglich haben Sie hier keinen Mehraufwand.

Muss ich die Mehrwertsteuersenkung weitergeben?

Nein, kein Unternehmen ist verpflichtet, die drei Prozentpunkte an Kunden weiterzugeben. In dem Fall lassen Sie die Preise wie sie sind und führen einfach weniger Umsatzsteuer an das Finanzamt ab und freuen sich über die zusätzliche Liquidität. Allerdings werden die meisten (privaten) Kunden, die die Mehrwertsteuer letztendlich zahlen müssen, schon erwarten, dass auch sie profitieren – sonst könnte es sein, dass sie zur Konkurrenz überlaufen.

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