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Verbraucherzentrale: Das kostet der Heizungstausch

Fachplaner im grauen Sakko und blauem Hemd bei einer Branchenveranstaltung für Gebäudetechnik, unscharfe Fenster im Hintergrund.
Stefan Materne: „Seit wir die Preise erfassen, kannten sie nur eine Richtung: nach oben.“

Seit 2021 erfasst die Energieberatung der Verbraucherzentrale jährlich die Kosten für einen Heizungstausch in Ein- und Mehrfamilienhäusern. Über die aktuellen Ergebnisse sprach Tim Geßler aus der Redaktion Wärmewende mit Stefan Materne und Peter Kafke.

Herr Materne, Herr Kafke, Sie beobachten seit 2021 systematisch die Preisentwicklung von Wärmeerzeugern. Was zeigen die aktuellen Zahlen für 2025?

Stefan Materne: Seit wir die Preise erfassen, kannten sie nur eine Richtung: nach oben. Für 2025 sehen wir so langsam eine Stagnation. Die Preissteigerungen gehen mittlerweile deutlich zurück. Und bei der Gasheizung haben wir sogar einen Stillstand. Das könnte daran liegen, dass die Nachfrage hier erheblich zurück gegangen ist.

Grundsätzlich halten wir zukünftig auch Preissenkungen für möglich. Die Wärmepumpenhersteller haben stark in Fertigungskapazitäten investiert. Wenn diese irgendwann ausgelastet werden, könnte sich das preisdämpfend auswirken. Aber heute bewegen sich die Preise insgesamt weiterhin auf einem zu hohen Niveau.

Peter Kafke: Ich glaube, dass viele Akteure nach dem Regierungswechsel gehofft haben, die Uhr werde zurückgedreht, das Thema Klimaziele sei erledigt. Diese Hoffnung verblasst allmählich. Die Nachfrage nach fossilen Systemen sinkt, die flankierende Heizungsförderung scheint erstmal stabil zu bleiben – das alles bremst die Preisdynamik etwas aus. Aber es ist eben nicht nur die Nachfrage, sondern auch das Handwerk, das stark ausgelastet war. Das hat die Preise ebenfalls geprägt.

Branchenexperte der Gebäudetechnik mit grauen Haaren, Brille und dunklem Sakko blickt im Interview bei haustec.de in die Kamera.
Peter Kafke: „Keine Heiztechnik, ob fossil oder nicht fossil, ob gefördert oder nicht gefördert, ist von den Preissteigerungen verschont geblieben.“

„Für identische Leistungen wird mancherorts das Dreifache verlangt.“

Wenn Sie sich das aktuelle Preisniveau genauer anschauen, gibt es Auffälligkeiten oder Ausreißer?

Materne: Der gesamte Bausektor hat starke Preissteigerungen erlebt, das betrifft nicht nur Heizungen. Anfahrtskosten, Materialpreise, die hohe Auslastung im Handwerk – all das hat zu enormen Ausreißern geführt. Es gab regelrechte Abwehrangebote, also bewusst überteuerte Kostenvoranschläge, um unerwünschte Aufträge abzuwehren. Das hat sich mittlerweile wieder etwas normalisiert und wir haben auch keine Wartezeiten von über einem Jahr mehr.

Kafke: Die Preisbandbreite ist aber teilweise immer noch extrem: Für identische Leistungen wird mancherorts das Dreifache verlangt. Das hat die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz gerade erst für Wärmepumpen untersucht. Insgesamt hatten wir im Heizungsbereich aber flächendeckend starke Preissteigerungen: Keine Heiztechnik, ob fossil oder nicht fossil, ob gefördert oder nicht gefördert, ist verschont geblieben.

„In Süddeutschland kann man etwa 30 % auf unsere Durchschnitts­preise aufschlagen.“

Die von Ihnen erhobenen Heizungspreise sind bundesweite Durchschnittswerte. Inwieweit kann man sich daran orientieren? Wie groß sind die regionalen Unterschiede?

Kafke: Es gibt ein deutliches Nord-Süd-Gefälle, wie bei anderen Bauleistungen auch. In Mecklenburg-Vorpommern zahlt man generell weniger als in Bayern oder Baden-Württemberg. Nach unseren Rückmeldungen kann man in Süddeutschland etwa 30 % auf unsere Durchschnittspreise aufschlagen. Das gilt insbesondere für die dort weit verbreiteten Biomasse- und Ölheizungen.

Materne: Das hängt natürlich stark mit der regionalen Kaufkraft zusammen. Deshalb passt auch der Durchschnittspreis fast nirgendwo. Aus diesem Grund raten wir dazu, immer mehrere Angebote einzuholen. Wer gut plant, kann unter dem Durchschnitt bleiben. Mit etwas Zeit und Glück ist es sogar möglich, eine Luft/Wasser-Wärmepumpe für 18.000 Euro zu bekommen. Das geht aber nicht, wenn man unter Druck steht, weil die Heizung gerade kaputt gegangen ist.

Preistabelle für Heizsysteme (z. B. Wärmepumpen, Gasheizungen) in Euro, Stand Mai 2025, relevant für TGA-Entscheider und Gebäudeplaner.

Die Durchschnittspreise für den Austausch des Wärmeerzeugers in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie kleineren Mehrfamilienhäusern reichen von 11.000 bis 60.000 Euro. Einkalkuliert sind die Entsorgung des alten Wärmeerzeugers und der betriebsfertige Anschluss der neuen Anlage (ohne neue Verrohrung und Heizflächen).

„Unsere Empfehlung: Sich Zeit lassen, Preise vergleichen und ein günstiges Angebot suchen.“

Wie sollten sich Hauseigentümer aktuell verhalten? Welche Empfehlungen geben Sie in ihren Beratungen?

Kafke: Unser Ansatz ist individuell: Was will der Eigentümer? Wie sind die Gegebenheiten vor Ort? Wir reden nicht von oben herab, sondern beraten auf Augenhöhe. Wenn jemand eine bestimmte Technik partout nicht will, akzeptieren wir das – und schauen dann, was im Rahmen seiner Möglichkeiten sinnvoll ist. Eine Wärmepumpe ist in den meisten Fällen technisch machbar. Das hilft aber nicht, wenn der Kunde sie persönlich ablehnt. Am Ende steht dann eine Liste mit Heiztechnologien, die wir empfehlen.

Materne: Wir machen grundsätzlich eine technologieoffene Beratung. Lediglich Wasserstoff ist für uns keine zukunftsfähige Lösung in den nächsten 10 bis 20 Jahren für den privaten Heizungsmarkt. Wir fragen das Budget ab und zeigen die Optionen auf. Dabei werden die damit verbundenen CO2-Emissionen dreifach gewichtet. Bei Gasheizungen weisen wir zudem auf die Risiken hinsichtlich des steigenden CO2-Preises und eines möglichen Netzrückbaus hin.

Hat der Kunde sich für eine Technologie entschieden, ist die Empfehlung: Sich Zeit lassen, Preise vergleichen und ein günstiges Angebot suchen. Gerade wer hier nicht unter Zeitdruck handelt, hat deutlich mehr Spielraum und kann im Zweifelsfall auch auf bessere Preise warten.

Herr Kafke, Herr Materne, vielen Dank für Ihre Perspektive auf das aktuelle Preisgefüge im Heizungsmarkt.

Stefan Materne (Jahrgang 1977) ist Referent im Projekt Energieberatung der Verbraucherzentralen. In diesem Projekt mit über 1000 Energieberater*innen und über 900 Beratungsstellen arbeitet er seit 2007. Er ist gelernter Zentralheizungs- und Lüftungsbauer und studierte anschließend Versorgungstechnik an der Berliner Hochschule für Technik. Als Dipl.-Ing (FH) arbeitete nach dem Studium als planender und bauleitender Ingenieur in einem Planungsbüro.

Dipl.-Phys. Peter Kafke (Jahrgang 1962) ist Projektteamleiter bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale. Nach Stationen in einem Solarprojekt in Großbritannien, als freiberuflicher Energieberater in Hamburg und als Beratungsstellenleiter bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen leitete er seit 2003 die technischen Referate beim Bundesverband in Berlin.

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