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Smarte Heizungssteuerung im Praxistest

Elmar Held
Inhalt
Meine Ausstattung enthält ferneinstellbare Thermostatköpfe, eine Regel- und Verbindungseinheit, genannt Evohome, und insgesamt zwei Temperaturwähler für Temperaturzonen

Es ist das dritte System, das ich mir mittlerweile zugelegt habe. Und darin lässt sich unschwer erkennen, dass ich mich für diese Technik schon lange begeistern kann. Die alten Techniken haben mich nicht dauerhaft zufriedengestellt, trotzdem gehe ich kurz darauf ein, auch um die Entwicklungen zu beschreiben.

Die Anfänge

Angefangen habe ich mit den Thermostatköpfen, die man beim Discounter, meistens zu Beginn der Heizperiode, kaufen kann. Winzige Displays erlaubten die Kontrolle und Programmierung. Und wenn man sich einen Stick zulegte, konnte man die Programmierung auch am PC vornehmen und dann mit diesem Stick zu den Heizkörpern transportieren. Ich war anfangs begeistert und freute mich auf die Programmierung der Köpfe am großen PC-Bildschirm, um dann meine Geld- und Zeitinvestition durch Einsparung von Heizkosten wieder reinzuholen.

Was soll ich sagen? Der Programmierstick lag nach vier Wochen in der Ecke und wurde nie wieder genutzt. Diese Fummelarbeit zur Optimierung meiner Beheizung machte mich eher nervös, als dass es mir Freude bereitete. Vielleicht habe ich im Bad und Wohnzimmer einige Einspareffekte erzielt, aber richtig durschlagend war das Ergebnis nicht. Mein Investitionsaufwand war gering, das Ergebnis bescheiden, die Lust an der eigentlich als smart angekündigten Technik verpufft.

High End im alten Gemäuer

Ein neues, allerdings auch kostspieligeres System versprach mir dann doch wieder Spaß am Sparen. Ich traute mich an ein System, das sich auch im Netz wohlfühlt und über das Internet per Handy steuerbar ist.

Das Einrichten des Systems war absolut einfach und logisch aufgebaut. Im Prinzip habe ich die Schaltzentrale, namentlich „Evohome“, nach einer simplen Anleitung vor mir auf den Tisch gelegt und nacheinander jeden Thermostatkopf bei dieser Zentrale angemeldet. Zur Anmeldung gehörte mindestens der Raumname, also Bad, Küche, Wohnzimmer usw. In zwei Räumen meiner Wohnung sind mehr als ein Heizkörper installiert. Diese Gruppe von Heizkörpern konnte ich mittels separaten Temperaturwählers gewissermaßen als Zone zusammenfassen. Am Schluss der Einrichtung waren daher 5 Räume mit je einem Heizkörper mit der Zentrale verbunden und zwei Zonen, in denen jeweils eine Gruppe von Heizkörpern zusammengefasst sind.

Evohome erlaubt mir seither die sehr einfache Programmierung. Dabei kann ich diese Funktionseinheit aus dem Ladesockel nehmen und auf dem übersichtlichen Display die Zeitprogramme für alle Räume sehr einfach organisieren. Meine Erfahrung im Umgang mit Apps reichte locker aus, um sinnvolle Zeitfenster für die Beheizung meiner Wohnräume auszuwählen. Will ich zwischenzeitlich von dieser Programmierung abweichen, brauche ich nur einen der Thermostatköpfe per Drehbewegung auf eine andere Temperatur stellen. Für die Zonen, also den Zusammenschluss mehrerer Heizkörper, reicht es aus, wenn ich den zuständigen Temperaturwähler verstelle und dieser verteilt dann meinen Temperaturwunsch an die Gruppe von Köpfen. Diese handeingestellte Temperatur bleibt dann solange erhalten, bis die eigentliche Programmierung wieder einen Schaltzyklus hat.

Beispiel: Um 14:00 Uhr drehe ich die Beheizung meines Büros direkt am Thermostatkopf auf 23 °C, obwohl die Programmierung nur auf 20 °C eingestellt ist. Um 17:30 Uhr wäre ohnehin der Schaltzyklus zur Nachtabsenkung eingetreten. Diese Nachtabsenkung bleibt erhalten, obwohl ich um 14:00 Uhr die Temperaturanforderung verändert habe. Ich übersteuere also mit meinen Eingriffen nicht zwangsläufig den eingestellten Programmablauf.

Erst nach einem Schaltzyklus fällt jeder Kopf also wieder in sein Wochenprogramm zurück. Das Ganze geschieht sehr einfach und vor allem sehr zuverlässig. Ich hatte innerhalb eines Jahres nicht einen Aussetzer oder eine Fehlermeldung.

Clever gewählte Zeitfenster zur gradgenauen Beheizung meiner Wohnung eröffnen mir Einsparpotenziale

Der Clou mit der App

Das große Display zur Programmierung, also mit Evohome, wird zusätzlich ins WLAN eingebunden. Dabei meldet es sich an einem Server des Herstellers an und kann von dort gewissermaßen ferngesteuert werden. Zu diesem Server kann ich mittels einer App sehr einfach einen Kontakt herstellen. Es ist mir also möglich, jeden Raum in meiner Wohnung vom Handy aus anzusteuern. Habe ich also einen Sonderwunsch auf dem Weg nach Hause, so kann ich aus der Ferne, per Handy beispielsweise, mein Badezimmer aus dem Kälteschlaf erwachen lassen und von 18 °C Absenkbetrieb auf wohlige 24 °C beheizen. Zig Anlässe sind denkbar und zig Anlässe habe ich bereits aus der Ferne genutzt.

Alexa kennt meine Heizung

Natürlich mag auch Alexa meine Mühle und ist eingezogen. Grundsatzdiskussionen über das Abgreifen von Daten kann man an anderer Stelle führen. Ich kann berichten, dass ich meine Wunschtemperatur in meinen Räumen nicht mehr per Drehknopf oder Programmierung einstellen muss, sondern einfach meiner Alexa mitteilen kann. Beim Verlassen meiner Wohnung kann ich, anstatt vier Heizkörper im Esszimmer abzudrehen, einfach rufen: „Alexa, Esszimmer 15 Grad!“. Madame geht dann davon aus, dass ich Celsiustemperatur meine, und tut, was ihr gesagt wurde. Damit ist sie eine der wenigen Damen, die mich ernst nimmt.

Energieeinsparung bei mir

Zwischen 10 und 15 Prozent beträgt die Einsparung, die ich auf diese Technik zurückführe, dadurch, dass das System einen zeitlich begrenzten Absenkbetrieb selbst organisiert. Das System ist für mich sehr bequem zu bedienen, daher nutze ich es auch entsprechend häufig. Es ist sehr einfach, beim Verlassen der Räume oder der Wohnung die Temperatur abzusenken. Das lohnt sich nicht, wenn ich nur mal kurz in den Keller flitze. Aber wenn ich das Haus für einen längeren Zeitraum verlasse und es draußen knackig kalt ist, kann ich schon einige Wattstunden einsparen. Daher führe ich weitere 5 Prozent auf die extrem einfache Bedienung zurück. Dadurch nutze ich das An- und Abstellen überhaupt erst. Wenn ich also auf dem Weg zu einem Termin meine Heizung noch per Handy abschalte, merke ich ja nicht, dass die Wohnung auf 15 °C abkühlt. Auf dem Nachhauseweg kann ich dann die Temperatur wieder auf 22 °C stellen und komme in meine warme Bude.

Es ist nicht lästig und überfordert mich nicht, diese Aktionen auszuführen. Zu Hause hört Alexa auf mein Wort und ich habe irgendwann die Kosten für das System raus.

Bonbons für mich

Jeder Thermostatkopf meines Systems erkennt autark das Öffnen eines Fensters. Er interpretiert also eine plötzliche Abkühlung als solch einen Zwischenfall und schließt das Ventil, zumindest vorübergehend. Die Energieeinsparung dieser Funktion wird von mir nicht überschätzt, ist aber ein extra Bonbon für jeden Nutzer dieser Technik.

Die programmierten Köpfe öffnen und schließen auch zwischendurch meine Thermostatventile. Im Sommer wird also der Stift am Ventil bewegt. Seitdem bleibt keines mehr hängen und ich muss die Dinger nicht vor der Heizperiode wachklopfen.

Die Batterien der Köpfe sind bereits über ein Jahr ohne Austausch und ohne Unterbrechung im Einsatz. Für mich ist das ein Zeichen dafür, dass der Datenverkehr vom Thermostatkopf zur Basis exzellent funktioniert und diese Art der batteriegestützten Fremdenergie nicht überfordert.

Mein Raum im Mühlenturm ist eigentlich extrem abgeschirmt mit seinen 1,6 Meter dicken Wänden. Ein WLAN-Signal kommt dort nur noch sehr schwach an. Trotzdem versteht sich die Basis, also Evohome, aufgestellt im Esszimmer meiner Wohnung, mit den Köpfen im Turm. Ich schließe daraus, dass die Schaltsignale eben auch in einem Wohnhaus bestens weitergeleitet werden und nicht an jeder Wand oder Decke versiegen.

Handberechnung zur Einsparung

Ein Heizkörper mit 1.000 Watt [W] Leistung, der eine Stunde betrieben wird, hat die Energiemenge von 1.000 Wattstunden [Wh] abgegeben, entsprechend 1 Kilowattstunde [kWh].

Derzeit lässt sich die Kilowattstunde aus Erdgas mit rund 8,5 Cent an den Heizkörper bringen. Darin sind die Verluste im Kessel und auf dem Weg zum Heizkörper eingerechnet. Wer jetzt diesen Betrag als gering einstuft, kann gerne meine Gasrechnung übernehmen. Ich zahle im Jahr für meine 105 Quadratmeter inklusive meinem Homeoffice-Arbeitsplatz 850 Euro. Damit will ich andeuten, dass diese 8,5 Cent für den einstündigen Betrieb eines 1.000-Watt-Heizkörpers bei mir rund 10 000-mal im Jahr anfallen. Wenn ich da also 20 Prozent reduzieren kann, sind das fast 170 Euro.

Meine Regel lautet daher, dass ich durch das Absenken von Wunschraumtemperaturen ohne Zweifel Geld einspare. Gerade bei längerer Abwesenheit kann ich ohne Komforteinbußen meinen Gasverbrauch senken. Das Werkzeug zur Einsparung ist komfortabel und modern. Im für mich einfachsten Fall rufe ich Alexa meine Wünsche zu.

Übertragbar auf alle?

In einem separaten Bericht habe ich mich bereits über die Einsparmöglichkeiten beispielsweise durch Nachtabsenkung ausgelassen (02/2018). Nachvollziehbar und logisch ist, dass ein hervorragend wärmegedämmtes Haus einen sehr geringen Wärmebedarf aufweist. Wenn also die Kosten für Wärme ohnehin schon sehr gering sind, ist jeder Prozentpunkt an Einsparung mit einem geringen Betrag verbunden. In einem modernen Wohnhaus und ohne Mühlenzimmer würde ich vielleicht nur die Hälfte der Heizkosten zahlen müssen. Anstatt 850 Euro eben nur 425. Würde ich in einem solchen Umfeld dieselbe Spartechnik einsetzen, mit einem gleichen Spareffekt von 20 Prozent, würde ich „nur“ 85 Euro an Kosten einsparen. Das System wäre also bezüglich der Kosten weniger wirtschaftlich, denn ich müsste ja die gleiche Investition für die Komponenten tätigen.

Dazu kommt noch die Tatsache, dass Räume in einem hochwärmegedämmten Haus nicht so schnell abkühlen. Wenn ich bei mir die Heizung an einem kalten Wintertag herunterdrehe, wird es innerhalb einer Viertelstunde spürbar kühl. In einer hochwärmegedämmten Wohnung würde ich bei gleichen Bedingungen auch nach einer Stunde nur wenig spüren. Der systembedingte Einspareffekt, wie in meiner Wohnung, ließe sich also nicht beliebig auf moderne Häuser übertragen.

Stumpf und auf den Punkt gebracht liegt also das Einsparpotenzial eines solchen Smarthome-Systems in einem Altbau hoch und verschwindet fast gänzlich in einem Passivhaus. Alle anderen Wohnhäuser liegen dazwischen.

Häuser, die bis 1977 gebaut wurden, liegen bei ca. 20 Kubikmeter Verbrauch an Erdgas pro Quadratmeter Wohnfläche innerhalb eines Jahres, also 20 m³/(m² x a). Häuser bis 2002 liegen bei 10 m³/(m² x a), ein Effizienzhaus bei 6 m³/(m² x a) und ein Passivhaus bei 1,5 m³/(m² x a).

Auch die 1,6 Meter dicken Wände meines Mühlenturmzimmers verhindern nicht die Kommunikation von Thermostatköpfen mit der Zentrale

Meine Einschätzung

Da ich mich gerne in diese überschaubare Spartechnik hereingedacht habe, wäre ich ganz sicher ein Lieblingskunde für einen SHK-Handwerker, der mir das System verkauft, installiert und einrichtet. Menschen, die sich ebenso gerne mit Spartechnik und Apps auseinandersetzen, sind aus meiner Sicht also dankbare Kunden für ein solches System. Schwierig wird es bei Kunden mit dem Hang zum Alles-Inklusive-Paket. Eine Nachjustierung wird immer notwendig werden. Und da muss der Nutzer des Systems selbst ran. Ein SHK-Handwerker, der nach Kauf und Installation des Systems nochmals zwei- oder dreimal beim Kunden anfährt, um Einstellungen vorzunehmen oder gar in die App einzuführen, wird zumindest vom eigenen wirtschaftlichen Erfolg enttäuscht werden.

Wie hoch eine Energieersparnis mit dem von mir eingesetzten System ausfällt, hängt natürlich auch vom grundsätzlichen Energiebedarf eines Hauses ab

Als dankbare, weil mit entsprechend hoher Einsparung betreibbare Heizungsanlagen, werden sich solche in Arztpraxen und Büroräumen anbieten. Gleichmäßige und planbare Arbeitszeiten lassen sich einfach in Zeitprogramme umsetzen und bieten ein hohes Sparpotenzial. Die Mitarbeiter müssen nicht abends den Hebel umlegen, um den Absenkbetrieb aufzunehmen. Sie müssen auch nicht morgens früher erscheinen, um die Räume auf Wohlfühltemperatur zu bringen.

Hochwärmegedämmte Häuser bieten aufgrund der Gebäude­physik nur geringe Einsparpotenziale. Einen Überzeugungstäter, also einem echten Fan dieser Technik, wird das vielleicht nicht abschrecken und dieser kommt daher als Kunde eines SHK-Betriebes noch infrage. Der Sparfreak im Passivhaus gehört aber ganz sicher nicht zur Zielgruppe. Solide Altbauten aus den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts mit hohen spezifischen Verbräuchen sind hingegen klassisches Einsatzgebiet für diese Systeme. Ich persönlich bin Fan geworden und empfehle diese Technik genau in diesem Zusammenhang gerne weiter.

Dieser Beitrag von Elmar Held ist zuerst erschienen in SBZ Monteur 10/2019.

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