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Typische Fehler bei Pressverbindungen an Kunststoffleitungen vermeiden

Dr. Rolf Voigtländer, Dr. Frank Nahrwold
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Verbindungstechniken sind nicht universell. Sie sind abhängig von den Materialien, die verbunden werden sollen. Über viele Jahrzehnte hinweg kamen für Trinkwasserinstallationen ausschließlich Metallrohre zum Einsatz.

Die vorherrschenden Materialien waren zunächst Blei, später dann verzinktes Stahlrohr und schließlich Kupfer. Als Verbindungstechniken dominierten deshalb über Jahrzehnte hinweg Löten und Verschrauben.

Erst in den 1990er-Jahren begann die Technik des Verpressens ihren Siegeszug – vor allem bei den dafür gut geeigneten Kupferrohren. Parallel dazu gab es einen Wandel bei den eingesetzten Rohrmaterialien. Kunststoffrohre und Verbundmaterialien eroberten den Markt. Das erforderte auch die Weiterentwicklung der Verbindungstechniken.

Rohre aus Verbundmaterialien bestehen in der Regel aus fünf verschiedenen Schichten, drei Rohr- sowie zwei Kleberschichten. Das Innenrohr, zumeist aus vernetztem Polyethylen, steht in Kontakt mit dem Trinkwasser.

Die mittlere, metallische Rohrschicht dient vor allem der Verhinderung von unerwünschter Gasdiffusion durch das Rohrmaterial. Ein äußerer Kunststoffmantel dient als Schutzschicht vor äußeren Einflüssen.

Als Verbindungstechnik für diese Art von Rohren ist am weitesten verbreitet das Verpressen. Da die Kunststoffwerkstoffe im Vergleich zu Metallen deutlich andere Materialeigenschaften besitzen, mussten die Pressfittings an den jeweiligen Rohrwerkstoff der Installationsrohre angepasst werden.

Schimmel in der Küche

Ein Beispiel für eine fehlende Verpressung illustriert der erste Schadenfall: Vor sechs Jahren war die Familie in eine neue, schöne Doppelhaushälfte eingezogen. Dann fiel ein muffiger Geruch auf und schließlich war im Essbereich der Küche ein deutlicher Schimmelbefall zu erkennen.

Voraussetzung für Schimmelwachstum ist immer Feuchtigkeit. Deshalb wurde von einem Sachverständigen die Quelle dieser Feuchtigkeit gesucht und auch mit Hilfe einer Leckortung gefunden.

Die Leckage befand sich im Gäste-WC, das an die Küche angrenzt. Hinter einer gefliesten Vorwand, im Anschlussbereich des Spülkastens, war die Leckage zu finden. Versicherer sprechen in solchen Fällen von Allmählichkeitsschäden. Diese sind besonders tückisch, weil sie oft über einen langen Zeitraum nicht bemerkt werden.

Die Durchfeuchtung des Gebäudes kann dann schon sehr weit fortgeschritten sein. Daraus resultieren dann sehr oft hohe Schadensummen. Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung wurde damit beauftragt, die Ursachenermittlung für diese Leckage durchzuführen. Bild 1 zeigt die freigelegte Schadenstelle. Der rote Pfeil weist auf die Position der schadenursächlichen Pressverbindung.

Das zeigt, dass während der Montage keine Verpressung erfolgte. Mit einer Druckprobe hätte man diesen Fehler sicher erkennen können. Die ausführende Installationsfirma gab an, eine Druckprobe durchgeführt zu haben.

Ein entsprechendes Protokoll konnte sie jedoch nicht vorlegen. In einer solchen Situation werden Gebäudeversicherer einen Regress gegenüber dem Installateur anstrengen.

Wasserschaden in einer Mehrzweckhalle

Nachdem vor fünf Jahren der Neubau einer kommunalen Sport- und Mehrzweckhalle feierlich eingeweiht worden war, traten bereits nach kurzer Zeit mehrere Undichtigkeiten innerhalb der Trinkwasserinstallation auf.

Diese wurden an Verbindungen der Kunststoffrohrinstallation, die sich innerhalb von abgehängten Decken befanden, lokalisiert. Auch in diesem Fall konnte das mit der Ursachenermittlung beauftragte Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) die Leckagen schnell auf fehlerhaft erstellte Pressverbindungen zurückführen.

Im Bild 4 ist eine der schadenursächlichen Verbindung im ausgebauten Zustand im Labor zu sehen. Wie sich zeigte, war ein Presswerkzeug verwendet worden, das nur für Metallrohrsysteme geeignet ist.

Dieser fehlerhafte Werkzeugeinsatz führte zu übermäßigen plastischen Verformungen an der Presshülse und weiteren Komponenten. Hierdurch kam es zu Beschädigungen des Rohres und in der Folge zur Undichtigkeit der Verbindung.

Mit etwas mehr Sorgfalt bei der Wahl des geeigneten Presswerkzeugs wäre dieser Schaden vermieden worden.

Undichtigkeit am Bidet

Die Schadenerfahrung zeigt: Auch bei einwandfreier Verpressung eines Mehrschichtverbundrohres kann es zu Schäden kommen. Wie der nachfolgend beschriebene Schadenfall illustriert, müssen auch die vorgeschriebenen Biegeradien der Rohre eingehalten werden.

Vier Jahre vor Schadeneintritt war das Bad im Obergeschoss eines Einfamilienhauses komplett erneuert worden. Dann trat ein Wasserschaden ein. Nicht nur im Bad stand das Wasser.

Es war auch durch die Holzbalkendecke in das Erdgeschoss und sogar bis in den Keller gelaufen. Wand- und Deckenverkleidungen waren u. a. beschädigt. Auf knapp 5000 Euro belief sich der gesamte Schaden. Wochenlange Trocknung und Reparaturarbeiten strapazierten die Nerven der Bewohner. Wie konnte es dazu kommen?

Die durch einen Sachverständigen durchgeführte Leckortung wies auf einen Wasseraustritt an einer Verpressung im Bereich der Warmwasserzuleitung eines Bidets hin.

Der schadenursächliche Leitungsabschnitt wurde zur genaueren Untersuchung an das IFS gesandt. Bild 5 zeigt dieses Asservat im zugesandten Zustand. Unschwer ist zu erkennen, dass das Rohr direkt hinter der Presshülse des Fittings umgebogen und hierbei stark plastisch verformt worden ist. Das deutet schon auf eine Montage unter Spannung hin.

Bei genauerer Prüfung bestätigt sich dieser Anfangsverdacht, wie auf Bild 6 deutlich wird. Der weiße Schutzmantel ist gerissen. Eindeutige Merkmale für einen Gewaltbruch sind zu erkennen. Bei korrekter Leitungsführung hätte dieser Schaden vermieden werden können. Die Versicherung hat einen Regress gegen den Installateur angestrengt.

Schlussfolgerungen

Die seit vielen Jahren im IFS geführte Schadendatenbank lässt erkennen: Pressverbindungen bilden einen deutlichen Schadenschwerpunkt bei Leitungswasserschäden. Sehr häufig treten die Schäden im Gewährleistungszeitraum auf. Im Zusammenhang mit dem Thema Verpressungen sind Materialfehler als Schadenursache äußerst selten.

Die häufigsten Fehler bei Pressverbindungen

  • fehlende Verpressung
  • Verwendung nicht geeigneter Presswerkzeuge
  • fehlerhafte Verwendung von Presswerkzeugen
  • fehlerhafte Positionierung der Komponenten vor der Verpressung
  • Nichteinhaltung der erforderlichen Biegeradien der Installationsrohre hinter einer Pressverbindung

Vermeiden von Schäden

Für die Fehlervermeidung gelten die Regeln, die grundsätzlich beachtet werden sollten – nicht nur bei Verpressungen.

  • Es sollen nur zertifizierte Materialien und die vom Hersteller dafür vorgesehenen Werkzeuge verwendet werden.
  • Auch alle Herstellervorgaben müssen strikt beachtet werden. Das gilt besonders für die vom Hersteller in den technischen Unterlagen vorgegebene Einschubtiefe sowie auch für die vorgesehenen Biegeradien der Installationsrohre.
  • Eine weitere Schadenursache können schlecht entgratete Rohrenden darstellen. Diese beschädigen beim Einschieben in die Fittings die darin sitzenden Dichtungen.
  • Trotz aller Sorgfalt lassen sich Fehler nicht völlig ausschließen – so auch bei der Herstellung von Pressverbindungen. Aus diesem Grund ist in den einschlägigen Normen eine Druckprüfung der Installation nach Fertigstellung vorgesehen.Mithilfe einer solchen Druckprüfung können mangelhafte Pressverbindungen zuverlässig festgestellt werden. Auf diese Weise werden Undichtigkeiten erkannt und lassen sich beheben – ohne dass ein größerer Leitungswasserschaden auftritt.

Es zeigt sich bei der Analyse von Schäden immer wieder: Schäden haben meist nicht nur eine Ursache. Oft müssen mehrere Gründe zusammenkommen, damit ein Schaden entsteht. So ist es auch hier. Allein die mangelhafte Ausführung der Verpressung reicht nicht aus. Es muss auch noch die fehlende oder mangelhafte Druckprüfung dazukommen.

Dieser Artikel von Dr. Rolf Voigtländer und Dr. Frank Nahrwold ist zuerst erschienen in der Ausgabe 10 / 2017 von SBZ Monteur.Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung ist eine Institution der öffentlichen Versicherer. Im Auftrag der Mitgliedsunternehmen und im Dienste der Öffentlichkeit beschäftigt das IFS bundesweit Naturwissenschaftler und Ingenieure, die Schadenfälle untersuchen und Maßnahmen zur Schadenverhütung erarbeiten.

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