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Gebäudesanierung muss für neue EU-Ziele auf den Prüfstand

Stefan Moser, Leiter des Referats Gebäude und Produkte in der Generaldirektion Energie geht davon aus, dass EU-Effizienzrichtlinie, Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie und Bauproduktenverordnung kurzfristig an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Die EU hat sich im Klimaschutzgesetz auf eine CO2-Reduzierung um 55 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 1990 verständigt. 

Oliver Rapf, Geschäftsführer des Building Performance Institute Europe, nannte ein Ziel von 60 % als notwendig, um über alle Sektoren verteilt auf 55 Prozent zu kommen. Dazu seien vier Maßnahmen notwendig:

  • Überarbeitung der bisherigen Instrumente
  • Unterstützung einkommensschwacher Haushalte
  • Weiterentwicklung der Idee des europäischen Bauhauses
  • neue Mindeststandards

Sanierungsquote bei Gebäuden muss höher werden

„Effizienz und Erneuerbare müssen dabei Hand in Hand gehen“, forderte Rapf. Effizienz könne eine Reduktion um 25 % bringen. Wenn man diese vernachlässige, komme man bis 2030 nicht auf die notwendigen Minderungsziele. Außerdem sei eine Verdoppelung der Sanierungsrate gefordert: „3 % sind notwendig mit einer umfassenden Sanierung“, mahnte er. Derzeit liegt die Quote bei gut 1 %.

„Mit der Zielverschärfung der EU-Staaten wird eine beschleunigte Umsetzung von Effizienzmaßnahmen noch wichtiger. Es gibt gerade im Gebäudebestand noch sehr viel zu tun. Da müssen wir nun schnell ran, damit dies kein Lippenbekenntnis bleibt, sondern zügig Realität wird. Beispielsweise könnten wir mit den energetisch schlechtesten Häusern beginnen“, schlägt Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbands Gebäudehülle vor.

Deutschland bei Sanierungsstrategie Mittelmaß

Besonders bei den langfristigen Strategien wünscht Oliver Rapf sich von Deutschland eine klarere Ausrichtung: „Da schneidet Deutschland nicht gut ab und ist im europäischen Vergleich im Mittelfeld.“ Die Aussage von Torsten Herdan, Abteilungsleiter Energiepolitik im Bundeswirtschaftsministerium, man sei mitten in der Renovierungswelle, könne er nicht teilen, sagte Rapf.

Er plädierte insbesondere dafür, Anpassungen an den Klimawandel und Sanierungsmaßnahmen enger zu verzahnen und mit der Wohnungsbaupolitik abzustimmen. Zudem sei es notwendig, Renovierungswelle und industriellen  Strukturwandel zusammen zu denken.

Digitalisierungsoffensive für gute Sanierung

Ingeborg Esser vom Verband der Wohnungswirtschaft sieht Chancen im neuen CO2-Preis. „Die Einnahmen aus dem CO2-Preis müssen in der Förderung der Gebäude verbleiben“, forderte sie.  Ein CO2-Preis als Steuerungsinstrument könne auch Anreize schaffen für Vermieter, in die Sanierung zu investieren.

Außerdem plädierte sie für eine Digitalisierungsoffensive im Handwerk. Esser: „Viele Teile wie Heizung oder Smart Living funktionieren nur bei massiver Weiterqualifizierung der Handwerker.“ Durch optimale Steuerung und einfache Assistenzsysteme für Benutzer ließen sich CO2-Einsparpotenziale von 20 % erschließen.

Einer Optimierung der Energieausweise konnte sie nicht viel abgewinnen. Wichtiger zur Hebung der Potenziale sei eine Stärkung der Energieberatung. „Die meisten unserer Mitglieder denken in Portfolios und brauchen dafür eine Strategie. Die Informationen werden dann benötigt, wenn man an die Sanierung konkret herangeht“, sagte sie.  Da helfe ein Energieausweis nicht weiter.

Klimaschutz, Ressourcenschutz und Bauqualität zusammenführen

Als Möglichkeit einer Kosten-Nutzen-Analyse, die deutlich mehr umfasst als die Energiebilanz, entwickelt die EU das sogenannte „Europäische Bauhaus“. Es sei notwendig, Klimaschutz, Ressourcenschutz, Biodiversität und Gesundheitsschutz zusammen zu denken, argumentierte Ralf Niebergall, Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer. 

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