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Varianten des hydraulischen Abgleichs im Vergleich

Bernd Scheithauer
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Im hydraulisch nicht abgeglichenen Heizsystem (links) durchfließt die kesselnahen Heizkörper mehr warmes Wasser als nötig, im kesselfernen Obergeschoss hingegen kommt zu wenig warmes Wasser an.

Ziel des hydraulischen Abgleichs ist bekanntlich eine energetisch optimale Nutzung des Heizwassers. Mithilfe voreinstellbarer Ventile sollen die Massenströme des Heiz­systems (oft physikalisch nicht ganz korrekt als Volumenströme bezeichnet) so re­guliert werden, dass in jedem Heizkörper oder Heizkreis nur so viel Warmwasser bereitgestellt wird, wie zum Erreichen der gewünschten Raumtemperatur erforderlich ist. Oder einfacher formuliert: Die richtige Warmwassermenge soll stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.

Bei der Frage, ob ein stationärer bzw. statischer, ein dynamischer oder ein automatischer hydraulischer Abgleich zu empfehlen ist, fällt die Antwort schon deshalb nicht leicht, weil die Begriffe nicht einheitlich ­verwendet werden. Hinzu kommt, dass es vielfach an Kriterien für eine praxisnahe Entscheidung mangelt. Bei genauerer Betrachtung ist es aber möglich, Ordnung in die Begriffe zu bringen und die Varianten voneinander abzugrenzen. Auf dieser Basis lassen sich dann die einzelnen Konzepte gegeneinander abwägen.

Berechnungsverfahren bedingt verschiedene Qualitätsstufen

Die Varianten des hydraulischen Abgleichs unterscheiden sich auch darin, wie nahe sie an das beschriebene Ziel heranführen. Unabhängig davon steht und fällt die Qualität der Abgleichlösung jedoch auch mit der Qualität der Berechnung der Massenströme.

Prinzipiell lassen sich drei Qualitätsstufen des hydraulischen Abgleichs unterscheiden, die für jede der Abgleichvarianten gelten.

Maßgeblich sind hier die für Bafa- und KfW-Förderungen relevanten Berechnungsverfahren A und B gemäß den Vorgaben des VdZ-Bestätigungsformulares.

Im ersten Fall (A) wird ohne Berücksichtigung der raumweisen Heizlast kalkuliert und stattdessen angenommen, dass die Heizleistung der installierten Heizkörper bzw. -kreise mit der Heizlast des Raumes identisch ist – dass die Heizkörper bzw. -kreise also bei entsprechender Vorlauftemperatur überall genau so viel Wärme zuführen, wie zum Erreichen der vorgesehenen Raumtemperatur erforderlich ist.

Diese Berechnung ist grundsätzlich am einfachsten. Da die Kalkulation nicht näher auf Größe, Lage und Nutzung der einzelnen Räume eingeht, wird jedoch nur eine Energieeinsparung von maximal 5 bis 8% erreicht und damit bestenfalls die Hälfte des Optimierungspotenzials genutzt.

Berechnungsart A ist deshalb hauptsächlich für einen ersten hydraulischen Vorabgleich in Verbindung mit weiterführenden Maßnahmen geeignet.

Die Varianten des hydraulischen Abgleichs mit den jeweils zur Umsetzung erforderlichen Systemkomponenten.

Ganz anders verhält es sich demgegenüber mit Berechnungsart B, bei der in Anlehnung an die Abschnitte 5 bis 7 der neuen DIN SPEC 12831-1 auch eine vereinfachte, raumweise Heizlast einkalkuliert wird. Sie berücksichtigt die Transmissionsverluste von Außenwänden, Fenstern und unbeheizten Räumen ebenso wie den Lüftungswärmebedarf. Des Weiteren können z.B. U-Werte aus Baujahrangaben verwendet werden. Der kalkulatorische Aufwand ist größer, zahlt sich jedoch aus, da mit dieser Berechnungsart das Einsparpotenzial von bis zu 15% voll erschlossen wird.

Keine nennenswerte Verbesserung erbringt hingegen die zuweilen als Premiumvariante gepriesene Berechnungsart, die eine Heizlastberechnung exakt nach DIN EN 12831 sowie eine Rohrnetzberechnung nach VDI 2073 einschließt.

Der hohe Mehraufwand für diese Kalkulationsvariante schlägt sich nur ansatzweise in einer messbaren Energieeinsparung nieder und lässt sich somit kostentechnisch kaum rechtfertigen. In bessere Regelungstechnik zu investieren, erweist sich hier fast immer als sinnvoller.

Statischer hydraulischer Abgleich ist die Standardlösung

Besonders deutlich macht sich der Unterschied der Qualitätsstufen bei der einfachsten, in Millionen von Bestandsgebäuden realisierten Abgleichvariante bemerkbar – dem statischen hydraulischen Abgleich. Diese Lösung arbeitet mit druckabhängigen Komponenten und eignet sich für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Mehrfamilienhäuser mit kleinen Wohneinheiten.

Die Massenströme werden hier ausschließlich für den Volllastfall berechnet und eingestellt. Eine effizienzoptimierte Heizwasserverteilung wird somit nur für die Maximal­auslastung des Heizsystems angestrebt. Deshalb kann diese Lösung den Teillastfall nicht optimal abbilden. Wird dann noch auf eine raumweise Berechnung der Heizlast verzichtet, hält sich der erreichte Energiespareffekt in engen Grenzen.

Wird hingegen Berechnungsart B angewandt und die vereinfachte, raumweise Heizlast mit einkalkuliert, wandelt sich der statische hydraulische Abgleich in die Lösung mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis. Denn der Komponentenaufwand ist hier geringer als bei jeder anderen Abgleichvariante. Zur Umsetzung genügen druckabhängige Thermostat- oder Strangventile, die in den meisten Bestandsanlagen ohnehin schon vorhanden sind oder kostengünstig nachgerüstet werden können.

Gleichwohl hat dieser Ansatz auch Nachteile. Da die Massenströme nur im Volllastfall adäquat abgeglichen sind, ist im Teillastfall mit Fließgeräuschen zu rechnen. Diese werden durch erhöhte Strömungsgeschwindigkeiten in den Thermostatventilen verursacht.

Dynamischer hydraulischer ­Abgleich integriert Teillastfall

Soll auch der Teillastfall abgebildet und die Gefahr von Fließgeräuschen minimiert werden, ist der dynamische hydraulische Abgleich die richtige Wahl. Für groß dimensionierte Anlagen, wie sie sich in größeren Wohn- und Zweckbauten finden, ist er sogar die einzige mögliche Option, da sich ein statischer Abgleich im Bestand systemgrößenbedingt nur schwierig durchführen lässt.

Die Dynamik, die der Name indiziert, entsteht durch den Einsatz von Strangdifferenzdruckreglern oder druckunabhängigen Thermostatventilen. Diese Komponenten halten den Wasserdruck unabhängig von den Lastbedingungen gebäudeweit konstant, sodass die Massenströme auch bei Teillast korrekt abgeglichen sind.

Obgleich die Auslegung des Systems wie beim statischen Abgleich für den Volllastfall erfolgt, ist so also selbst im Teillastfall eine adäquate Warmwasserverteilung gewährleistet. Das Heizsystem besitzt damit auch unter wechselnden Heizanforderungen – etwa bei nutzerindividuellen Änderungen der Thermostateinstellung – eine deutlich verbesserte Energieeffizienz.

Zudem wirken die differenzdruckregelnden Armaturen am Heizkörper (druckunabhängige Thermostatventile) oder im Strang (Strangdifferenzdruckregler) Fließgeräuschen entgegen. Ergänzend ist hier eine Reduktion der Differenzdrücke empfehlenswert, um geräuschlastige Strömungsgeschwindigkeiten auch von dieser Seite her auszuschließen.

Wie schon beim statischen gilt auch beim dynamischen Abgleich, dass mit Berechnungsart B das bestmögliche Kosten-Nutzen-Verhältnis erzielt wird. Der Aufwand für die raumweise Heizlastberechnung – der bei großen Gebäuden naturgemäß weit höher ausfällt als bei Ein- oder Zweifamilienhäusern – zahlt sich angesichts des Systemumfangs nachhaltig aus und erbringt weit bessere Effizienzwerte. Von daher sollte nach Möglichkeit nicht auf die höhere Qualitätsstufe einer raumweisen Heizlastberechnung verzichtet werden.

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