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Montage von Fenstern und Türen: Typische Fehler kennen und vermeiden

Ingo Leuschner, Matthias Schweinsteiger

Bauelemente müssen unter teilweise extremen Randbedingungen jahrzehntelang ihre funktionalen und ästhetischen Aufgaben erfüllen. Die Auswahl der richtigen Fenster, die Analyse und Planung der Zusammenhänge von Gebäude, Bauphysik und Statik sowie die richtige Ausführung der Montagedetails stellen die Weichen für ein problemloses Bauteilleben – das belegen Auswertungen der Fremdüberwachung und ift-Gutachten. Besonders bei der großflächigen Fenster-Montage spielt dies eine wichtige Rolle.

 

Hier zeigen sich typische Fehler, die meistens aus einer Kombination mangelnder Planung, fehlendem Fachwissen, Zeit- und Kostendruck sowie Informationslücken bei Ausschreibung und Angebot entstehen.

Bild 1: Häufigkeit der Themen an der ift-Hotline (ca. 2400 Auskünfte 2015); ein Schwerpunkt liegt auf Themen zur Montage.

Altbausanierung mit Schwierigkeiten

Eine besondere Herausforderung für die Planung der Montage ist der Fenstertausch in der Altbausanierung. Durch neue Fenster wird oft das Gleichgewicht zwischen Wand, Heizsystem, Fenster und Nutzer gestört. Montagemängel sind vielfältig, lassen sich aber auf folgende Ursachen zurückführen:

  • Zeitdruck bei Bestellung, Planung und Ausführung der Baumaßnahme.
  • Ausführungsdetails sind nicht vorhanden oder fehlerhaft. Die Handwerker müssen dann auf der Baustelle improvisierte Lösungen entwickeln.
  • Es werden keine spezifischen Objektlösungen entwickelt, sodass auf wenige Standard-Details zurückgegriffen wird.
  • Auswahl und Einsatz ungeeigneter Materialien sowie neuartiger Baustoffe ohne ausreichende Nachweise und Langzeiterfahrungen.
  • Ausbildung und Fortbildung der Mitarbeiter bezüglich neuer Techniken und Materialien ist unzureichend.
  • Montageleistungen werden an Subunternehmer vergeben und nicht kontrolliert (Abwälzen der Verantwortung).

Lesen Sie auch: Fenstertausch: Was tun gegen dicke Luft

Fenstertausch mit minimalem Aufwand?

Speziell bei privaten Bauherren besteht der Wunsch, dass der Fensteraustausch ohne größere Beschädigungen und ohne umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt wird. Werbeaussagen wie „Fenstertausch ohne Schmutz“ unterstützen diese Erwartungshaltung. In der Praxis zeigt sich aber, dass diese Anforderungen bei Altbauten ohne zusätzliche Baumaßnahmen nicht erfüllbar sind. Dies liegt daran, dass früher verwendete Baustoffe, zusätzlich verbaute Elemente (Fensterbänke, Rollladenkästen etc.) sowie die bestehende Einbaulage dies nicht zulassen. Die Ausführung erforderlicher Maßnahmen wird selten beauftragt, beispielsweise zur Vermeidung von Wärmebrücken (Dämmung der Leibung bei Mauerwerk mit einer Wärmeleitfähigkeit 1,0 W/(m K)), Lüftungskonzept etc.

Fenstertausch ohne Zusatzmaßnahmen

Wenn Rollladenkästen bei einer Sanierungsmaßnahme vorhanden sind, die beibehalten werden sollen, sind erhebliche Probleme in der Zukunft zu erwarten: Bei Fehlertyp 1 (Bild 2) besteht die Rückwand des Rollladenkastens aus nur 20 mm Holzwolle-Leichtbauplatte (erhebliche Wärmebrücke). Eine zusätzliche Dämmung ist aufgrund der geringen Wanddicke nicht möglich. Eine seitlich dichte Anbindung ist nicht sinnvoll machbar, da der Revisionsdeckel in das Rollladeneinlaufprofil gesteckt und an die Holzleiste geschraubt wurde. Zudem wurde die Außenblende bei der Demontage der Fenster gelockert.

Das Beispiel zeigt, dass eine deutliche Einsparung des Energieverbrauchs und die Vermeidung von Tauwasser und Schimmelpilzproblemen oft nur mit einem umfassenden Sanierungskonzept erreichbar sind. Dies wird von Montagebetrieben nur selten angeboten und verkauft.

Das „Kleingedruckte“ wird nicht gelesen

Es gibt eine Vielzahl geprüfter Baumaterialien und Zulieferprodukte, die die Funktion des Baukörperanschlusses sicherstellen, Montagearbeiten erleichtern, die Reinigung und Pflege verbessern und so die langfristige Gebrauchstauglichkeit aufrechterhalten. Die Produkte sind aber nur wirksam, wenn

  • der Anwendungsbereich eingehalten wird (Verträglichkeit, Belastungsgrenzen …),
  • die Verarbeitung stimmt (z. B. Umgebungsbedingungen bzw. -temperaturen und vorbereitende Arbeiten) sowie
  • die vorgegebene Pflege und Instandhaltung durchgeführt wird.

Diese Bedingungen werden von den Herstellern ausführlich in den Verarbeitungshinweisen beschrieben. Abweichungen davon führen oft dazu, dass die Funktion und/oder die Dauerhaftigkeit nicht mehr sicher erreicht bzw. garantiert werden können.

Beispiel Fehlertyp Baukörperabdichtung (Bild 3 ): Hier wurde das Dichtband zu straff gezogen. Dadurch löst es sich langsam vom Blendrahmen ab. Anschließend wurde Kleb-Dichtstoff zum Überspachteln des Übergangs zum Beton verwendet. Das stellt keine sinnvolle Verwendung des Materials dar, die Haftung zum Beton wird nicht verbessert. Zusätzlich werden die Putzarbeiten durch mit Kleb-Dichtstoff bedeckte Flächen erschwert (Mehraufwand bei den Folgegewerken).

Belastungen werden unterschätzt

Regelmäßig fällt bei Streitigkeiten zur Ausführung von Abdichtung und Befestigung der Satz: „Das hat bisher immer funktioniert.“ Aber veränderte Belastungen, gesetzliche Vorgaben oder die Erwartungshaltung des Bauherrn stimmen mit der „traditionellen“ Ausführung nicht mehr überein. Speziell bei der Befestigung und der Belastbarkeit der Beschläge steigen die Probleme, wenn Fenstergröße und Glasgewichte steigen und das höhere Flügelgewicht nicht mehr sicher befestigt werden kann.

Dies gilt in besonderer Weise für Bauelemente mit Anforderungen an die Einbruchhemmung, Absturzsicherung oder in barrierefreier Ausführung. Die detaillierten Vorgaben zur Bemessung von Befestigungsmitteln aus dem Leitfaden zur Montage müssen deshalb beachtet und umgesetzt werden.

Befestigung absturzsicherer Verglasungen

Das Beispiel (Bild 4 ) zeigt zwei gleichartig konstruierte, gleich große bodentiefe Fenster. Links die Ausführung mit Balkon, rechts ohne. Dabei gilt es zu beachten, dass nur rechts Anforderungen an die Absturzsicherung und damit an Bemessung, Nachweis und Zulassung von Verglasung und Befestigungsmitteln von Festverglasung und der vorgehängten Glasbrüstung bestehen.

Qualitätsoptimierung in der Montage

Als letztes Glied in der „Qualitätskette“ entscheidet die Montage darüber, ob die zugesicherten Leistungseigenschaften des Bauelements erfüllt werden. Deshalb hat die Qualifikation der Montagekräfte eine große Bedeutung, unabhängig ob die Montage über den Hersteller oder den Händler beauftragt wird. Da bei der Montage in Altbauten und bei Sanierungen oft kein Planer beteiligt ist, wird vom Hersteller, Montagebetrieb oder Handwerker erwartet, dass die Abdichtungs- und Befestigungssysteme fachgerecht ausgewählt und auf die Bausituation angepasst werden.

Eine gute Montage beginnt mit fachgerechter Planung und Montagedetails, die zum Fenster, den Abmessungen und der Einbausituation passen. Die technischen Grundlagen und Praxistipps finden sich im Montageleitfaden. Kompetente Montagefirmen müssen in der Lage sein, diese Musterdetails mit den Gegebenheiten vor Ort zu vergleichen und Anpassungen zu entwickeln, die statisch und bauphysikalisch funktionieren. Bei dieser Aufgabe werden Montagebetriebe durch den ift-Montage- und den Befestigungsplaner unterstützt, die kostenlos auf der ift-Website nutzbar sind und auf geeignete und geprüfte Befestigungs- und Abdichtungssysteme zurückgreifen.

Um die Montagequalität von Fenstern und Türen dauerhaft zu gewährleisten, ist eine regelmäßige Überwachung des Montageprozesses hilfreich. Hierzu hat das ift Rosenheim auch das „Zertifizierungsprogramm zur Montage von Fenstern, Außentüren und Vorhangfassaden (QM 352)“ entwickelt. Grundlage für die Zertifizierung sind der Montageleitfaden, detaillierte Montagevorgaben mit geprüften Montagedetails sowie eine ausreichende Personalqualifikation. In der Zertifizierung wird deshalb die Qualifikation des Montageverantwortlichen, der Monteure und Subunternehmer geprüft. Darüber hinaus umfasst die Fremdüberwachung auch eine Überprüfung der Baustellenprotokolle sowie vor Ort ausgeführter Bauanschlüsse, insbesondere die Übereinstimmung der Ausführung mit den geprüften Zeichnungen und der Einhaltung objektbezogener Anforderungen.

Durch eine Weiterbildung im Bereich einbruchhemmender Fenster sowie zur mechanischen Nachrüstung ist eine Listung in den KPK-Listen der polizeilichen Beratungsstellen möglich, in der qualifizierte und zertifizierte Montagefirmen an ratsuchende Bauherren empfohlen werden. Auch das ift listet und empfiehlt die qualifizierten Firmen auf seiner Website im Informationsbereich für Bauherren, Verbraucher und Architekten.

Bild 5: Unterscheidung Standardfall/Sonderfall 1 für Befestigungen und Lastabtragung gemäß Montageleitfaden.

Dieser Beitrag von Ingo Leuschner und Matthias Schweinsteiger  ist zuerst erschienen in Glaswelt 6/2016. Dipl.-Ing. Ingo Leuschner ist Mitarbeiter beim ift Sachverständigenzentrum, ebenso Dipl.-Ing. Matthias Schweinsteiger.

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