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PVC-Fenster: Folienverschub an Verbreiterungen und Kopplungen

Claudius Freiberg
Verschub an der Verbreiterung

Sicher hat jeder Fensterbauer das schon mal erlebt: Man baut nach bestem Wissen Fensterelemente mit Verbreiterungen, Kopplungen oder Eckpfosten, montiert sauber und nach RAL, und dann nach 1 bis 2 Jahren reklamiert der Kunde, dass die Dekorfolie an manchen Stellen aussieht wie eine Ziehharmonika. Wie lässt sich das Schadensbild erklären und gibt es hier ein Gegenmittel?

Für das Warum gibt es eine einfache Erklärung. Die Profilhersteller gestalten ihre Profilgeometrie nach diversen Anforderungen, unter anderem danach, dass an manchen Stellen Profile angeklipst oder satt passend ineinandergefügt werden können. Dabei geht man aber immer von (weißen) nicht kaschierten Profilen aus.

Verbreiterungen und Kopplung zur Überbrückung einer Stütze

Der Kunde will aber nicht nur weiße bzw. durchgefärbte Profile, sondern verlangt meist nach folienkaschierten Oberflächen mit den entsprechenden Gestaltungsmöglichkeiten. Dazu wird das weiße bzw. durchgefärbte Profil kaschiert und damit verändert sich auch der Querschnitt. Handelsübliche Kaschierfolien sind ca. 200 bis 250 µm stark, hinzu kommt das Klebebett mit ca. 50 µm. Das Profil wird also dort, wo die Folie aufgebracht wird, um einen Viertelmillimeter dicker. Kommen jetzt zwei Profile ungünstig zusammen, ergibt das schon einen halben Millimeter mehr, der zu Spannungen führt.

Irgendwann wird die Spannung zu groß

Bei stumpfen Stößen, wie auf den Bildern zu sehen, kommt ein weiterer Effekt hinzu: Die Folie wird werkseitig um das Profil herumgezogen, schließlich soll ja keine störende Kante des Grundmaterials sichtbar sein. Werden nun die beiden Profile – meist Rahmen und Verbreiterung – verschraubt, entsteht Druck auf die Kante. Hier wird die Folie eingeklemmt und an der Ausdehnung gehindert.

Die Ansichtsseite dagegen kann sich bei Erwärmung ausdehnen. Irgendwann wird dann die Spannung zu groß und das schwächste Glied der Kette, in diesem Fall die Klebeschicht, reißt ab und es kommt zu dem typischen faltenartigen Verwurf. Der gleiche Effekt tritt auch oft entlang der Kante zur Glasdichtung auf, wenn die Folie hinter die Dichtung reicht.

Zur Sanierung hilft dann, nur die Folien der Sichtseite zu entfernen und eine Reparaturfolie aufzubringen.

Welche Lösungen gibt es für dieses Problem?

Sicher wird jetzt kein Profilhersteller zweierlei Geometrien produzieren, aber ein paar Änderungen in der Produktion und der Planung könnten das Risiko des Folienverschubs schon deutlich verringern. Eine Lösung, auch im Zeichen immer öfter auftretender Gelbverfärbung an weißen Profilen, wäre es generell gut, alle Profile zu kaschieren und die Profilgeometrie entsprechend abzuändern. Das würde helfen, die Probleme im Bereich von Kopplungen bzw. übergeschobenen Profilen zu beheben.

Wenn die Folie nicht mehr um die Kante der Sichtfläche geklebt wird, dann kann sie auch nicht gestaucht werden.

Der zweite und nach Ansicht des Autors bessere Ansatz wäre, die Folie nicht mehr um die Kante der Sichtfläche zu kleben. Viele Profilhersteller tun dies mittlerweile an der Kante zur co- oder anextrudierten Dichtung bei Blend- und Flügelrahmen. Hier müsste an der Außenkante ein neuer Lösungsweg eingeschlagen werden, um z.B. bei einseitig kaschierten weißen Profilen einen hellen Streifen an der Kante zu vermeiden. Das könnten entweder durchgefärbte Grundkörper oder aber auch das Lackieren der Kante, wie auch bei Gehrungsstößen üblich, sein.

Dieser Beitrag  von Claudius Freiberg erschien zuerst in Glaswelt 02/2019. Claudius Freiberg ist Schreinermeister und ö.b.u.v. Sachverständiger im Tischler-/Schreinerhandwerk.

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