VDI-Papier: Handlungsempfehlungen gegen Ingenieursmangel

Der Arbeitsmarkt für Ingenieur- und Informatikberufe ist weiterhin angespannt. Im zweiten Quartal 2025 waren 106.310 Stellen unbesetzt, trotz eines Rückgangs um 22,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig stieg die Zahl der Arbeitslosen in diesen Berufsfeldern auf 54.926, ein Plus von 19,1 Prozent, das ist der höchste Stand seit 2011.
Besonders betroffen: Technische Forschung und Produktsteuerung mit fast 40 Prozent mehr Arbeitslosen, während die Rohstofferzeugung einen moderaten Anstieg von rund 8 Prozent verzeichnet.
Im Durchschnitt kamen 194 offene Stellen auf 100 arbeitslose Ingenieurinnen, Ingenieure und IT-Fachkräfte. Die größten Engpässe bestehen in den Bereichen Bau, Vermessung, Gebäudetechnik und Architektur (314 offene Stellen pro 100 Arbeitslose), Energie- und Elektrotechnik (284) sowie Maschinen- und Fahrzeugtechnik (222).
Langfristiger Trend: Darum sind internationale Fachkräfte wichtig
Seit 2012 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Ingenieur- und Informatikberufen um 58,5 Prozent auf 1,53 Millionen. Besonders stark: Informatik (+151 Prozent) und Bauwesen (+54 Prozent). Rund ein Viertel des Beschäftigungszuwachses entfällt laut VDI-Ingenieurmonitor auf internationale Fachkräfte. Die größten Gruppen stammen aus Indien (13.893), Türkei (9.136), Italien (6.916) und China (6.690). Der Anteil internationaler Studierender in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen stieg von 15 Prozent im Jahr 2010 auf 33 Prozent im Jahr 2023.
„Ingenieurinnen und Ingenieure sind und bleiben der Schlüssel für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland“, betont VDI-Direktor Adrian Willig. „Deshalb müssen wir internationale Fachkräfte langfristig integrieren und gleichzeitig junge Menschen früh für Technik begeistern, um den Nachwuchs zu sichern.“
Nachwuchsgewinnung: Engpässe und neue Anforderungen meistern
Jährlich schließen in Deutschland nur 90.000 bis 100.000 junge Ingenieurinnen und Ingenieure ihr Studium ab. Die Nachwuchsgewinnung bleibt damit angespannt. Der VDI sieht in der Förderung von Zukunftskompetenzen und innovativen Lehrmethoden zentrale Hebel, um den Ingenieurbedarf zu decken.
„Wenn wir den wachsenden Ingenieurbedarf der kommenden Innovationsphase decken wollen, müssen wir jetzt handeln. Unsere jüngste Publikation im Rahmen der Initiative „Zukunft Deutschland 2050“ zum Thema Bildung und Qualifikation zeigt: Es reicht nicht mehr aus, einfach nur Fachwissen in klassischen Lehrplänen zu vermitteln. Zukunftskompetenzen wie KI-, Digital- und Nachhaltigkeitskompetenz sowie interdisziplinäres Arbeiten müssen systematisch in die Ingenieurausbildung eingebaut werden“, erklärt Willig.
Future Skills und Impulspapier: Empfehlungen für die Ingenieurausbildung
Das VDI-Impulspapier empfiehlt die systematische Verankerung von Future Skills, die Förderung innovativer Lehrmethoden und eine stärkere Verzahnung von Hochschule und Wirtschaft. „Mit den richtigen Kompetenzen sichern wir nicht nur die Innovationskraft Deutschlands, sondern auch die wirtschaftliche Stärke unseres Standortes“, betont Willig.
Ausblick: Nachwuchs und internationale Fachkräfte sind der Schlüssel
Die Engpässe am Ingenieurarbeitsmarkt und die Anforderungen an die Ausbildung erfordern gezielte Maßnahmen. Die Integration internationaler Fachkräfte und die systematische Förderung von Future Skills sind laut VDI zentrale Faktoren, um die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands langfristig zu sichern.
