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Bohren und Befestigen im Bad: Was man in Nassbereichen beachten muss

Jörg Renz
Inhalt

Befestigungen im Nassbereich sind eine Herausforderung. Hinter den Fliesen ist der Baustoff nicht zu erkennen, zudem werden häufig Trockenbauplatten eingesetzt, die geringe Haltewerte haben. Bei gängigen Vorwandinstallationen wirken durch Hänge-WCs und Waschtische starke Querkräfte auf die Befestigungen. Darüber hinaus ist die sanitäre Einrichtung entsprechend den Wassereinwirkungsklassen W0‑I bis W3‑I Spritzwasser ausgesetzt.

Um den Baustoff und hier vor allem Gipskarton- und Gipsfaserplatten gegen Feuchtigkeit, Schimmelbildung und Schäden sowie die Bewohner vor den damit verbundenen Gesundheitsrisiken zu schützen, ist auch die fachgerechte Abdichtung der Befestigung im Bad notwendig. 

Der Artikel kompakt zusammengefasst

  • SHK-Handwerker sollten sich bei Befestigungen im Nassbereich nicht blind auf die mitgelieferten Befestigungselemente und Montageanleitungen verlassen.
  • Zu berücksichtigen sind nicht nur Eigengewicht, Belastung und Baustoffart. Wichtig ist auch die fachgerechte Abdichtung der Befestigung im Bad.
  • Bei hohen Belastungen auf Nummer sicher gehen und vor der Montage durch eine Probebohrung im Drehgang den Baustoff definieren.
  • Ob Accessoires, Duschtrennwände, Hängeschränke oder Sanitärkeramik: Mit der passenden Technik ist im Badezimmer eine Befestigung in fast jedem Baustoff möglich.
  • Wichtig sind für eine sichere Befestigung auch die richtige Bohrtechnik und eine anschließende gründliche Bohrlochreinigung.
Eigengewicht, Belastung, Baustoffart und Wasser­einwirkungsklasse: Für eine ­sichere Befestigung sind zahlreiche Faktoren zu beachten.

Bohren und Befestigen im Bad: Kundenzufriedenheit fördern

Der herunterhängende Handtuchhalter ist das erste sichtbare Zeichen, dass nicht korrekt befestigt wurde. Dies verärgert verständlicherweise den Kunden und nährt Zweifel, ob andere, wesentlich schwerere Gegenstände im Bad auch dauerhaft halten. Der SHK-Handwerker erspart sich viel Ärger, Kosten und die Sorge vor Gewährleistungsansprüchen, wenn er sich bei der Befestigung der Accessoires, Duschtrennwände, Hängeschränke und Sanitärkeramik im Badezimmer nicht nur auf die bereits beigelegten Befestigungselemente und die mitunter wenig aussagekräftigen Montageanleitungen verlässt.

Vor allem in alters- und behindertengerechten Bädern und sanitären Anlagen wirken bei Duschsitzen, Stützgriffen und Waschtischen mit Griffhalterungen hohe Querkräfte auf die Befestigungen ein. Bei in Sanierungen häufig verwendeten Wandbeplankungen wie Gipskarton- und Gipsfaserplatten lassen sich die Elemente nur in Hinterfütterung aus wasserfest verleimten Schichtholzplatten oder Metallplatten dauerhaft und sicher befestigen. Dabei sind die maximalen Konsollasten in den Normen DIN 4103‑2 „Nichttragende innere Trennwände – Teil 2: Trennwände aus Gips-Wandbauplatten“ und DIN 18183‑1 „Trennwände und Vorsatzschalen aus Gipsplatten mit Metallunterkonstruktionen – Teil 1: Beplankung mit Gipsplatten“ zu berücksichtigen.

Für die Befestigung in ­Beton sind Spreizdübel optimal ­geeignet.
Im Mauerwerk ist eine ­Befestigung mit Allzweck-­dübeln (z. B. Tri) empfehlenswert. Der Dübel verknotet in den Hohlräumen.

Neben dem Eigengewicht, der Belastung und den Baustoffen sind auch die DIN 18534 und die ETAG 022 bei der fachgerechten Befestigung zu beachten: Die DIN 18534 regelt seit 2017 die Abdichtung von Boden- und Wandflächen in Innenräumen, während die ETAG 022 hierzu ergänzend auf europäischer Ebene gilt. Das entsprechende Prüfverfahren erfolgt auf Basis der ETAG 022 nach Teil 1 und Teil 2.

Als relevante Anwendungsbereiche zählen brauch- und reinigungswasserbean­spruchte Flächen, wie Badezimmer, Duschanlagen, Schwimm­beckenumgänge, gewerblich genutzte Küchen sowie Produktions- und Gewerbeflächen. Dabei unterscheidet die DIN 18534 vier Wassereinwirkungsklassen:

  • W0-I (Flächen mit geringer Wassereinwirkung)
  • W1-I (Flächen mit mäßiger Wasser­einwirkung)
  • W2-I (Flächen mit hoher Wasser­einwirkung)
  • W3-I (Flächen mit sehr hoher Wasser­einwirkung).

Flächen mit hoher Wassereinwirkung

Der Fußboden wird im Nassbereich als Fläche mit hoher Wassereinwirkung (W2‑I) definiert. In der Regel sind auf dem Boden nur Stand-WCs zu befestigen. Zu empfehlen ist die Verwendung eines abgestimmten Befestigungssets mit einem Kunststoffdübel, wie z. B. das Set Toilet von Tox mit einer korrosionsbeständigen Schraube aus Messing und einer Kunststoffabdeckung. Notwendig ist zudem eine Abdichtung der Kappe mit einem Dichtmittel.

Flächen mit mäßiger Wassereinwirkung

Accessoires, Brausestange, Duschkabine, Duschtrennwand, aber auch Haltegriffe und Handtuchhalter im Bereich von Badewannen und Duschen sind entsprechend dem Geltungsbereich W1‑I zu betrachten. Dementsprechend ist die Befestigung auszuwählen.

Bei Beton, Mauerwerk aus Vollbaustoffen, Hohl- oder Kammerbaustoffen aus Ziegelstein, Kalksandstein, einfach und doppelt beplankten Trockenbauwänden im Bad lässt sich beispielsweise mit dem Allzweckdichtdübel Aqua Stop Pro eine sichere, abdichtende und zeitsparende Befestigung im Nassbereich realisieren. Die Dichtfunktion vermeidet das Eindringen von Feuchtigkeit in den Baustoff – ganz ohne zusätzliches Dichtmittel. Alle anderen Befestigungsmittel müssen zusätzlich abgedichtet werden.

Eine besondere Herausforderung für die Befestigung bringen Duschsitze sowie Wandstütz- und Stützklappgriffe mit sich, da die Belastungen beim abrupten Ab- und Umsetzen sehr hoch sind. Vor der Montage empfiehlt sich eine Probebohrung im Drehgang, um den Baustoff zu definieren. Je nach Baustoff sind folgende Befestigungsmöglichkeiten geeignet:

  • Beton: Innengewindeanker (z. B. Impact) oder eine Betonschraube (z. B. Sumo Max 1). Zudem ist eine Abdichtung mit einem Dichtmittel notwendig.
  • Mauerwerk aus Vollstein: chemischer Verbundanker mit Verbundmörtel (z. B. Liquix Pro 1) und Ankerstange aus Edelstahl. Zudem ist eine Abdichtung mit einem Dichtmittel notwendig.
  • Mauerwerk aus Hohlsteinen und Hochlochsteinen: chemischer Verbundanker mit Verbundmörtel (z. B. Liquix Pro 1), Siebhülse und Ankerstange aus Edelstahl. Zudem ist eine Abdichtung mit einem Dichtmittel notwendig.
  • Mauerwerk aus Porenbeton: keine Befestigungslösung mit notwendigen Haltewerten möglich.
  • Trockenbauplatten: Befestigung mit Traverse in der Leichtbauwand oder Befestigung in Hinterfütterung aus Schichtholzplatten und integrierten Stahl­platten.

Kopfbrausen zur Wand- und Decken­montage haben im Verhältnis zu Größe und Gewicht zumeist eine recht kleine Aufnahme zur Befestigung. Hierfür ist die Verwendung folgender Dübel zu empfehlen:

  • Beton, Mauerwerk aus Vollbaustoffen, Hohl- oder Kammerbaustoffen aus Ziegelstein, Kalksandstein:

    selbstabdichtender Kunststoffdübel (z. B. Aqua Stop Pro).
  • Trockenbauplatten:

    selbstabdichtender Kunststoffdübel (z. B. Aqua Stop Pro).
Die Befestigung an Trockenbau­platten erfolgt am besten mit speziellen ­Hohlraumdübeln.
Zur gleichmäßigen Verteilung der Last bei Hängeschränken sollten diese an Schienen befestigt werden. Beim Mauerwerk empfehlen sich dafür Parallel-Spreizdübel.

Flächen mit geringer Wassereinwirkung

Die Bereiche im Badezimmer um Waschtisch, WC und Urinal werden dem Geltungsbereich W0‑I mit geringer Wassereinwirkung zugeordnet. Um die Last bei Hängeschränken und Hängeunterschränken zu verteilen, sollte hier die Befestigung nicht direkt, sondern mittels einer Schiene erfolgen. Damit können auch in Baustoffen mit geringerer Tragfähigkeit hohe Lasten angebracht werden. Für die Befestigung wird empfohlen:

  • Beton: Spreizdübel aus Kunststoff (z. B. Aqua Stop Pro und Barracuda) und Abdichtung mit einem Dichtmittel.
  • Mauerwerk: Allzweckdübel (z. B. Tri) oder Parallel-Spreizdübel aus Kunststoff (z. B. Bizeps) und Abdichtung mit einem Dichtmittel.
  • Mauerwerk aus Porenbeton: Parallel-Spreizdübel aus Kunststoff (z. B. ­Bizeps) und Abdichtung mit einem Dicht­mittel.
  • Trockenbauplatten: Um die Last optimal einzuleiten, ist eine Befestigung in der Unterkonstruktion zu empfehlen. Die Aufstellung der senkrechten Profile erfolgt im Raster von 62,5 cm. Mit einem Ortungsgerät können diese lokalisiert werden. Befestigung mit selbstabdichtenden Dübeln (z. B. Aqua Stop Pro), Metall-Hohlraumdübeln (z. B. Acrobat) oder Hohlraumdübeln (z. B. ­Spagat Plus). Diese sind mit einem Dichtmittel abzu­dichten.

Des Weiteren gehören auch folgende Befestigungen in den Bereich mit geringer Wassereinwirkung:

Hänge-WC, Urinal

  • Beton, Mauerwerk aus Vollbaustoffen und Hochlochbaustoffe:

    selbstabdichtender Kunststoffdübel (z. B. Aqua Stop Pro) und Spezialbefestigung mit Abdeckkappe (z. B. Piss‑Fix XL) sowie Abdichtung mit einem Dichtmittel.
  • Mauerwerk aus Porenbeton:

    Parallel-Spreizdübel aus Kunststoff (z. B. ­Bizeps) und Abdichtung mit einem ­Dichtmittel.
  • Trockenbauplatten:

    Befestigung mit Traverse in der Leichtbauwand oder Befestigung in Hinterfütterung aus Schichtholzplatten und integrierten Stahl­platten.

Halterung für Seifenspender am Waschplatz, Toiletten­papier

  • Beton, Mauerwerk, Porenbeton und Trockenbauplatten:

    selbstabdichtender Allzweckdübel (z. B. Aqua Stop Pro).

Halterung für Seifenschale, Seifenspender im Duschbereich

  • Beton, Mauerwerk und Trockenbauplatten:

    selbstabdichtender Kunststoffdübel (z. B. Aqua Stop Pro).

Waschtische

  • Beton, Mauerwerk, Porenbeton:

    spezielle Sets zur Befestigung für Waschtische mit Stockschraube, Unterlegscheibe aus Kunststoff und Abdeckkappe mit einem Allzweckdübel (z. B. Oase) und Abdichtung mit einem Dichtmittel.
  • Trockenbauplatte:

    Doppelbeplankung und Befestigung mit Metallklappdübel (z. B. Oase Spagat) und Abdichtung mit einem Dichtmittel.

Waschtischkonsolen/-platten

  • Beton:

    selbstabdichtender Allzweckdübel

    (z. B. Aqua Stop Pro), Spreizdübel aus Kunststoff (z. B. Barracuda) und Abdichtung mit einem Dichtmittel.
  • Mauerwerk:

    selbstabdichtender Allzweckdübel

    (z. B. Aqua Stop Pro), Parallel-Spreizdübel aus Kunststoff (z. B. Bizeps) und Abdichtung mit einem Dichtmittel.
  • Trockenbauplatte:

    Doppelbeplankung und Befestigung mit Metallkippdübel (z. B. Oase Spagat Pro) und Abdichtung mit einem Dichtmittel.

Wärmekörper für Handtücher

  • Beton:

    Spreizdübel aus Kunststoff (z. B. Barracuda).
  • Mauerwerk:

    Allzweckdübel (z. B. Tri) oder Parallel-Spreizdübel aus Kunststoff (z. B. Bizeps) und Abdichtung mit einem Dichtmittel.
  • Porenbeton:

    Parallel-Spreizdübel aus Kunststoff (z. B. ­Bizeps) und Abdichtung mit einem Dicht­mittel.
  • Trockenbauplatte:

    Hohlraumdübel (z. B. Acrobat oder ­Spagat Plus) und Abdichtung mit einem Dichtmittel.
Für die Befestigung von Gegenständen im Mauerwerk, auf die hohe Lasten einwirken, sind chemische Verbundanker zu verwenden.
Wirken hohe Lasten auf Gegenstände, die in Beton befestigt sind, dann empfehlen sich für die Befestigung Innengewindeanker.

Richtig bohren im Bad

Bei einem Rohbau sind die Baustoffe noch leicht zu erkennen. Sobald die Wand jedoch verputzt oder verkleidet ist, lässt sich der Baustoff nicht mehr definieren, und das Bohren im Bad wird aufwendiger. Dabei hilft eine Probebohrung mit kleinem Bohrdurchmesser im Drehgang, um zu erkennen, was sich unter dem Putz oder den Fliesen verbirgt.

Tipp: Um beim Ansetzen auf der Fliese nicht abzurutschen und diese nicht zu beschädigen, ein Kreppband aufkleben. Wenn das Bohrloch ausgeschlagen ist, kann es mit einem Reparaturmörtel (z. B. Liquix SOS) ausgefüllt werden. Nach dem Aushärten wird das Bohrloch erstellt und der Dübel gesetzt.

Die Baustoffart lässt sich anhand des Bohrmehls erkennen:

  • Beton: sehr feines, weißes bis graues Bohrmehl
  • Ziegelmauerwerk: rotes ­Bohrmehl
  • Porenbeton: hellgraues, grob­körniges Bohrmehl
  • Hochlochziegel: beim Bohren spürbare Hohlräume, hellrotes Bohrmehl
  • Gipskarton: Hohlraum hinter den Platten, ­feines, weißes Bohrmehl
  • Kalksandstein: feinkörniges, sandiges, weißes Mehl.

Für die Baustoffe Beton, Leichtbeton oder Naturstein empfiehlt sich das Hammerbohren. Beim Bohren schlägt ein Schlaggewicht pneumatisch nach vorne auf den Schlagbolzen, der diese Schlagenergie axial auf den Bohrer weitergibt. Hierdurch wird durch die vorwärts gerichteten Schlagbewegungen das Material im Baustoff pulverisiert. Die entstehende Drehbewegung dient lediglich dazu, den Bohrstaub nach hinten abzuführen.

Betonschrauben sind für die Befestigung von Gegenständen in Beton, auf die hohe Lasten einwirken, ebenfalls gut geeignet.

Das richtige Werkzeug zum Bohren finden

Ein Bohrhammer arbeitet mit niedriger Schlagzahl, dafür aber mit einer wesentlich höheren Schlagenergie als ein Schlagbohrer. Dies ermöglicht schnelleres Arbeiten. Das Hammerbohren in Beton erfordert zudem weniger Krafteinsatz als beim Schlagbohren.

Im Gegensatz zum Bohrhammer wirkt der Schlagmechanismus beim Schlagbohrer in Drehrichtung. Diese Funktion wird erzeugt durch zwei Zahn- und Rastscheiben, die aufeinandertreffen und aneinander „abrutschen“. Dieser Vorgang überträgt Schläge auf das Bohrfutter, die über den Bohrer auf das Material einwirken.

Beim Schlagbohren wird mit vielen kleinen Schlägen in Drehrichtung des Bohrers gewirkt. Dadurch entsteht eine höhere Drehzahl als beim Bohrhammer, allerdings ist die Schlagenergie beim Schlagbohrer geringer. Um das Ergebnis beim Bohren zu optimieren, muss der Anwender die Maschine relativ fest gegen den Bohrgrund drücken. Schlagbohren ist gut geeignet für Vollstein mit dichtem Gefüge (Vollziegel oder Kalksandvollstein) und eher weiche Materialien.

Beim Drehbohren wird das Material durch Rotation und die spiralförmige Schneide abgetragen. Zu empfehlen ist Bohren ohne Schlag mit Bohrmaschine in Porenbeton, Lochstein und Wandbauplatten, damit Stege nicht ausbrechen. Drehbohren eignet sich bei Plattenbaustoffen wie Faserzementplatten, Gipskarton und Gipsfaserplatten, Steinen mit porigem Gefüge (Poren- oder Bimsbeton) und Mauerwerk aus Lochstein.

Ein wichtiger Faktor bei der Montage von Befestigungselementen ist die Bohrlochreinigung, da durch Bohrmehl im Baustoff die Haltekräfte um mehr als 50 % verringert werden können. Bohrmehl wirkt bei Spreizdübeln aus Kunststoff und Stahlankern wie eine Gleitschicht, bei chemischen Befestigungen hingegen wie eine Trennschicht. Empfohlen wird, das Loch mehrfach auszubürsten und auszublasen.

Dieser Artikel von Jörg Renz erschien zuerst in SBZ-Ausgabe 01/2023. Jörg Renz ist tätig in der Anwender­beratung bei der Tox-Dübel-Technik GmbH.

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