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EU-Projekt SINFONIA zeigt Wege für die Bestandssanierung auf

Laszlo Lepp
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Es ist kein Geheimnis: Unser Gebäudebestand ist das Sorgenkind im Kampf um einen effektiven Klimaschutz. Hier liegen die größten Potenziale, um den Energieverbrauch und damit die CO2-Emissionen zu senken. Das EU-Projekt SINFONIA weist den Weg aus dem Dilemma mittelprächtiger energetischer Sanierungen, die einen Lock-in-Effekt zur Folge haben. Beispiele aus Innsbruck und Bozen in Tirol zeigen, dass die schrittweise Sanierung nach EnerPHit-Kriterien Einsparungen von bis zu 84 Prozent hervorbringt.

Bild 1: Mehrfamilienhaus IN22/23 in Innsbruck: Eines von zahlreichen Objekten, die im Rahmen des EU-Projekts SINFONIA energetisch saniert wurden.

Rund 80 Prozent der europäischen Bevölkerung lebt in urbanen Ballungsräumen. Städte spielen daher eine entscheidende Rolle beim Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft. Angesichts der Herausforderung, einerseits die Lebensqualität ihrer Bürger zu sichern und gleichzeitig energieeffizienter zu werden, müssen Städte bei der Raumplanung integrierte Stadtentwicklungsstrategien erarbeiten. Diese Strategien müssen die Städte sowohl nachhaltig als auch zu einem besseren Lebensraum für die Bewohner machen. Im Idealfall ergänzen sich diese beiden Ziele.

Vom Demonstrationsobjekt zur großflächigen Replikation

Der Schwerpunkt des EU-Projekts SINFONIA (Smart INitiative of cities Fully cOmmitted to iNvest IAdvanced large-scale energy solutions) lag auf der Entwicklung und Anwendung von skalierbaren Lösungen in den beiden Pionierstädten Innsbruck und Bozen. Dazu wurden Stadtteiltypologien und entsprechende Sanierungsmodelle definiert. Sie sollen es den Städten ermöglichen, ihre Anforderungen einfach zu bewerten und ihre langfristigen Sanierungsstrategien effizient zu definieren.

Die ausgewählten Gebäude aus den beiden Bezirken in Innsbruck (Bild 1) und Bozen sind typische Bestandsgebäude, die größtenteils aus demselben Jahrzehnt stammen und die Herausforderungen für die energetische Sanierung widerspiegeln, wie sie in den meisten europäischen Städten zu finden sind.

Um die Skalierbarkeit und Übertragbarkeit zu gewährleisten, wurden diese Modelle und Typologien mit allen beteiligten Akteuren nicht nur in den beiden beteiligten Städten getestet und validiert, sondern auch von fünf sogenannten Early Adopter Cities beobachtet, die aktiv am EU-Projekt SINFONIA teilnahmen: Die „frühzeitigen Anwender“ waren die Städte Pafos auf Zypern, Sevilla in Spanien, La Rochelle in Frankreich, Borås in Schweden sowie Rosenheim.

Dringender Handlungsbedarf im Gebäudebestand

Besonders in Europa, aber auch in anderen Teilen der Welt, gibt es einen sehr großen Gebäudebestand aus den 1950er bis 1970er Jahren, gleichzeitig sind noch viele Gebäude aus der Zeit um die Jahrhundertwende 1900-1920 vorhanden. Gebäude sind im Allgemeinen für etwa 35 bis 40 Prozent des Endenergieverbrauchs und für ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Bei der überwiegenden Mehrheit der Gebäude handelt es sich um energieintensive und unter energetischen Gesichtspunkten ineffiziente Bestandsgebäude, die so schnell wie möglich für die Energiewende fit gemacht werden müssen.

Es gibt viele Gründe für Sanierungen. Der Wichtigste ist sicherlich, dass Komponenten am Ende ihres Lebenszyklus angekommen sind und erneuert werden müssen. Doch auch neue Anforderungen an Barrierefreiheit, Platzbedarf und eine erhöhte Baudichte tragen zum Modernisierungsbedarf bei. Eine Gebäudesanierung muss die aktuellen und zukünftig sicherlich strengeren Anforderungen des Klimaschutzes erfüllen, damit Energie eingespart wird und die Kohlenstoffemissionen deutlich reduziert werden.

Das Dilemma der mittleren Qualität und der Lock-in-Effekt

Das Dilemma der mittleren Qualität ist ein wichtiges Thema. Sanierungen mit nur durchschnittlicher energetischer Qualität tragen nicht zu einem effektiven Klimaschutz bei, denn viel Energie wird nicht eingespart. Die meisten nationalen Bauvorschriften fordern jedoch aktuell keine bessere Qualität. Das hält prinzipiell einsichtige Bauherren vom besseren Sanieren und von effizienterem Klimaschutz ab und geht somit zu Lasten Aller.

Eine qualitativ schlechte Sanierung ist eine verpasste Gelegenheit für besseren Klimaschutz, denn dasselbe Bauteil wird aus wirtschaftlichen Gründen die nächsten zehn oder zwanzig Jahre sicherlich nicht mehr erneuert. Das führt zum Lock-in-Effekt, denn die mittlere bzw. schlechte Qualität bleibt über lange Zeit erhalten.

Doch klar ist: Um die Klimaschutzziele zu unserem eigenen Überleben zu erreichen, müssen wir den Energieverbrauch von Gebäuden so weit senken, dass diese in Zukunft vollständig mit erneuerbaren Energien versorgt werden können. Das geht nur mit energieeffizienten Gebäuden – egal, ob diese neu gebaut oder saniert werden. Mit dem Lock-in-Effekt ist die Chance auf eine regenerative Energieversorgung vertan.

Wie kann man den Lock-in-Effekt verhindern?

Wissenschaftliche Studien aus dem SINFONIA-Projekt haben ergeben, dass die Zielsetzung Passivhaus-Standard oder dem für energieeffiziente Sanierungen entwickelten EnerPHit-Standard als Mindeststandard helfen, die globalen Klimaschutzziele zu erreichen.

Abb. 2 und Abb. 3 zeigen, dass die größte Menge an CO2-Emissionen über einen Zeitraum von 50 Jahren eingespart wird, wenn nicht nur die Sanierungsrate, sondern gleichzeitig auch die Sanierungsqualität erhöht wird. Eine umfassende energetische Sanierung ist eine einmalige Gelegenheit für effektiven Klimaschutz. Qualität hat daher oberste Priorität.

Eine qualitativ schlechte Sanierung bedeutet für die nächsten Jahrzehnte eine verpasste Gelegenheit für guten Klimaschutz. Die Grafiken zeigen auch: Höhere Sanierungsraten mit geringerer Qualität führen in den ersten zehn Jahren zu niedrigeren Emissionen. Die kumulierten Emissionen über 50 Jahre gesehen sind bei geringer Sanierungsqualität jedoch höher als wenn die erfolgten Sanierungen von vornherein einem hohen Qualitätsstandard entsprochen hätten. Die Gebäude würden für Jahrzehnte auf einem mittleren Effizienzniveau bleiben. Um den Lock-in-Effekt zu vermeiden, ist es langfristig zielführender, eine energetische Sanierung Schritt für Schritt umzusetzen und dafür bei jeder einzelnen Maßnahme die höchste Qualität anzustreben.

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