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Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude: Eine neue Ära des Bauens

Dittmar Koop
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Die BEG hat als Fördervoraussetzung für KfW 40 die Vorlage einer Nachhaltigkeitszertifizierung nach dem Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude (QNG) bestimmt. Was sind die Kriterien, was die Anforderungen und wer zertifiziert? Wie ist es z. B. auch um die Kosten der Zertifizierung bestellt und um die durch die höheren Anforderungen steigenden Baukosten? Last but not Least: Bilden sich in der Praxis jetzt Zertifizierungs-Warteschlangen? Teil 1 unserer Berichterstattung zum QNG stellt die Hintergründe, das Siegel sowie das Prozedere und erste Handlungs-Empfehlungen vor.

Seit 21. April sehen die neuen Regeln der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) vor, dass KfW-40-Häuser im Neubau nur dann noch gefördert werden, wenn sie auch die Nachhaltigkeitszertifizierung „Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude“ (QNG) vorweisen können. Diese gibt es zwar bereits seit Anfang Juli 2021, doch bislang war die Zertifizierung optional.

Hintergrund dieser Neuregelung ist das Ziel der Bundesregierung, den Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral zu machen. Geplant war/ist, die BEG in 3 Stufen weiterzuentwickeln. Stufe 2 sollte dann beschritten werden, wenn das Budget der Stufe 1 aufgebraucht wäre. Das war am 20. April der Fall – also am selben Tag, an dem der KfW-Teil des BEG-Programms nach dem abrupten Förderstopp von Anfang des Jahres wieder aufgenommen worden war. Die zusätzliche eine Milliarde Euro für Zuschüsse bei der Kredittilgung war innerhalb weniger Stunden weg.

Die QNG-Zertifizierung ist für Wohngebäude seit Ende April verpflichtend, wenn sie über die BEG gefördert werden wollen.

Zwei Qualitätssiegel zur Auswahl

In der Tat ist der QNG-Kriterienkatalog sehr umfangreich. Denn klimaschonendes Bauen ist nicht die einzige Anforderung, die nachhaltige Gebäude erfüllen müssen. Nach dem Willen der Koalition sollen Gebäude auch komfortabel, gesundheitsgerecht, funktional und technisch ausgereift sein und gleichzeitig kostengünstig gebaut und betrieben werden. Laut Bundesbauministerium (BMWSB) spiegeln die Anforderungen die unterschiedlichen Interessenlagen der am Bau Beteiligten und der Gesellschaft wider.

Die Erfüllung der Anforderungen ist durch eine unabhängige Prüfung nach Baufertigstellung anhand der abgeschlossenen Planungs- und Bauprozesse und auf Grundlage der Überprüfung ausgewählter realisierter Qualitäten nachzuweisen. Vergeben wird das QNG in zwei Qualitätsniveaus, als QNG-PLUS, das eine überdurchschnittliche Bau-Qualität bescheinigt und als QNG-Premium (deutlich überdurchschnittlicher Qualität). So müssen z. B. beim QNG-PLUS-Siegel mindestens 50 Prozent der verbauten Hölzer nachweislich aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen (z. B. PEFC oder FSC). Beim QNG-Premium müssen es mindestens 80 Prozent sein.

Was bringt die Premium-Version?

Welchen Vorteil hat es für einen Antragsteller, das Anforderungsniveau Premium zu erzielen statt Plus? Zwar kann laut BMWSB bislang durch die Erfüllung des Anforderungsniveaus QNG-Premium keine höhere Förderung erreicht werden. Doch Premium biete einen Ausblick auf zukünftige Anforderungen. Das Erreichen von QNG-Premium könne z.B. in Form eines Zertifikats, einer öffentlich einsehbaren Urkunde im Gebäude bzw. als Plakette am Gebäude sichtbar gemacht werden. „QNG-PREMIUM bietet daher die Möglichkeit, das Erreichen einer deutlich überdurchschnittlichen Qualität im nachhaltigen Bauen zu belegen und gegenüber Dritten kommunizieren zu können“, argumentiert das Ministerium.

Hintergrund des Anziehens der allumfassenden Anforderungen an Wohngebäude ist das Ziel der Bundesregierung, den Wohnsektor bis 2045 CO2-neutral zu machen.

Beratung und Zertifizierung sind das Nadelöhr

Die Zertifizierung wird erst nach Abschluss der Baumaßnahme vergeben. Der Nachweis über die erfolgreiche Erteilung des Zertifikats ist aber eine Fördervoraussetzung. Besteht hier für Bauleute ein Risiko, dass sie am Ende doch keine Förderung erhalten, weil sie die Zertifizierung nicht erhalten bzw. was sollten/können diese im Vorfeld tun, um ein solches Risiko zu minimieren oder gar auszuschließen?

Damit das QNG sicher erreicht werden kann, empfiehlt das Bundesbauministerium möglichst frühzeitig einen Nachhaltigkeits -Berater hinzuzuziehen. Die Nachhaltigkeits-Berater haben die Aufgabe, die Bauleute auf dem Weg zur QNG-Zertifizierung zu unterstützen und sie sollten die Baumaßnahme bis zum Abschluss begleiten. Seit Einführung am 1.7. 2021 der seinerzeit noch optionalen QNG-Zertifizierung verzeichnen Fortbildungsanbieter laut BMWSB einen hohen Zulauf an Baufachleuten, die sich zu solchen Beratern weiterbilden möchten. Dieser dürfte sich nun aufgrund der verpflichtenden Vorgabe weiter erhöhen.

Die für das QNG akkreditieren Zertifizierungsstellen können die Bauleute bei der Suche nach geeigneten Nachhaltigkeits-Beratern unterstützen. Dennoch ist das vorhandene Angebot an solchen Beratern auf Sicht erstmal das Nadelöhr. „Zurzeit kann das Angebot an Nachhaltigkeits-Beratern die Nachfrage noch nicht hinreichend bedienen“, räumt das BMWBS ein. Zugleich müssten die Zertifizierungsstellen zusätzliche Kapazitäten im Bereich der Konformitätsprüfung aufbauen. „Der Markt muss sich hier noch auf die geänderten Förderbedingungen einstellen.“

Bewertungssysteme und Zertifizierungsstellen

Voraussetzung für die Vergabe des QNG sind die Durchführung einer Nachhaltigkeitsbewertung auf der Grundlage eines bei der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) registrierten Nachhaltigkeitsbewertungssystems sowie die Überprüfung der erreichten Qualitäten durch eine akkreditierte Zertifizierungsstelle. Eine aktuelle Aufführung aller registrieren Bewertungssysteme/Zertifizierungsstellen ist einsehbar unter www.nachhaltigesbauen.de.

Mit Stand April 2022 sind folgende Bewertungssysteme und damit entsprechende Zertifizierungsstellen registriert:

Für Wohngebäude mit mindestens 6 Wohneinheiten:

Für Wohngebäude mit weniger als 6 Wohneinheiten:

Bei der QNG-Zertifizierung ist z. B. die Wahl der verwendeten Baumaterialen nur ein Bestandteil der Anforderungen.

Wie Bauherren auf Nummer Sicher gehen

Deshalb könnte es derzeit eng werden und es könnten sich Warteschlangen von Bauwilligen bilden. Denn um möglichst sicher zu gehen, sollte der Nachhaltigkeits-Berater bereits zur Antragstellung bestätigen, dass das QNG-Zertifikat voraussichtlich erreicht werden kann. „Hierzu sollten der Berater mit einem „Pre-Check“ eine Zwischenbewertung des aktuellen Planungsstandes sowie der Projektziele entsprechend der Anforderungen des QNG vornehmen“, rät das BMWSB.

Soweit in Folge einer noch unzureichenden Planungstiefe einzelne Kriterien oder Anforderungen noch nicht bewertet werden könnten, sollten von ihnen in Abstimmung mit den fachlich Beteiligten und den Antragstellern Abschätzungen und Annahmen getroffen werden und zu deren Plausibilität. Laut BMWSB könne das Erreichen eines QNG-Anforderungsniveaus nach Abschluss der Baumaßnahme als gesichert angenommen werden, wenn der Pre-Check das in Aussicht stellt und anschließend alle an Planung und Bau Beteiligten das dann auch umsetzen würden.

Die Zertifizierung selbst erfolgt erst nach Gebäudefertigstellung. Um sicher zu gehen, dass am Ende die Anforderungen auch erfüllt sind, empfiehlt das Bundesbauministerium einen „Pre-Check“, der am Anfang durchgeführt wird sowie eine kont. Baubegleitung.

Warum Fertighaushersteller vom QNG profitieren

Voraussetzung für die Vergabe des QNG ist ein „Nachweis der Erfüllung allgemeiner und besonderer Anforderungen an die ökologische, soziokulturelle und ökonomische Qualität von Gebäuden“. Das klingt sperrig und ist es in gewisser Weise auch. Aufgrund der Komplexität der Zertifizierung könnten vor allem Fertighausanbieter sowie Baugesellschaften weiter am Baumarkt profitieren, weil sie Kunden QNG-zertifizierte Hauslösungen aus einer Hand anbieten werden und darüber einem Bauherren die Last und die Arbeit daran abnehmen, individuell eine komplexe Materie überhaupt erst einmal aufzunehmen, zu verstehen, sich auf einem Zertifizierungsmarkt zu bewegen, den man als Laie kaum einschätzen kann und es dann in der Praxis zu überwachen gilt, ob am Ende alles so gelaufen ist wie geplant.

Die QNG-Zertifizierung ist sehr detailliert bzw. sehr komplex und stellt hohe Anforderungen an Bauherren, Planer, Bauträger, SHK und TGA, den Anforderungen zu entsprechen. Aber sie läutet auch eine neue Ära des Bauens ein.

Teil 2 unseres Beitrags zum QNG erscheint morgen und befasst sich mit folgenden Themen:

  • Wie begründet das BMWBS aus seiner Sicht die Notwendigkeit der QNG-Zertifizierung?
  • QNG-Bewertungssysteme: Das Problem des Durchblicks
  • Mit welchen Kosten für die QNG-Zertifizierung zu rechnen ist und welche Förderungen in Aussicht gestellt werden
  • Führt das QNG zum freiwilligen Verzicht auf die KfW 40 Förderung?

Dittmar Koop ist Journalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz.

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