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Gibt es genug Holzpellets?

Dittmar Koop
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Die Pelletbranche wirbt für ihre Technik mit zwei Hauptargumenten, mit der Umweltfreundlichkeit eines Brennstoffs aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz und mit dem Brennstoffpreis. Wie sich der Brennstoffpreis entwickelt, hängt wie alles in der Marktwirtschaft von Angebot und Nachfrage ab. Das lässt sich bei Pellets bereits im Jahresverlauf beobachten: Der Preis ist in den Wintermonaten traditionell höher als im Sommer. Aber so gesehen liegt darin bereits eine gewisse Verlässlichkeit einer jahreszeitlich bedingten Preisentwicklung, die der Verbraucher vorausschauend einkalkulieren kann – was man vom Heizöl oder vom Gaspreis nicht sagen kann, weil sie zusätzlich auch noch Spekulationsobjekte sind.

Am Ende einer Pelletproduktion: Lkw werden mit frischen Holzpellets beladen. Werden die inländisch produzierten Mengen auf Sicht reichen?

Preisschwankungen bei Pellets treten zwar auch im Jahresvergleich auf (z. B. waren Holzpellets im Winter 2019/2020 mit durchschnittlich ca. 260 €/t teurer als im Winter 2020/2021 mit rund 240 €/t). Doch im Rückblick auf die letzten 10 Jahre (2011 - 2021) war die Brennstoffkostenentwicklung von Pellets sehr stabil. Der Wert pendelte immer um die 5 ct/kWh und der durchschnittliche Preisvorteil von Holzpellets zu Heizöl betrug in diesem Zeitraum 29 % und zu Erdgas 24,1 % (Angaben des Deutschen Pelletinstituts, DEPI).

Der DEPV erhebt die Marktdaten

Weil für die Branche das Brennstoffkostenargument so wichtig ist, wird auch viel Wert auf die Erhebung gelegt. Das wiederum gibt Verbrauchern eine gewisse Sicherheit, weil die Preis-Entwicklungen am Markt sehr genau und gut dokumentiert sowie transparent dargestellt werden. Der Pelletpreis wird seit 2011 im Monatsrhythmus veröffentlicht – bis Oktober 2020 vom Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV), seit November 2020 als DEPI-Pelletpreis (Deutsches Pelletinstitut, Tochterunternehmen des DEPV), für verschiedene Abnahmemengen und Regionen (unter www.depi.de). Er entspricht dem Durchschnittspreis in Deutschland für eine t Pellets der Qualitätsklasse ENplus A1 (lose eingeblasen, Lieferung im Umkreis 50 km, inkl. aller Nebenkosten und MwSt., derzeit 7%).

Die Hälfte sind Rohstoffkosten

In mögliche Preissteigerungen fließen natürlich auch Wirtschafts-Faktoren ein, die nicht unmittelbar mit der Pelletnachfrage zusammenhängen, z. B. Lohnkostensteigerungen oder Energiekostensteigerungen zur Produktion. Etwa 23% der Produktionskosten werden für das Trocknen, Zerkleinern und Pressen im Pelletwerk aufgewendet.

Doch das größte Delta werden auch in Zukunft die Rohstoffkosten sein. 45 - 50 % der Herstellungskosten für Holzpellets sind Rohstoffkosten. Für 1 t Pellets werden 6 bis 8 Schüttraummeter Sägespäne benötigt. Die Pelletbranche konkurriert um diesen Stoff mit anderen Verwertungspfaden, z. B. werden Sägespäne auch für den Garten verwendet oder in der Wärmedämmung, der Hauptkonkurrent ist allerdings die Spanplatten-Industrie.

Deswegen steht das maximal in Deutschland vorhandene Potenzial von jährlich 6,5 Mio. t Sägenebenprodukten (Angabe des Bundesverbands der Deutschen Säge- und Holzindustrie, DeSH) auch nicht allein der Pelletproduktion zur Verfügung, sondern nur teilweise. Wie lange wird es reichen?

 

 

Die „klassischen“ Pelletwerke in Deutschland sind Sägewerken angegliedert, aber genauso klassisch sind mittlerweile auch schon Pelletwerke, die unabhängig von solchen Standorten agieren und die ihre Sägespäne von auswärts per Lkw beziehen.

Blick auf die Rohstoff-Zukunft

Das DEPI prognostiziert aufgrund der aktuellen Absatz-Entwicklung eine Verdoppelung der installierten Pelletfeuerungen in Deutschland binnen 10 Jahren, von 605.000 Feuerungen derzeit (2021) auf 1,275 Mio. Pelletfeuerungen in 2030. Dabei wird eine Steigerungsrate von plus 5.000 Stück mehr Installationen pro Jahr als zum Vorjahr angenommen. Und obwohl auch angenommen wird, dass der Energieverbrauch um 2% jährlich sinken wird (z. B. durch höhere Dämmstandards im Neubau oder über Gebäudesanierungen) und die Zahl der Heizgradtage abnehmen wird (was realistisch ist aufgrund des Klimawandels), wird durch die angenommene Verdoppelung des Pelletfeuerungsbestands bis 2030 sich prognostisch auch der Pelletverbrauch fast verdoppeln (2021: 2,7 Mio. t, 2030: 5,2 Mio. t).

Sägespäne sind das Ausgangsprodukt für Holzpellets, egal, ob sie als Koppelprodukt in einem Sägewerk anfallen (so wie hier), angeliefert oder eigens aus Rundholz erzeugt werden.

Es ist somit absehbar, dass die deutschen Sägespan-Ressourcen bereits in wenigen Jahren nicht mehr ausreichen, um über sie den Pelletbedarf allein zu decken. Möglich ist, dass dann vermehrt ein zweites Rohstoff-Potenzial vermehrt angezapft wird/in Anspruch genommen werden muss: Jährlich fallen in Deutschland zusätzlich 17 Mio. t nicht sägefähiges Rundholz an.

Pellets aus Rundholz

Holzpellets aus Rundholz zu gewinnen wird in Deutschland vereinzelt, aber auch schon seit einer Dekade praktiziert, z. B. im Pelletwerk Erndtebrück (2010 errichtet, aktueller Markenname: NRW Pellets). Zwar hat das Werk eine wechselvolle Geschichte hinter sich; doch es zeigt, dass in Deutschland Holzpellets aus Rundholz offenbar zu wettbewerbsfähigen Marktpreisen produziert werden können – wenn das Werk von Anfang an darauf ausgelegt ist.

Es gib erste Pelletwerke in Deutschland, die sich in der Pellet-Produktion auf nicht sägefähiges Rundholz spezialisiert haben, hier ein Blick auf den Wiege-Eingang des Pelletwerks in Erndtebrück.

Die meisten Pelletwerke in Deutschland würden eine solche Option wohl nachrüsten müssen, erfordert sie doch einige vorgelagerte Produktionsschritte: Das Rundholz muss entrindet, danach zerhackt und anschließend zu Sägespänen zerkleinert werden. In Deutschland sind Pelletwerke traditionell aber vorhandenen Sägewerken angegliedert. Sie greifen also einen Abfallstoff auf, der auf dem Werksgelände sowieso anfällt und nicht extra produziert werden muss.

Blick auf die Pellet-Produktion

Ob sich diese „klassischen“ Pelletproduzenten in Deutschland auf die Herstellung von Pellets aus Rundholz einlassen werden, darüber kann nur spekuliert werden. Es wird natürlich davon abhängen, ob überhaupt Rundholz am entsprechenden Standort für diesen Zweck zur Verfügung stehen wird und natürlich auch davon, ob die Marktaussicht die ggf. notwendigen Investitionen rechtfertigt.

Nach derzeitigem Stand (Quelle: DEPI, Februar 2021) sehen die Inlandszahlen wie folgt aus: Die theoretische Kapazität aller Pelletwerke in Deutschland zusammengenommen beträgt 4,275 Mio. t, die tatsächliche Produktion 3,1 Mio. t und der Verbrauch 2,33 Mio. t (Die Zahlen beziehen sich auf 2020). Für 2021 wird ein Sprung der Produktionskapazität um 500.000 t auf 4,725 Mio. t prognostiziert, da aktuell laut DEPI an sieben Sägewerks-Standorten in Deutschland neue Pelletwerke geplant sind. Die laufende Produktion soll sich in diesem Jahr moderat um 200.000 t auf 3,3 Mio. t erhöhen. Interessant ist allerdings der prognostizierte Sprung beim Verbrauch von 2020 auf 2021, um 400.000 t. In den Vorjahren gab es nur maue Zuwächse zwischen 30.000 und 100.000 t.

Ausfuhr und Einfuhr

Bislang war es noch so, dass die Ausfuhr von Holzpellets aus Deutschland die Einfuhr deutlich überstieg (ca. 250.000 bis 500.000 t in der Bilanz, wechselnd, Zahlen seit 2015). In den Jahren davor lagen die Zahlen i. d. R. immer bei 400.000 t. Pellets nach Deutschland kommen aus den angrenzenden Nachbarländern Österreich, Tschechien, Polen, aber auch bereits aus Russland oder der Ukraine.

Ein Fazit

Auch die Pelletpreise werden steigen, soviel ist gewiss. Doch auch die von Strom, Gas und Öl. Die Branche ist seit langem dazu übergegangen, die relativen Preisvorteile von Holzpellets gegenüber Heizöl und Erdgas zu betonen. Nicht zuletzt aufgrund der CO2-Steuer auf fossile Brennstoffe könnte sich die Preisschere zu Gunsten Holzpellets weiter öffnen, selbst wenn es auch für sie absolute Preissteigerungen gibt. Es besteht theoretisch die Möglichkeit, die steigende inländische Nachfrage durch die Ausweitung des Rohstoffspektrums auf Rundholz auch inländisch zu decken, doch wird wahrscheinlicher sein, dass vermehrt Ware aus Deutschlands Nachbarländern kommt. Das kann sich vom Radius her bei einer entsprechenden Fortentwicklung perspektivisch erweitern (z.B. Baltikum, Russland oder Übersee).

... und ein Post-Fazit

Aber es gilt auch noch einen anderen Aspekt zu berücksichtigen. Vor einigen Jahren ließ der Pelletproduzent Markus Mann („Westerwälder Holzpellets“) den ökologischen Fußabdruck seiner Pelletproduktion ermitteln. Den sogenannten „Carbon Footprint“ ließ er sich vom TÜV Rheinland zertifizieren. Er machte damit auf ein bis dahin wenig beachtetes Problem aufmerksam, nämlich dass es beim Energieeinsatz und der Klimafreundlichkeit von Pelletproduktionen weltweit gesehen himmelweite Unterschiede gibt zu Produzenten, die u. a. Gas-, Kerosin- und Steinkohlefeuerungen benutzen statt Abwärme aus Biomassefeuerungen, um die Späne zu trocknen. Darauf gilt es in Zukunft auch als Verbraucher zu achten, selbst wenn die Pelletqualität am Ende über eine entsprechende Zertifizierung dieselbe ist. Genug Pellets indes wird es geben.

 Dittmar Koop ist Journalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz.

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