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Wie funktioniert eigentlich die Kompensation von Längenänderungen?

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Die Rohrleitungstrasse soll schnörkellos die entsprechenden Medien transportieren. Dabei ist die mögliche Längenausdehnung zu berücksichtigen

Leitungen werden direktem Wege von A nach B geführt, es sei denn es handelt sich um eine Fußbodenheizung mit bifilarer oder mäanderförmiger Verlegung. Zusätzlich soll der Volumeninhalt einer Trinkwasserinstallation auch aus hygienischer Sicht nicht unnötig aufgebläht sein, denn niemand will abgestandenes oder zu langsam bewegtes Wasser.

Unbedingt Hinschauen

Aber es gilt auch einige Verlegekriterien zu berücksichtigen, die erst auf den zweiten Blick einleuchten. Denn die Installation, so wie sie vom Anlagenmechaniker gebaut wird, verändert sich schon beim ersten Einfüllen von Wasser und dann ständig durch die wechselnden Betriebsbedingungen und insbesondere die Betriebstemperaturen.

Die Rohre schieben sich hin und her. Sie bewegen sich dabei im mikroskopisch kleinen Bereich. Betrachtet man aber eine lange Trasse, die durch einen Keller verlegt wurde, kann sich die gesamte Veränderung erheblich auswirken.

Einfluss der Temperatur

Für Anlagenmechaniker ergibt sich fast immer eine erste Einbausituation, die von der nachfolgenden Betriebssituation abweicht. Erfolgt die Installation von Heizungsleitungen beispielsweise bei kühlen 10 °C, ergibt sich vielleicht kurz darauf schon eine Betriebstemperatur von 60 °C.

Das Rohr und der Werkstoff selbst können diese Schwankungen meistens locker ab. Es reagiert allerdings mit einer Ausdehnung auf diese Temperaturerhöhung. Dass es dabei dicker wird, nehmen die gummierten Schellen auf und dies stellt regelmäßig kein Problem dar.

Jedoch ergibt sich auch immer eine Längenänderung des verbauten Rohres. Das bedeutet ganz konkret, dass die Heizungsleitung in dem 20 Meter langen Keller eines Mehrfamilienhauses ein Eigenleben entwickelt, das es zu berücksichtigen gilt.

Eine Ausdehnung des Rohres erfolgt nach folgendem Muster:

ΔL =ΔT * α * L

  • Δ L ist die temperaturbedingte Längenänderung in Millimeter [mm].
  • Δ T ist die Temperaturdifferenz in Kelvin [K].
  • α ist der Wärmeausdehnungskoeffizient in Millimeter pro Meter, pro Kelvin [mm/(m*K)].
  • L ist die Rohrlänge in Meter [m].

Der Wärmeausdehnungskoeffizient ist dabei eine materialspezifische Größe. Abhängig vom Rohrmaterial dehnt sich dieses also unterschiedlich stark aus. Die nachfolgende Tabelle zeigt einige Beispiele für gebräuchliche Rohrwerkstoffe:

Rohrwerkstoff und Wärmeausdehnungskoeffizient in mm/(m*K):

  • Kupfer   0,017
  • Nichtrostender Stahl   0,017
  • Verzinkter Stahl   0,0116
  • Polyethylen (PE)   0,20
  • weichmacherfreies Polyvinylchlorid (PVC-U)   0,08
  • chloriertes Polyvinylchlorid (PVC-C)   0,07
  • vernetztes Polyethylen (PE-X)   0,15
  • Polypropylen (PP)   0,15
  • Polybuten (PB)   0,13

Die Tabellenüberschrift mit der Einheit mm/(m*K) bedeutet beispielweise für Kupfer:

Ich bin ein Stück Kupferrohr von einem Meter Länge, das sich um 0,017 mm verlängert, wenn es um ein Grad erwärmt wird.

Logisches Denken lässt den folgenden Schluss zu:

Werden nicht 1,0 Meter, sondern 10 Meter betrachtet, so verzehnfacht sich die Ausdehnung. Und wird nicht nur um 1,0 Grad erwärmt, sondern um 10 Grad, erhöht sich die Ausdehnung ebenso auf das Zehnfache.

Das bereits angesprochene Beispiel von der Heizungsleitung unter der Kellerdecke mit einer Länge von 20 Metern und einer Erwärmung von 10 °C auf 60 °C soll hier beispielhaft durchgerechnet werden:

Δ T = 60°C - 10°C = 50°C entspricht 50 K

α = 0,017mm/(m*K) (Kupfer)

L = 20m

ΔL =ΔT * α * L

ΔL = 50K * 0,017mm/(m*K) * 20m

ΔL = 17mm

Diese 20 m lange Leitung dehnt sich nur um 17 mm aus. Was auf den ersten Blick nicht unbedingt relevant erscheint, muss sich aber trotzdem irgendwo hin schieben können.

Metallische Werkstoffe sind aber bezüglich der Ausdehnung bei Weitem unspektakulärer als Kunststoffrohre. Rechnet man das Beispiel der Kellerleitung mit einem PE-Rohr durch, so zeigt sich die Ausdehnung als durchaus heftiger.

Δ T = 50 K

α = 0,20 mm/(m * K) (Polyethylen)

L = 20m

ΔL =ΔT * α * L

ΔL = 50K * 0,20mm(m*K) * 20m

ΔL = 200mm

Diese 20 m lange PE-Leitung dehnt sich schon um 200 mm, also 20 cm aus. Das ist erheblich und führt zu einem echten Problem, wenn es denn nicht bei der Verlegung berücksichtigt werden würde.

Viele Tricks und gute Ideen

Bleibt man bei der skizzierten Problemstellung der Heizungsleitung unter der Kellerdecke, so kann man sich verschiedene Problemlösungen vorstellen.

Die nachfolgenden Skizzen zeigen in blau eine kühle Ausgangslage eines Rohres. Jeweils in rot wird das Ergebnis nach der Temperaturerhöhung dargestellt.

  • Die Längenausdehnung in dem 20 Meter langen Kellerflur wird nirgends aufgenommen oder entsprechend gelenkt. Die Abmessung des Rohres verändert sich folglich.
  • Im einfachsten Fall lässt sich durch die Verlegung eine Aufnahme der Längenänderung erzwingen. Anstatt also 20 Meter in eine Richtung zu steuern, kann man durch einen Zick-Zack-Kurs im Keller die Längenausdehnung auf mehrere Teilstücke verteilen. Der Ausgleich erfolgt durch die Richtungsänderungen und dabei sind die Winkel die vorgegebenen „Knickstellen“.
  • Es werden so genannte Kompensatoren gesetzt (in der Skizze einer, mittig). Diese bestehen häufig aus einem in Falten gelegten Rohrstück, auch Faltenbalg genannt. Diese Kompensatoren sind gefertigt, um beispielsweise Längenänderungen aufzunehmen. Sie geben konstruktionsbedingt einer Ausdehnung und Zusammenziehung sehr leicht nach.
  • Es werden Dehnungsbogen montiert. Diese Konstruktion nimmt die Ausdehnung durch das „Einknicken“ der Winkel auf.

In der DIN EN 806 wird ausdrücklich eine weitere Methode vorgeschlagen, die hier etwas näher beleuchtet werden soll. Die Methode bezeichnet den flexiblen Abzweig und stellt einen Mix dar aus verschiedenen Kräften, die aufgenommen werden müssen.

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