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Tipps: Kleines Gäste-WC optisch größer gestalten

Birgit Hansen
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Die Ausgangslage: Die Kunden wünschten sich ein modernes und gleichzeitig wohnliches Gäste-WC mit einem außergewöhnlichen Blickfang, um von der Enge abzulenken. Wie in Altbauten häufig zu finden, ist der Raum zweigeteilt: Im vorderen Bereich das WC, dahinter ein Vorratsraum, der von der daneben liegenden Küche aus betreten wird.

Die Position der Sanitärobjekte war vorgegeben und konnte nicht verändert werden. WC und Waschbecken waren zudem vor nicht allzu langer Zeit bereits ausgetauscht worden und in gutem Zustand. Daher wurden sie demontiert, eingelagert und nach der Sanierung wieder montiert. Auch die Vorwand samt Spülkasten blieb erhalten, lediglich die Betätigungsplatte wurde erneuert.

Wie in Altbauten häufig zu finden, ist der Raum zweigeteilt: Im vorderen Bereich das Gäste-WC, dahinter ein Vorratsraum, der von der daneben liegenden Küche aus betreten wird.

Es geht um jeden Zentimeter

Theoretisch wäre es möglich gewesen, auf die vorhandenen Fliesen aufzubauen. Aufgrund der Enge des Raumes entschieden wir uns jedoch für den Abriss, schließlich ging es buchstäblich um jeden Zentimeter. Zudem mussten Schlitze für neue Elektroleitungen gestemmt werden, ein Teil der Fliesen wäre also ohnehin beschädigt worden. Meine Erfahrung zeigt, dass der Aufwand für einen komplett neuen Aufbau ohnehin meist geringer ist als ein „Anflicken“ an vorhandene Flächen. Und das Ergebnis ist in jedem Fall besser.

Der Spiegeltrick

Im vorderen Teil ist der Raum nur 67 cm breit. Um hier – zumindest optisch – mehr Weite zu erzeugen, nutzten wir einen „Spiegeltrick“: Die linke Wand ist bis zur Höhe des Türrahmens komplett mit einem Spiegel belegt. Darin spiegelt sich die Tapete an der rechten Wand und erzeugt so den Eindruck eines doppelt so breiten Raumes. Wichtig dabei: Der Spiegel muss wirklich über die ganze Breite der Wand gehen, um die Illusion perfekt zu machen.

Übrigens wirken Räume generell breiter, wenn die gegenüberliegenden Wände unterschiedlich gestaltet sind. Bei der Tapete konnte ich die Kunden überzeugen, „nicht zu kleckern, sondern zu klotzen“. Die Wahl fiel auf ein großformatiges Seerosenmotiv in Aquarelloptik. Die Tapete wurde auf Maß für den Raum angefertigt. Sie hat eine gewebte Struktur, wirkt also auch aus der Nähe interessant.

Aufgrund des geringen Abstands ist es nicht möglich, das ganze Motiv direkt von vorne zu sehen, es ist nur über den Spiegel komplett sichtbar. Der Effekt ist verblüffend und lenkt von der räumlichen Enge ab. Gleichzeitig sorgt die Begrenzung von Tapete und Spiegel auf Türhöhe dafür, dass die Höhe des Raumes weniger wahrgenommen wird.

Der Spiegel muss wirklich über die ganze Breite der Wand gehen, um die Illusion perfekt zu machen. So wirkt das Gäste-WC doppelt so breit.

Farbige Nische

Ein besonderes Element des Raumes war eine Nische mit einem – mehr oder weniger – halb­runden Abschluss. Sie wurde liebevoll aufgearbeitet und gibt dem Raum jetzt eine besondere Note. Der neue Spiegel über dem Waschbecken ist an die Form der Nische angepasst. Die Lampe für die Spiegelbeleuchtung – natürlich ebenfalls rund – ist aus Platzmangel auf dem Glas montiert.

Um der Nische mehr optische Tiefe zu geben, wurde sie, passend zu Farbtönen aus der Tapete, in einem Petrolton gestrichen. Einen Warmwasseranschluss gibt es nicht, daher konnten wir eine minimalistische Armatur passend zum Becken einsetzen. Ihre Bogenform nimmt die Form der Nische wieder auf.

Unter dem Waschbecken bietet ein kleines Regal Ablagemöglichkeiten für Lektüre und Handtücher. Die hellgrau beschichteten Flächen sind pflegeleicht, die Kanten aus Multiplex bringen einen Holzton und damit Wohnlichkeit in den Raum. Aufgenommen wird dieser Materialmix noch einmal bei der Deckplatte der Vorwand am WC.

Der neue Spiegel über dem Waschbecken ist an die Form der Nische angepasst. Die Lampe für die Spiegelbeleuchtung – natürlich ebenfalls rund – ist aus Platzmangel auf dem Glas montiert.

Heizen mit Infrarot

Die Beheizung des Raumes war nicht so einfach zu lösen. Für einen klassischen Heizkörper war kein Platz. Eine wasserführende Fußbodenheizung konnte nicht installiert werden. Letztlich fiel die Wahl auf eine platzsparende und unauffällige Infrarotheizung mit einer Deckplatte aus mattiertem Glas. Sie ist an der Wand hinter dem WC installiert und wird über ein digitales Thermostat gesteuert.

Spachteln statt fliesen

Die kleinen Flächen an Wand und Boden sollten nicht noch zusätzlich durch Fugen unterteilt werden, daher kamen Fliesen in diesem WC nicht zum Einsatz. Stattdessen wurden der Boden und die Vorwand am WC mit einer fugenlosen Spachteltechnik beschichtet. Aus der handwerklichen Verarbeitung entsteht eine leichte Wolkigkeit, die perfekt zur Aquarelltechnik des Tapetenmotivs passt. Das Ergebnis ist ein Raum, der bei seinen Besuchern immer wieder für Verblüffung sorgt und noch lange in Erinnerung bleibt.

Die Tapete wurde auf Maß für den Raum angefertigt. Sie hat eine gewebte Struktur, wirkt also auch aus der Nähe interessant.

Details zur Planung

Diese Gestaltungstipps wurden beim Projekt umgesetzt:

  • Wandbreiter Spiegel für optische Weite
  • Bei schmalen Räumen gegenüber­liegende Wände unterschiedlich ­gestalten
  • Großes Tapetenmotiv zur Ablenkung
  • Nische dunkel abgesetzt für mehr Tiefe
  • Holz setzt wohnliche Akzente
  • Platzsparende Infrarotheizung
  • Spachteltechnik für fugenlose Flächen.

Dieser Artikel von Birgit Hansen ­ist zuerst erschienen in SBZ Ausgabe 15/2021. Birgit Hansen betreibt in Köln ein Innenarchitektur­büro für individuelle Raumkonzepte und Materialberatung. Einen Schwerpunkt bilden Bäder und Fliesen.

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