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Herbstforum Altbau 2025: Innovative Lösungen für Energieeffizienz im Gebäudebestand

Alisia Romeo
Inhalt

Am 20. November 2025 trafen sich Expertinnen und Experten beim 27. Herbstforum Altbau in Stuttgart. Im Mittelpunkt stand das Thema: „Mehr Energieeffizienz im Bestand: Neue Konzepte für alte Gebäude“. Moderiert wurde die Veranstaltung von Natasha Walker. Frank Hettler, Leiter von Zukunft Altbau, begrüßte die Teilnehmenden und leitete in das breit gefächerte Programm ein.

Politische Impulse: Planungssicherheit und Investitionen gefordert

Zum Auftakt betonte Umweltministerin Thekla Walker die Fortschritte beim Klimaschutz in Baden-Württemberg. Sie appellierte an die Politik: „Jetzt geht es einfach um Vertrauen und Verlässlichkeit“ und forderte „Klarheit über gesetzliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit für eine Dekade.“ Die Ministerin verwies zudem auf die Notwendigkeit realer Zukunftsinvestitionen im Gebäudebereich und stellte klar: „Wir müssen in die Umsetzung kommen.“

Unsichtbarer Wohnraum als Lösung für mehrere Krisen

Wohnwendeökonom Daniel Fuhrhop thematisierte das Potenzial ungenutzter Wohnflächen – etwa leerstehende Kinderzimmer – und stellte die Formel 3u&vw zur besseren Wohnraumnutzung vor. Diese umfasst Untervermietung, Umzug, Umbau, Vermietung und die Bildung von Wohngemeinschaften. 

Als Beispiel nannte Fuhrhop das belgische Programm 1toit2ages (1 Dach, 2 Altersgruppen) mit jährlich 400 Wohnpaaren in Brüssel. Er plädierte dafür, solche Vermittlungsmodelle auch in Deutschland professionell zu etablieren, um demografischem Wandel, Wohnraum- und Klimakrise zu begegnen.

Wärmepumpen im Altbau: Dimensionierung und Systemintegration

Constanze Bongs, Stiftungsprofessorin für Wärmepumpentechnologie an der Hochschule Karlsruhe, erläuterte die Herausforderungen bei der Integration von Wärmepumpen im Bestand. Sie präsentierte Ergebnisse aus drei Feldstudien: OptiPower von OST+SPF+IET, WP-QS vom Fraunhofer ISE und WP-Praxis vom IWU. 

Zentrale Erkenntnis: Die richtige Dimensionierung der Wärmepumpe ist entscheidend, Überdimensionierung kommt häufig vor, ist aber schwer zu definieren und nachträglich kaum zu korrigieren. Die Effizienz (Jahresarbeitszahl) korreliert laut Studien am deutlichsten mit den Systemtemperaturen, die durch gezielten Heizkörpertausch gesenkt werden können. Sie verwies auf das Wettercockpit von Zukunft Altbau. Das Planungsinstrument stellt Wetterdaten und Gradzahlen für eine präzisere Auslegung bereit und bietet Planenden wichtige Grundlagen für die richtige Dimensionierung und effiziente Systemintegration.

Jörg Knapp vom Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg schloss thematisch an den Vortrag seiner Vorrednerin an. Auch er betonte: „Was man in der Planung falsch macht, ist nachher nur schwer zu beheben.“ Er verwies auf die Checkliste des Fachverbands Sanitär-Heizung-Klima und hob hervor, dass bei der Kombination von Wärmepumpen mit bspw. Photovoltaik oder Stromspeicher die Abstimmung zwischen Elektro und SHK-Handwerk von Anfang an mitgedacht werden muss, ebenso wie die Installationskosten.

Fachpublikum aus der Gebäudetechnik beim Netzwerken auf einer Branchenmesse, Gesprächsrunden an Stehtischen, Fokus auf beruflichen Austausch.
In den Pausen konnten sich die Teilnehmenden austauschen und social networken.

H2: Für die Wärmeversorgung höchstens in Nischen

Volker Kienzlen von der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg stellte die Rolle von Wasserstoff für die Energiewende heraus. Der aktuelle Bedarf liege bei etwa 55 Terawattstunden pro Jahr, davon 93 Prozent aus grauem Wasserstoff. Für das Jahr 2045 wird ein Bedarf von 400 bis 700 Terawattstunden erwartet. Kienzlen verdeutlichte, dass Wasserstoffnetze künftig deutlich kleiner als die heutigen Erdgasnetze ausfallen werden, dennoch sei Wasserstoff unverzichtbar für die Energiewende. 

Für die Wärmeversorgung sieht er Wasserstoff vor allem in Nischen wie Spitzenlastkesseln oder Blockheizkraftwerken. Sein Fazit ist eindeutig: „Niedertemperaturwärme ist kein sinnvoller Anwendungsfall für Wasserstoff." Demnach spielt Wasserstoff „keine nennenswerte Rolle in der Wärmeplanung.“

Energiewende trotz(t) Mythen 

Christian Stöcker, Professor für Digitale Kommunikation an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, räumte in seinem Vortrag mit verbreiteten Mythen zur Wärme- und Energiewende auf. Er zeigte anhand internationaler Beispiele, wie stark der Ausbau erneuerbarer Energien inzwischen voranschreitet – etwa in Pakistan, Vietnam und Indien mit Solar und in Brasilien, Marokko mit Windenergie. 

Stöcker hob hervor, dass die fossilen Energien in Wahrheit hoch subventioniert seien und verwies auf das Energiewirtschaftsgesetz, das die Zulassung von Großbatteriespeichern deutlich vereinfacht als "Wunder im Bundestag". Seine zentrale Botschaft: „Der Markt hat längst entschieden“ – und zwar zugunsten der Erneuerbaren.

Erneuerbare Wärmenetze: Praxisbeispiel Steinheim

Esther Fischer und Kristine Rinderle von der Energieagentur Kreis Ludwigsburg präsentierten das Leuchtturmprojekt Solnet Steinheim. Das Wärmenetzprojekt mit 15 Millionen Euro Investitionsvolumen und 10 Millionen Euro Förderung erreichte eine Anschlussquote von über 55 Prozent. Die Solarthermieanlage auf einer Parkplatzüberdachung versorgt nun weitere angeschlossene Gebäude. 

Ein zentraler Erfolgsfaktor bei der Umsetzung solcher Projekte, sei laut Fischer und Rinderle die gezielte Beratung der Anschlussnehmer gewesen. Besonders die individuelle Beratung und effiziente Maßnahmenplanung sind essentiell bei der Umsetzung der Wärmewende. In Deutschland sind bislang rund 3.800 Kilometer Wärmenetz überwiegend fossil betrieben, während Dänemark bereits 50 Prozent erneuerbare Wärmenetze aufweist.

Praxisbeispiele: Wärmepumpe im Schwarzwaldhof und Mieterstrom im MFH

Markus Bur am Orde stellte die Integration einer modernen Wärmepumpe in einen historischen Schwarzwaldhof vor. Neben der Entfernung des Ölkessels und der Einbindung eines Holzvergaserkessels wurde die Regelung der Wärmepumpe auf Wetterdaten angepasst. Herausforderungen ergaben sich durch den Denkmalschutz und Asbestbelastungen.

Auch Antonia Reiter berichtete über ein Mieterstromprojekt in einer Wohnungseigentümergemeinschaft mit 23 Parteien in Stuttgart-Bad Cannstatt. Die Photovoltaikanlage mit 71 Kilowattpeak und 41,2 Kilowattstunden Batteriespeicher versorgt alle Parteien im Mieterstrommodell zu einem effektiven Strompreis von 24 Cent pro Kilowattstunde. Die Projektlaufzeit betrug rund 18 Monate, die Amortisation wird bei 12 bis 14 Jahren erwartet.

Sanierungssprint: Energetische Altbausanierung in Rekordzeit

Darius Heller von der Universität Stuttgart präsentierte den Sanierungssprint als Pilotprojekt: Ein Altbau wurde in nur 22 Werktagen energetisch saniert. Entscheidend für die Einhaltung dieses Zeitplans ist die Taktung - die Zusammenarbeit aller Gewerke wird minutiös geplant. Aber auch das Wir-Gefühl auf der Baustelle ist ein wichtiger Faktor - dazu tragen u.a. gemeinsame Mittagessen bei. Im Großraum Stuttgart wurden mehrere Objekte bereits mit dem Sprint erfolgreich saniert.

Ausblick

Das 27. Herbstforum Altbau zeigte, dass neuartige Sanierungsansätze, effiziente Wärmepumpentechnologien, erneuerbare Wärmenetze und neue Wohnmodelle zentrale Bausteine für die Wärmewende im Gebäudebestand sind. Die vorgestellten Praxisbeispiele und Studienergebnisse liefern wertvolle Impulse für die weitere Entwicklung und Umsetzung in der Fachpraxis.

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