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Kraft-Wärme-Kopplung als Alternative: Hoffnungsträger Brennstoffzelle?

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Derzeit gibt es bei den Brennstoffzellen-Heizgeräten (bis 1,5 kWel) nur zwei Unternehmen, die jeweils mehr als 1000 Einheiten verkauft haben: Solidpower und Viessmann.

Eine Konsequenz aus den Marktveränderungen der letzten Jahre ist, dass die Gaswärmepumpe im kleinen Leistungsbereich für das Eigenheim Geschichte sein dürfte. Nachdem Vaillant und Viessmann ihre technologisch interessanten Zeolith-Modelle vom Markt genommen haben, hat inzwischen auch Bosch Thermotechnik die Entwicklung und Markteinführung der 18-kW-Gas-Absorptions-Wärmepumpe für Ein- und Zweifamilienhäuser „bis auf Weiteres eingestellt“, wie es in einem Statement auf Anfrage der SBZ-Redaktion hieß. Begründet wurde dieser Schritt damit, dass „Bosch Thermotechnik im Sinne einer effizienten Ressourcennutzung und vor dem Hintergrund der zukünftigen Herausforderungen der Energiewende ihre Aktivitäten in der Entwicklung von Hybridgeräten und Elektrowärmepumpen sowie in der Systemintegration verstärken werde.“

Auslaufmodell gasmotorische Mikro-KWKs

Nach der anfänglichen Euphorie bei den Erdgas-Mikro-KWK-Anlagen (mit ca. 1 bis 1,5 kWel), die in den Jahren 2010 bis 2013 zahlreich angekündigt und/oder in den Markt eingeführt wurden, folgte die Ernüchterung: kleinere Unternehmen, wie z. B. Otag oder Whispergen, gingen insolvent und ihre Produkte verschwanden vom Markt. Die großen Heiztechnikplayer zogen dann ab etwa 2016/2017 erste und einschneidende Konsequenzen.

So verschwand zu Jahresbeginn 2017 das verbrennungsmotorische, technisch sehr interessante Mikro-KWK-System Ecopower 1.0 (1 kWel / 2,5 kWth, elektr. Wirkungsgrad: rund 26 %) aus dem Lieferprogramm von Vaillant. In dem gemeinschaftlich mit Honda auf der ISH 2011 präsentierten System sahen die Verantwortlichen damals ein technisches und wirtschaftliches Marktpotenzial von etwa 60 000 Bestandsbauten jährlich (bei einer Sanierungsrate von rund 1 %). Doch die hohen Erwartungen scheinen sich nicht erfüllt zu haben. Im Juli 2018 wurde zudem bekannt, dass sich Vaillant komplett aus dem Mini-KKW zurückziehen wird – einem (deutschen) Nischenmarkt aus Sicht des weltweit operierenden Unternehmens.

Vaillant ist nicht der einzige Big Player, der sein Produktprogramm konsolidiert hat. Auch Viessmann nahm Veränderungen vor. In einem Statement auf Anfrage der SBZ-Redaktion heißt es: „Aufgrund der attraktiven Brennstoffzellen-Markteinführungsförderung wurde die Produktion des Stirlinggeräts Vitotwin (1 kWel / ca. 5,5 kWth) im April 2017 eingestellt, um sich voll auf den Vertrieb der Brennstoffzelle Vitovalor zu konzentrieren.“ Laut Unternehmensangaben läuft die Belieferung der Vitotwin-Kunden mit den notwendigen Ersatzteilen jedoch weiter.

Ähnliche Gründe wie bei Vaillant und Viessmann dürften auch für die Produktentscheidungen der Unternehmensgruppe BDR Therma gelten, zu der u. a. Brötje, Senertec und Remeha gehören. So wurde Anfang 2018 der Verkauf des Wandstirlinggeräts (1 kWel / ca. 5 kWth) WGS 20.1 von Brötje eingestellt. Zum 1. Juli 2018 hat dann auch Remeha sein Mikro-KWK-Wandgerät eVita aus dem Lieferprogramm genommen. Das Unternehmen erläuterte die Entscheidung gegenüber der SBZ so: „Seit der Entwicklung, die vor 10 Jahren begann, hat sich die Mikro-BHKW-Technik kontinuierlich weiterentwickelt … Wir haben uns daher entschlossen, im Leistungsbereich 1 kWel zukünftig auf die Brennstoffzellen-Technologie und auf unser neues Produkt eLina mit 2,2 kWel zu setzen …“

BDR Therma hat sich des Weiteren auch gegen die Weiterproduktion des Dachs Stirling (1 kWel / ca. 5,8 kWth) entschieden, wie die SBZ-Redaktion im Juli von Senertec erfahren hat. Das auf Mini-KWK spezialisierte Unternehmen wolle sich im Eigenheimbereich künftig auf die Vermarktung des Brennstoffzellengeräts Dachs Innogen konzentrieren.

Zwischenfazit: Der Mikro-KWK-Gerätemarkt (mit ca. 1 bis 1,5 kWel) schrumpft. Das gasmotorische Segment, vor allem geprägt vom Stirlingmotor, ist Geschichte bzw. ein Auslaufmodell. Nun ruhen alle Hoffnungen auf der Brennstoffzelle. Doch wird sich die Technologie bei der künftigen Strom- und Wärmeerzeugung im Einfamilienhaus nennenswert etablieren können?

Egal ob Verbrennungs- oder Stirlingmotor: Die Erdgas-Mikro-KWK-Klasse bis max. etwa 1,5 kW el ist ein Auslaufmodell.

Welches Marktpotenzial hat die Brennstoffzelle?

Im Rahmen einer Umfrage der VDMA Arbeitsgemeinschaft Brennstoffzellen wurde in einer Pressemitteilung vom 11. April 2013 der damalige Vorsitzender Guido Gummert wie folgt zitiert: „Wir rechnen mit mindestens 70 000 Brennstoffzellenheizgeräten in 2020 für die Installation in Deutschland und einem ähnlichen Volumen für den Export.“ Nicht mehr ganz so euphorisch optimistisch fiel die Erwartung in einer Pressemitteilung von Zukunft Erdgas vom 24. Oktober 2017 aus. Darin heißt es: „Die Gerätehersteller rechnen in den kommenden Jahren mit einem exponentiellen Marktwachstum. Ab dem Jahr 2023 sollen jährlich rund 75 000 Brennstoffzellen-Heizungen verbaut werden.“ – Doch ist diese Zahl auch realistisch?

Zweifelsohne erfreulich und belebend wirkt sich das KfW-Programm 433 „Energieeffizient Bauen und Sanieren – Zuschuss Brennstoffzelle“ aus. Gefördert werden Anlagen im Leistungsbereich von 0,25 bis 5 kW elektrischer Leistung. Der Zuschuss setzt sich zusammen aus einem Festbetrag von 5700 Euro sowie aus einem leistungsabhängigen Betrag von 450 Euro je angefangene 100 W elektrische Leistung. Daraus ergeben sich Einzelzuschüsse im Bereich zwischen 7050 und 28 200 Euro. Zum Programmstart 2016 bezuschusste die Bundesregierung nur den Einbau in Privathaushalten; Mitte 2017 wurde das Förderprogramm auch auf Unternehmen und Kommunen ausgeweitet.

Laut einer Pressemitteilung der Now GmbH (vom 2. Juli 2018) wurden bislang insgesamt 2630 Anlagen gefördert. Im ersten Quartal 2018 seien 729 Förderanträge von der KfW bewilligt worden. Diese Zahlen sind ein Achtungserfolg und sicherlich ein wichtiger Meilenstein. Doch daraus lassen sich seriös noch keine Steigerungsraten bis 2023 auf das Niveau des heutigen Heizwärmepumpenabsatzes ableiten. Erschwerend kommt hinzu, dass das erfolgreiche KfW-Technologieeinführungsprogramm für die Brennstoffzellenheizung bis Ende 2018 befristet war. Und ob sich die vergleichsweise sehr hohen Brennstoffzellen-Investitionskosten, z. B. durch eine (Groß-)Serienfertigung, jetzt schon drastisch senken lassen, darf bezweifelt werden. Deshalb möchte der BDH, der die politische Arbeit der Initiative Brennstoffzelle (IBZ) fortführt, dafür sorgen, dass „die Brennstoffzelle auch nach 2018 gute Förderbedingungen bekommt“.

Die Aufgaben der Marktkommunikation der IBZ, die Zukunft Erdgas e. V. übernimmt, werden von Vorstand Dr. Timm Kehler so beschrieben: „Die Vorbereitung der Markteinführung ist abgeschlossen. Nun verschiebt sich der Schwerpunkt von der technologischen Entwicklung und der Pilotphase hin zu einer koordinierten Marktentwicklung mit einer effizienten Kommunikationsoffensive.“

Und dann waren es nur noch vier Hersteller …

Auf der ISH 2017 hatte Vaillant bekannt gegeben, seine „Entwicklungskapazitäten im Bereich der Brennstoffzellentechnologie zu reduzieren und die Markteinführung des Brennstoffzellenheizgerätes für Einfamilienhäuser bis auf Weiteres auszusetzen“. Begründet wurde dieser Schritt damals damit, dass Immobilienbesitzer ein solches Brennstoffzellen-Heizgerät derzeit nicht wirtschaftlich betreiben könnten. Allerdings werde die Vaillant Group entsprechend reagieren, falls sich Bedingungen grundlegend ändern und die Nachfrage nach Brennstoffzellenheizgeräten erheblich ansteigen sollte. Bislang scheinen diese Änderungen nicht eingetreten zu sein.

Im Sommer 2018 hat sich nun mit Bosch Thermotechnik ein weiterer großer Player vom Verkauf seines SOFC-Brennstoffzellengeräts (0,7 kWel / 0,6 kWth; elektr. Wirkungsgrad: 46 %) verabschiedet, das unter den Produktnamen Logapower FC10 (Buderus) und Cerapower (Junkers) vertrieben wurde. Auf SBZ-Anfrage hieß es, dass es keine Neuproduktion mehr gebe und lediglich noch ein Abverkauf der Lagerware stattfinde. Hintergrund für diesen Schritt ist die Kooperation mit Brennstoffzellenproduzent Solidpower. Ab dem vierten Quartal 2018 wird das Bluegen-Gerät von Solidpower in Deutschland auch über die Bosch-Thermotechnik-Marke Buderus vertrieben. Bosch will sich „bei der Zusammenarbeit darauf konzentrieren, den Bluegen mit bestehenden Produkten aus dem Buderus-Portfolio zu effizienten Systemlösungen zu kombinieren“. In dieser Kooperation, die demnach über eine klassische Handelswarenbeziehung hinausgeht, sieht Solidpower einen wichtigen Meilenstein zur Erreichung seiner ambitionierten Unternehmensziele: „Wir wollen die Brennstoffzelle schnell im Massenmarkt etablieren, um die Herstellungskosten zu senken und so Unabhängigkeit von Förderungen zu erlangen.“

Unterm Strich ist diese Verbindung eine interessante und neue Konstellation, die jedoch ein Problem hat: Nun gibt es in Deutschland nur noch vier Unternehmen, die eigene Brennstoffzellen-Heizsysteme anbieten (BZH). Das sind BDR Therma (Dachs Innogen), Freudenberg (Elcore), Solidpower (Bluegen) und Viessmann (Vitovalor).

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