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Studie: Heizen mit Wasserstoff bleibt viel zu teuer

Wer auf eine Wasserstoffheizung setzt, muss mit Heizkosten rechnen, die 74 bis 172 Prozent höher als die bisherige Gasrechnung liegen. Hinzu kommen teils erhebliche Kosten für den Umbau älterer Gasinstallationen im Gebäude. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Fraunhofer Institute IEG und ISI, im Auftrag von Gaswende und Greenpeace mit Unterstützung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV). Die Berechnungen basieren auf aktuellen Daten und Prognosen der Kosten für Erzeugung, Speicherung, Transport und Verteilnetze von Wasserstoff. Selbst unter günstigsten Bedingungen, wären Heizsysteme mit Wasserstoff deutlich teurer als andere klimafreundliche Lösungen wie Fernwärme oder Wärmepumpen. Die Studie geht davon aus, dass Versorgungsunternehmen wegen der hohen Preise keinen Wasserstoff für Endkund:innen anbieten werden, da es nicht wirtschaftlich ist. Dennoch planen manche Kommunen, ihre Gasnetze künftig auf Wasserstoff umzustellen.

"Davon profitiert einzig und allein die Gasindustrie, denn solange kein Wasserstoff durch die Leitungen fließt wird weiter klimaschädliches fossiles Gas in den Heizungskellern verbrannt. Um teure fossile Fallen zu verhindern und den Klimaschutz voranzubringen, sollten Kommunen Wasserstoff für Gebäudeheizungen bei der Wärmeplanung von vornherein ausschließen," so Mira Jäger, Energieexpertin von Greenpeace

Kundentäuschung durch H2-ready-Label

Anders als viele Hersteller behaupten, sind so genannte H2-ready-Heizungen nicht ohne Weiteres mit 100 Prozent Wasserstoff nutzbar. Die benötigten Umrüstkits sind derzeit erst angekündigt, aber noch nicht verfügbar und die Kosten noch unklar. Vor allem in älteren Gebäuden sind Leitungen und Dichtungen oft nicht für Wasserstoff geeignet und müssten ersetzt werden.

"Wer heute auf H2-ready-Heizungen setzt, läuft Gefahr, in eine Kostenfalle zu tappen. Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen verlässliche, bezahlbare und klimafreundliche Lösungen – und keine teuren Versprechen mit ungewissem Ausgang" sagt Florian Munder vom VZBV.

Die Umstellung der Netze und der angeschlossenen Gebäude wären zudem eine zeitintensive, kostspielige Aufgabe, so die Studie.

"So genannte ’H2-ready’-Heizungen sind ein Luftschloss. Wasserstoff bleibt dauerhaft viel zu teuer, um damit zu heizen. Wer eine bezahlbare Heizung will, entscheidet sich direkt für eine moderne, klimaschonende Wärmepumpe," ergänzt Tina Loeffelbein, Leiterin von Gaswende

Zentrale Ergebnisse der Studie:

  1. Drastische Kostensteigerung
    Heizkosten würden 2035 um 74-172% gegenüber heutigem Erdgas steigen
    Wasserstoffbezugskosten: 21,4-33,3 ct/kWh (2035) bzw. 16,3-28,2 ct/kWh (2045)
    Zum Vergleich: Gaspreisbremse lag bei 12 ct/kWh
  2. Enorme Subventionskosten
    Um Wasserstoffpreise auf Gaspreisbremsen-Niveau zu senken: 9,4-21,3 Mrd. Euro jährlich (für 100 TWh)
    CO₂-Vermeidungskosten: 713-1.374 €/t CO₂ (2035), deutlich über Marktpreisen
    Politische Zahlungsbereitschaft für solche Summen nicht erkennbar
  3. Komplexer Umstellungsprozess
    Mammutaufgabe der koordinierten Umstellung: Ganze Netzzonen müssen gleichzeitig umgestellt werden
    Alle Gasheizungen müssen vorher durch "H₂-ready"-Geräte ersetzt werden
    Hoher Personal- und Koordinationsaufwand bei gleichzeitig schrumpfendem Markt
  4. Hohe Investitionen für Haushalte
    Gesamtinvestition pro Einfamilienhaus: 11.300-27.200 Euro
    Umfasst: H₂-ready-Heizung, Umrüstkit, Gaszähler, ggf. Hausanschluss und Leitungen
    Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen und Versicherungsanpassungen nötig

Kostenaufschlüsselung Wasserstoffbezug

Die Studie identifiziert vier Hauptkostenblöcke:

  • Erzeugung: 11,4-15,2 ct/kWh (größter Anteil)
  • Transport: 2,9 ct/kWh
  • Speicherung: 2,7-7,1 ct/kWh (saisonale Speicherung nötig)
  • Verteilnetze: 3,9-7,6 ct/kWh

Zentrale Risiken

  • Lock-in-Risiko: Haushalte investieren in H₂-ready-Heizungen, aber Wasserstoff kommt nicht
  • Kostenrisiko liegt allein bei Verbraucher:innen
  • Rechtliche Absicherung nur bei nachweislichem Verschulden der Netzbetreiber

Fazit

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass hohe Kosten bei Wasserstoffheizungen keine Risiko, sondern Gewissheit sind. Selbst im optimistischsten Szenario bleiben die Kosten deutlich über konkurrenzfähigen Alternativen wie Wärmepumpen oder Fernwärme.

Die Studie empfiehlt daher, bereits heute auf bewährte Alternativen zu setzen, statt auf eine kostengünstige Wasserstoffversorgung zu warten, die sehr unwahrscheinlich ist.

Die Studie zum Download:

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