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Farbe im Bad: Aktuelle Trends kennen und in der Badberatung nutzen

Dr. Hildegard Kalthegener
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Ein neues Bad muss nicht nur funktionieren, es soll begeistern, attraktiv sein und gefallen. Farbe im Bad kann wesentlich dazu beitragen. Die Farbwahl und -beratung im Vorfeld ist dafür ein wesentlicher Aspekt. Das sollte man nicht dem Maler überlassen, es wäre ein großes Risiko, da er nun mal kein Badexperte ist. Auch der Kunde ist Laie auf dem Gebiet. Er ist nicht sicher, ob und welche Farbe für eine Investition in der Größenordnung eines neuen Badezimmers angemessen ist. Wände im Badezimmer zu streichen ist darüberhinaus immer eine anspruchsvolle Arbeit.

Vielleicht hat er noch die erbsengrünen Fliesen seiner Eltern oder das Waschbecken in Bahama-Beige aus den 1970er-Jahren als abschreckende Beispiele vor Augen? Kein Wunder, dass die Chromophobie, also die Angst vor der Farbe, ausgeprägt ist. Nicht nur für diese Fälle gibt es mittlerweile sogar einen ganz speziellen Fächer mit Farben für Sanitärobjekte, die sogenannten Sanitärfarben.

Wenn man sich an die erbsengrünen Fliesen mit verschmutzten Fugen aus grauer Vorzeit erinnert, ist die gegenwärtige Angst vor der Farbe im Bad fast begründet.

Farbtrends fürs Badezimmer im Wandel der Zeiten

In den 1960er- und 1970er-Jahren hat man für das Badezimmer tief in den Farbtopf gegriffen. Seitdem haben sich die Präferenzen immer wieder deutlich geändert, bis alles zunächst beige und dann weiß wurde, um nur ja keinen Fehler zu machen.

Im Interieur gab es nach Weiß vorübergehend eine große Rotwelle, ehe Limettengrün zwischen 2000 und 2010 auf den Spitzenplatz in der Rangliste der Farbenindustrie kletterte. Anschließend wurde es wieder ruhiger um die Farbe, und eine große unbunte, also graue Welle überrollte uns.

Parallel dazu kam Puderrosa ins Spiel und gewann im Marketing eine starke Bedeutung. Für große Flächen im Badezimmer und langlebige Badkeramik ist es aber natürlich den meisten Kunden zu süßlich und zu einseitig, weil zu feminin. Stellt sich nun die Frage: Was ist eigentlich die passende Farbe für das Bad?

Nuancen um Salbei und Eukalyptus sind ein neu aufgelegter Evergreen. Richtig ­kombiniert wie z. B. mit feinem Mineralguss in Anthrazit, liegen sie heute bei mutigen Kunden wieder im Trend.

Die Sanitärfarben Erbsengrün, Amazonas und Limette wurden durch Salbei und Eukalyptus abgelöst, zwei nun schon seit längerer Zeit gefragte Nuancen, die hell und dezent sind. Naturnah statt grell entsprechen sie seit Jahren unserem Zeitgeist. Sie fehlten in kaum einer Dekoration der Aussteller auf den internationalen Möbelmessen und haben es nicht nur ins Badezimmer, sondern auch in die Küche geschafft.

Trendfarbe Grün symbolisiert Nachhaltigkeit

Aber nicht nur kurzlebige Deko und Textilien, sondern auch Wandfarbe und langlebige, hochwertige (Bad-)Möbel müssen vor allem eines: Nachhaltigkeit ausdrücken. Und wie funktioniert das besonders gut und offensichtlich, wenn nicht durch den cleveren Einsatz der Farbe Grün in der richtigen Nuance?

Hier schließt sich mittlerweile sogar der ein oder andere Hersteller von Einbauelementen bei der Farbgestaltung im Bad an. Besonders trendorientiert ist der frisch überarbeitete salbeigrüne Einbauwaschtisch von Bette. Dort heißt er Evergreen und wird gezeigt in Kombination mit dunkelgrauem, fein gesprenkeltem Mineralgussobjekt und wasserabweisendem Wandanstrich.

Außer Amazonas hat Terrakotta ein völlig neues Eigenleben entwickelt. Jahrzehntelang war es als altmodisch verschrien, bevor es Mitte 2021 in strahlendem Glanz als porenfreie Duschfliese BetteAir aus glasiertem Titan-Stahl wieder in Erscheinung trat. Besonders ausdrucksvoll ist diese Duschfläche kombiniert mit mattschwarzer Armatur auf einem Wandanstrich, der perfekt auf die Farbe, nämlich das Terrakotta, abgestimmt ist.

Umgeben wird das Ensemble von elegantem, mehrfarbigem Terrazzo mit extrem großen Einsprengseln. „Carneol“ heißt das neue Terrakotta in diesem Fall, die Duschfliese ist allerdings auch in 30 anderen Farben erhältlich.

Stylish und alles andere als kunterbunt: terrakotta-farbene ebenerdige Duschfliese und perfekt abgestimmter Wandanstrich, aufregend kombiniert mit Terrazzo und mattschwarzer Armatur.

Farbgestaltung im Bad als (Beratungs-)Chance

In Badausstellungen wird das Thema Farbe meist etwas stiefmütterlich behandelt. Schade, wie ich finde, da es eine große Chance für das Beratungs- und Verkaufsgespräch mit dem Kunden darstellt. Das Thema Farbgestaltung im Badezimmer nicht zu nutzen, ist eine verschenkte Chance. Farbe beeinflusst in starkem Maße die Stimmung, prägt die Präferenzen von Kunden und kann die Kaufentscheidung in vielen Bereichen lenken. Dazu gehören nicht nur die Wände im Badezimmer, sondern auch Decke, Boden und Sanitärobjekte.

Die Kundschaft ist heutzutage anspruchsvoll und informierter als je zuvor, nicht zuletzt auf dem Gebiet von Farbtrends und Badgestaltung. Kunden haben viel gelesen und recherchiert, aber nicht unsere Erfahrung und sind daher verunsichert. Wenn wir also überzeugen wollen, müssen wir unsere Kompetenzen stärken, geschickt einsetzen und auch zum Thema Farbtrends die Nase vorn haben, egal ob für Wände, Fliesen oder Armaturen.

Das heißt nicht, dass es für jeden Interessenten bei der Farbkombination im Badezimmer kunterbunt wie im Kindergarten zugehen soll, aber wenn ein Kunde Farbe im Bad mag und unsicher ist, müssen wir darauf vorbereitet sein, ihm fachkundig weiterzuhelfen.

Dafür gibt es ein großes Angebot an Farbfächern und -systemen sowie gute, übersichtliche Argumente, die man schnell erlernen kann, ohne dass man gleich Design studieren muss. Farbe hat das Potenzial, aus jedem Bad einen ganz besonderen, persönlichen Raum zu machen.

Mit gut ausgewählten ­Farbkombinationen in kleinen Kollektionen überzeugen Sie schneller als mit dem dicken ­abgenutzten Fächer aus dem Baumarkt. Besonders ­bewährt seit Jahrzehnten: die Polychromie ­Architecturale nach Le Corbusier.

Badberatung: Farbfächer bieten Übersicht

Besonders hilfreich bei der Badberatung sind zurzeit kleine Kollektionen mit etwa 30 bis 100 ausgewählten Nuancen sowie Farbfächer mit großen Mustern. Manche haben nur eine Farbe pro Seite, sodass man sich die Nuance leichter im Raum vorstellen kann, als wenn man zehn winzige Muster pro Seite im Fächer gleichzeitig sieht und damit überfordert ist.

Diese hochwertigen Farbfächer findet man nicht so oft im Baumarkt, sie eignen sich gut für Architekten, Badplaner und den qualifizierten Fachhandel, um spezielle Kompetenz bei der Farbgestaltung schnell sicht- und greifbar zu machen.

Welche Farben im Bad immer gehen? Seit fast einem Jahrhundert bis heute bewährt haben sich die Farben aus der Palette „Polychromie Architecturale“ nach dem Architekten Le Corbusier. Aber auch zu den Designprinzipien aus dem Bauhaus, einer der größten Design- und Architekturinstitutionen der Geschichte (und nicht die Baumarkt-Kette!), gibt es eine passende Farbkollektion.

Weiter sind spezielle Fächer mit allen Nuancen um Weiß oder ein „Schwarz-Fächer“ hilfreiche Werkzeuge, die man z. B. von Caparol oder Sikkens erwerben kann, ohne gleich ein Konto aufzulösen. Der Kunde kennt diese Fächer meist nicht und ist damit leicht zu beeindrucken, weil er mit einer Farbe pro Seite für nur scheinbar einfache Farbentscheidungen um Weiß, Grau und Schwarz eine echte Hilfestellung für die richtige Farbgestaltung im Badezimmer bekommt.

Trendfarbe(n): Welche Farben sind 2022 en vougue?

Eine klare Meinung zu Farbtrends zu haben, ist eine gute Chance aufzuzeigen, dass man in der Badberatung informiert und auf der Höhe der Zeit ist. Doch welche Farbtrends gibt es überhaupt? Dies ist gar nicht so leicht festzustellen, da es eine Vielzahl an Institutionen und Unternehmen gibt, die pro Jahr jeweils eine andere Farbe als "Trendfarbe" küren – und das pro Land. Ganz vorne mit dabei: das Pantone Institute aus den USA.

Wir haben Ihnen die unterschiedlichen Trendfarben des Jahres 2022 zusammengefasst und erläutern, inwieweit diese als Farben für das Badezimmer taugen.

Very Peri für das Bad?

Seit Anfang des Jahres hört und liest man immer wieder von Very Peri, aber was hat es eigentlich damit auf sich? Der Name ist abgeleitet von Periwinkle, dem englischen Namen für unser Immergrün, aus der Botanik dem ein oder anderen auch als Vinca ­Minor bekannt.

Die kleinen, zurückhaltenden violett-blauen Blüten des Immergrüns standen Pate für die Farbe des Jahres 2022, die das ­Pantone Institute als einer der drei weltweit größten Farbmusterhersteller nach sorgfältiger Recherche und längerer Diskussion innerhalb seines Trendforschungsteams ausgerufen hat.

Diese Farbe passt zwar als Textil in der Mode, als Dekoration im Interieur, für Kosmetik und vielleicht auch als Wandfarbe auf einer Fläche ganz gut zum gegenwärtigen Zeitgeist, leider aber weniger für den großflächigen Einsatz im Haus oder gar im Badezimmer.

Übrigens: Das Pantone Institute hat mittlerweile auch die Trendfarbe für 2023 gekürt: Viva Magenta. Einige Hersteller haben ihre Produktpalette deshalb schon daran angepasst.

Very Peri – Zu kurzlebig für Sanitärkeramik, aber schick als Denkanstoß auf einer Wand oder als Detail im Badezimmer-Showroom. Die Pantone-Farbe des Jahres 2022 kann im Zweifel nächstes Jahr schnell überstrichen werden.

Trendfarbe des Jahres in Deutschland: Mauve

Außer dem amerikanischen Pantone-System gibt es zwei andere wichtige internationale Farbstandards: das schwedische Natural Colour System (NCS) und das deutsche RAL. Die Trendvorhersagen dieser beiden Institute umfassen pro Jahr fünf bis zehn Farben für meist vier verschiedene aktuelle Trendthemen.

Sie sind also wesentlich komplexer und relativ abstrakt und bekommen daher nicht so viel Aufmerksamkeit von der allgemeinen Presse. Sie werden mehr von interessiertem Fachpublikum berücksichtigt, meist von Designern und Architekten.

Während Pantone, NCS und RAL Farbstandards produzieren, Farbfächer und Muster, aber keinen einzigen Eimer Farbe liefern, engagiert sich auch die deutsche und die internationale Farbenindustrie stark beim Thema Trends. In Deutschland hat die Farbe des Jahres keine besondere Tradition, aber der große deutsche Farbenhersteller Caparol hat dennoch Mauve als Trendfarbe 2022 ausgewählt.

Es handelt sich um ein Rosé, inspiriert durch die Malvenblüte: hell, freundlich und dezent, aber eben deutlich auf der femininen Seite. Hier hat man anschließend im Badezimmer dasselbe Problem, wie bereits mit dem damaligen Farbtrend Puderrosa.

Kenntnisse über aktuelle Trends und das richtige Material helfen bei der Kundenberatung.

Weitere internationale Trendfarben 2022

Zur Beurteilung von Entwicklungen hilft auch der Blick über den großen Teich. Unter den Toptrends der amerikanischen Farbenindustrie dominieren 2022 als Colour of the Year ganz klar Nuancen um Eukalyptus und Salbei, auch wenn sie hier andere Namen haben, z.B. Evergreen Fog.

Weiter standen in den USA der "Morgendunst im Oktober“ und der „Weg des Windes“ Pate für Farben des Jahres. Bei Akzo, einem niederländischen Farbenkonzern (mit Sikkens als deutscher Tochter), wurde ein blasses Blau vom „Heiteren Himmel“ inspiriert, während das silbrige Grün des Olivenzweigs von Sigma, einer deutschen Farbenfirma mit amerikanischem Mutterkonzern, den Farbkreis Richtung Eukalyptus wieder schließt.

Gemeinsam haben die genannten Nuancen alle, dass sie hell, freundlich und zurückhaltend sind, etwas dunstig und luftig in einer Zeit, in der man nicht genau weiß, wie es weitergeht. Klarer als je zuvor ist aber, dass die Natur in einer nachhaltig geprägten Zukunft eine wichtige Rolle spielt, weshalb die hellen, vergrauten Grün-Nuancen eine sichere Wahl auch im Badezimmer bleiben. Es muss ja nicht immer gleich das Sanitärobjekt sein, auch als Wandfarbe oder für Fliesen sind leise Töne attraktiv.

Warum internationale Farbenfirmen relevant sind für die deutsche Badplanung? Die Farbenindustrie recherchiert sehr gewissenhaft die globale Stimmung und die damit verbundene Farb­präferenz. Sie investiert riesige Etats in die Vermarktung der jeweiligen Farbe des Jahres, auch bei ihren deutschen Tochterfirmen. Darüber hinaus ist die Anstrichfarbe im Interieur als langlebiges Produkt natürlich näher an den Farbtrends im Bad als die kurzfristig populären Farben der internationalen ­Laufstege.

Der bekannteste Standard ist der Fächer RAL Classic mit aktuell 216 Farben. Eine neue Nuance kam ganz frisch hinzu und wird Fasergrün genannt.

Wie lange hält sich eine Trendfarbe?

In Küche, Bad und Architektur dreht sich das Trendrad langsam. Verständlich, da es sich um langfristige Investitionen handelt. Der deutsche Durchschnittsverbraucher kauft sich grob gesagt alle 10 bis 20 Jahre eine neue Einbauküche. Fassadenanstrich und Badrenovierung passieren meist auch nicht öfter.

Und selbst dann will man nicht mutig experimentieren, sondern sicher sein und genau richtig liegen. Denn ein Sanitärobjekt ist nicht mal so schnell eingebaut, ebenso wenig wie Fliesen verlegt oder Wände schnell gestrichen werden.

Wenn also so viele große Farbenfirmen ähnlich in der Bestimmung der aktuellen Zeitgeistfarbe liegen, was übrigens noch nicht oft passiert ist, kann man ziemlich sicher sein, dass sich dieser Trend deutlich länger als ein Jahr halten wird, die oben beschriebene Entwicklung für das Badezimmer wird also über 2022 hinaus Bestand haben.

Weit verbreitet in ­Farbenindustrie, Architektur und Design: Das ­„Natural Colour System“ (NCS) mit 1950 Farben ist über­sichtlich und intuitiv verständlich.

Wem der Einsatz von Farbe für die langlebigen Objekte zu riskant ist, der kann die Colour of the Year in Werbung und Deko oder als Blickfang in der Ausstellung aufgreifen, um Lust auf frischen Wind im Bad zu machen, sei es mit Very Peri oder mit Eukalyptus als Evergreen.

Müssen wir uns im Badezimmer nach dem Trend richten? Man muss natürlich nicht, aber die Kenntnisnahme der grundlegendsten Ergebnisse der Trendforschung helfen, alle Chancen zu nutzen, um sowohl Kundenbad wie auch Badausstellung aktuell, attraktiv und erfolgreich zu gestalten.

Dieser Artikel von Dr. Hildegard Kalthegener erschien zuerst in SBZ-Ausgabe 05/2022. Dr. Hildegard Kalthegener ist ­Farbexpertin, Seminarleiterin und Dozentin. Sie ist in diversen Branchen aktiv: Architektur und Interieur, Produktdesign und Trendresearch.

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